Rund sechs Jahre ist es nun her, dass RTLzwei die Entscheidung traf, seiner eigenen Newsproduktion aus einem Berliner Set den Stecker zu ziehen. Nicht ohne Trennungsschmerz wurde dies damals verkündet. Etwas "Einzigartiges" sei in Berlin geschaffen worden, fand der damalige Programmchef Tom Zwiessler lobende Worte für das Team von Matthias Walter, der dem Sender danach noch einige Zeit erhalten blieb, inzwischen aber für die Deutsche Umwelthilfe arbeitet. Und sein damaliges Baby? Kommt inzwischen aus Köln, umgesetzt von RTL News – und läuft bereits nachmittags gegen 16 Uhr, inmitten von Sozial-Reportagen. Zu einer Zeit also, in der junge Menschen eher sporadisch vor dem Fernseher sitzen.



Im Gegenzug ist "Berlin – Tag & Nacht" damals direkt an die Primetime herangerückt, was insbesondere mit einer Ausweitung der Brutto-Sendezeit von 60 auf 70 Minuten einherging – was heißt: Innerhalb der von Filmpool stammenden Serie ist nun Platz für mehr Werbung. Der Sender zeigte im vergangenen Monat im Schnitt rund 16 Minuten Reklame während der Hauptstadt-Daily, verteilt auf drei Blöcke. Ein recht langer schon gegen 19:20 Uhr, ein weiterer gegen 19:45 Uhr und ein in den meisten Fällen etwas kürzerer um kurz nach 20 Uhr.

Konstanze Beyer © RTLzwei Konstanze Beyer
Das Set der "RTLzwei News" ist hingegen deutlich schlichter geworden als zu Berliner Zeiten, als die jungen News des Senders stets ein hipper Start-Up-Flair umgab. Auch mit Blick auf die Sendezeit fallen die Hauptnachrichten des Privatsenders inzwischen deutlich schmaler aus: In aller Regel informieren wechselnde Moderatorinnen und Moderatoren in gerade einmal sechs Minuten über das wichtigste aus der Welt, die Beiträge speisen sich dabei aus der ohnehin für unterschiedliche Marken laufenden Palette von RTL News. "Inhaltlich sind die 'RTLzwei News' nach wie vor als junge Nachrichtensendung konzipiert. Neben tageaktueller Politik liegt unser Schwerpunkt auf lebensnahen Themen, die den Alltag der Menschen betreffen. Daneben haben auch VIP-News ihren festen Platz", sagt Konstanze Beyer, Programmdirektorin Factual & Doku und Chefredakteurin des Senders, im Gespräch mit DWDL.de. Im Normalfall wirken die kürzesten Hauptnachrichten aller Vollprogramme gleichermaßen kompakt wie unaufdringlich.

Nachjustiert werde regelmäßig. Erst 2023, so berichtet es Beyer, habe man entschieden, News nicht vorrangig aus einem urbanen Blickwinkel machen zu wollen. Konkretes Beispiel? Geht es um steigende Benzinpreise, wird weniger über Uber berichtet, sondern vermehrt über Themen, die auch draußen auf dem Land interessieren.

Das Interesse an den "RTLzwei News" ist gleichwohl seit den Umbauten deutlich gesunken – das dürfte aber im Vorfeld klar gewesen sein. Und dennoch ist es erwähnenswert, war es dem Sender früher doch stets wichtig zu betonen, dass man auf dem alten 20-Uhr-Sendeplatz und in ganz jungen Zielgruppen mitunter sogar die "Tagesschau" im Ersten überholt hatte. Kamen die "RTLzwei News" vor zehn Jahren im Schnitt teils auf über sieben Prozent Marktanteil bei den Jüngeren und gesamt auf um die 900.000 Zuschauerinnen und Zuschauer, sind es jetzt weniger als 200.000 und knapp vier Prozent. Immerhin stiegen die Quoten bei den Jungen zuletzt – auch dank eines stärkeren Programmumfelds.



"Da die linearen TV-Reichweiten seit 2018 insgesamt rückläufig sind, ist ein Vergleich der Zuschauerzahlen nur eingeschränkt möglich", analysiert Beyer die nackten Zahlen. "Tatsache ist, dass die Marktanteile der 'RTLzwei News' um 16 Uhr in der Zielgruppe 14-49 auf Senderschnitt liegen und insofern zufriedenstellend sind. Sie unterscheiden sich damit auch nicht signifikant von den nachmittäglichen Nachrichtensendungen anderer Privatsender der zweiten Generation. Junge Zielgruppen würden, sagt Bayer, Nachrichten inzwischen ohnehin bevorzugt mobil und in sozialen Medien beziehen. "Trotzdem und ein Stück weit gerade deshalb fühlen wir uns einer täglichen News-Sendung, die mit den herausragenden journalistischen Ressourcen der RTL News GmbH produziert wird, weiterhin verpflichtet."

Insofern blickt man am Sendersitz in Grünwald bei München heute zufrieden auf die Entwicklung - und die nicht unumstrittene Entscheidung damals. Beyer jedenfalls resümiert: "Die Bilanz ist insgesamt positiv."