Das Finale der Fußball-Europameisterschaft liegt keine zwei Wochen zurück, das Finale der Tour de France ist sogar erst erst fünf Tage her, da steht schon das nächste große Sportereignis in den Startlöchern. Die Rede ist, klar, von den Olympischen Spielen, die erstmals seit mehr als einem Jahrzehnt wieder in Europa Station machen. Die ersten Wettbewerbe haben bereits am Mittwoch und Donnerstag stattgefunden, doch wirklich los geht’s freilich erst am Freitagabend mit der Eröffnungsfeier, die, so erwarten es Sportfans aus aller Welt, ein Spektakel zu werden versprechen.
Dass die Spiele in Europa stattfinden, dürfte nicht zuletzt die Verantwortlichen der deutschen Sender freuen, die nicht gegen die nächtliche Müdigkeit des Publikums ansenden müssen, sondern viele sportliche Highlights in der Primetime zeigen können. Sie sind aber auch deshalb besonders, weil es die ersten nach der Pandemie sind. "Paris 2024 – das sind die Spiele, bei denen die Sportler und ihre Fans und Freunde wieder gemeinsam vor Ort sein können", sagt Jochen Gundel, der als Director Sports GSA bei Warner Bros. Discovery für die hiesigen Eurosport-Übertragungen verantwortlich ist.
Man wolle die zahlreichen Geschichten der Athletinnen und Athleten in den Mittelpunkt rücken und Olympia "mit allen sportlichen, aber auch persönlichen Höhepunkten und Facetten für die Fans so authentisch und unmittelbar wie möglich erlebbar machen", erklärt Gundel das Konzept von Eurosport, zu dem zwei abendliche Live-Shows aus besagter Roof-Top-Location zählen, in denen Moderator Thomas Wagner unter anderem ins Deutsche Haus schaltet, wo Fabian Hambüchen die Sportler interviewen wird. Tagsüber soll die "Medal Zone", eine Art Olympia-Konferenz, das Publikum bei der Stange halten.
Einfach wird es für Eurosport indes erfahrungsgemäß nicht, mit seinen Übertragungen beim deutschen TV-Publikum durchzudringen. Das musste Warner Bros. Dicovery schon vor drei Jahren feststellen, als Eurosport trotz stundenlanger Olympia-Übertragungen ein Nischendasein fristete, während ARD und ZDF ein Millionenpublikum und Marktanteile von mehr als 30 Prozent in der Spitze erreichten. Zwei Platzhirsche auf der einen Seite, ein Underdog auf der anderen. Ähnlich dürfte die Rollenverteilung auch bei den nun beginnenden Sommerspielen wieder sein, bei denen sich die Öffentlich-Rechtlichen anschicken, eine umfangreiche Berichterstattung auf die Beine zu stellen.
An den 16 Olympia-Tagen werden sich beide Sender abwechseln und rund 240 Stunden live in ihren linearen Programmen sowie rund 1.500 Stunden in Livestreams anbieten. Los geht’s, ähnlich wie bei Eurosport, schon in den frühen Morgenstunden. Gesendet wird aus einem gemeinsamen Studio auf dem Place de l'Alma, das mit Blick auf die Seine und den Eiffelturm "französische Eleganz und sportliche Dynamik, historische und moderne Architektur, Großstadt und Wohnzimmer" vereinen soll, wie ARD-Regisseurin Sarah Blätz sagt. "Die große Glasfront bietet ein Panorama aus Eiffelturm, Seine und Pariser Boulevards. Wir fühlen hautnah den olympischen Puls der Stadt und sind dennoch zu Hause, auf dem Sofa im persönlichen Gespräch mit den deutschen Athletinnen und Athleten."
Einheitlich wird die Studio-Optik dennoch nicht sein, macht Anke Scholten, Olympia-Programmchefin des ZDF, deutlich. "Dieses Studio wurde gemeinsam entwickelt und wird dennoch durch die individuelle Nutzung unterscheidbar sein", sagt sie. "Dies gelingt unseren Regisseurinnen und Regisseuren durch ihre kreative Arbeit, durch Elemente des ZDF-Designs und vieles mehr. Im Wesentlichen lebt das Studio aber durch die Athletinnen und Athleten, die an den Sendetagen zu Gast sein werden – und durch Katrin Müller-Hohenstein und Jochen Breyer, die im ZDF durch das Olympia-Programm führen." Im Ersten werden es übrigens Esther Sedlaczek und Alexander Bommes sein, die die langen Sendestrecken moderieren.
"Kostenbewusst und effizient"
Und ein crossmedialer ARD-Autor reist sogar nach Tahiti in den Südpazifik, um von den olympischen Surf-Wettbewerben zu berichten. "Wir sind ein Team, berichten aber für alle Ausspielwege mit unterschiedlichen Anforderungen von vier, eigentlich fünf Standorten. Das ist eine immense Komplexität und eine große Herausforderung an Produktion, Technik und Redaktion", so Mirjam Bach, ARD-Programmchefin für die Olympischen Spiele und Paralympics.
Wie also kann es Eurosport also vor dem Hintergrund dieses Aufwands gelingen, mit seinem Angebot durchzudringen? Darauf angesprochen, verweist Jochen Gundel auf das große Ganze – immerhin überträgt Warner Bros. Discovery die Spiele in 47 Märkten in in 19 Sprachversionen. "Das ist ein riesiges Unterfangen, das in solch einer Komplexität und Umfang kein anderes Medienunternehmen auf die Beine stellt", sagt der WBD-Sportchef. "Und wie man auch Olympische Spiele als Gesamtevent, das sich aus vielen einzelnen Events zusammensetzt, sehen muss, so ist auch der Olympia-Ansatz von Warner Bros. Discovery ein riesiges Puzzle, das sich aus vielen Teilen zu einem Gesamtbild formiert."
Als Partner des IOC sei es stets das Anliegen und Versprechen gewesen, "die Olympischen Spiele so vielen Zuschauern wie möglich zugänglich zu machen – über unsere eigenen Sender und Plattformen als auch über Partnerschaften", sagt Gundel zu DWDL.de. "Wir sind immens stolz auf unser redaktionelles Angebot – Eurosport 1 ist sicher unser Flaggschiff, die einzige Anlaufstelle im deutschen Free-TV, die an jedem Olympiatag live auf Sendung ist." Ohnehin senden parallel dazu auch der Pay-TV-Sender Eurosport 2, die Streaming-Plattform Discovery+ und ein UHD-Kanal, der über Satellit via HD+ zu empfangen ist. "Ein Erfolg ist es für mich", so Gundel, "wenn die Olympischen Spielen bei möglichst vielen Menschen im Gedächtnis bleiben und wir bei Paris 2024 die Sportfans über alle Plattformen und Kanäle emotional abholen."