Ziemlich genau ein Jahr ist es her, dass eine Nachricht den Produktionsstandort Köln aufmischte. Nachdem Bavaria Studios in den Jahren zuvor die Zahl der Studio-Produktionen am eigenen Standort Geiselgasteig bereits spürbar gesteigert hat, versucht sich der der öffentlich-rechtliche Studiobetreiber seither auch in der Domstadt an einem Angriff. Dort ist der Wettbewerb bislang mit der MMC in Ossendorf sowie EMG Germany im benachbarten Hürth von zwei privaten Betreibern geprägt. Vor diesem Hintergrund stellten sich nicht wenige in der Branche die Frage: Braucht es da wirklich noch die Bavaria?
Aller Kritik zum Trotz wurden durch eine langfristige Vereinbarung für das Produktionsgelände in Köln-Bocklemünd, die Bavaria Studios mit dem WDR geschlossen hat, Tatsachen geschaffen – und mit der Produktion von "Promi Big Brother" für Sat.1 und "Big Brother" für Joyn, beides hergestellt von Endemol Shine Germany, hatte man dann auch gleich zwei hochkarätige Formate an Land gezogen.
Nun, ein Jahr später, wirkt es, als hätte sich die Aufregung gelegt. "Der Bedarf nach Kapazitäten steigt eher als er sinkt. Es ist außerdem ein Beweis für die hervorragenden Produktionsbedingungen hier in und um Köln, die wir schon seit Jahrzehnten mitprägen", erklärte René Steinbusch, Geschäftsführer von EMG Germany, jüngst im DWDL.de-Interview und gab sich betont gelassen, wenngleich seine Aussagen nicht ohne Seitenhieb blieben. "Gegen Wettbewerb ist nichts zu sagen, der treibt meist an und hilft auch nochmal einen Blick auf die eigene Effizienz zu werfen. Wünschenswert wäre es allerdings, wenn alle Wettbewerber auch nach den gleichen ökonomischen Prinzipien arbeiten würden und da darf es nicht zum Missverhältnis kommen."
Dass viele Sender aktuell mit neuen Beauftragungen zurückhaltend sind, sieht gleichwohl auch der CEO. "Diese Zurückhaltung, die wir in der Tat spüren, getrieben vor allem von geopolitischen Entwicklungen mit Auswirkungen auf den Werbemarkt und die unternehmerischen Entscheidungen von Studiokunden, wirkt sich natürlich auf die Studionachfrage aus. Im Filmbereich kommen im internationalen Wettbewerb standortspezifische Faktoren wie die jeweilige Förder- und Kostensituation in den einzelnen Ländermärkten hinzu."
Franckenstein hofft entsprechend auf die Politik, aber auch auf eine Erholung der vom Werbegschäft abhängigen Privatsender und einer damit einhergehenden Lust auf neue Beauftragungen. "Wir erwarten, dass ein neues deutsches Filmfördermodell hier für eine Belebung sorgen wird und haben in den letzten fünf Jahren einen sehr volatilen TV-Werbemarkt erlebt, von dem wir hoffen, dass die leicht positive Entwicklung, die für dieses Jahr prognostiziert wird, sich weiter stabilisiert", sagt er.
Angesprochen auf seine Erwartungen für das zweite Bocklemünd-Jahr der Bavaria, äußert sich der Bavaria-CEO daher erst mal zurückhaltend. "Wir wollen", betont Christian Franckenstein, "in den herausfordernden Marktbedingungen für unsere Kunden in Köln unverändert ein attraktives Dienstleitungsangebot vor Ort anbieten." Zumindest auf "Promi Big Brother" kann Bavaria Studios schon mal zählen: Auch die nächste Staffel der Sat.1-Show wird, wie ein Sendersprecher jetzt auf DWDL.de-Nachfrage bestätigte, wieder in Bocklemünd entstehen.