Der Blick auf die Quoten im Frühprogramm war für die Verantwortlichen von RTL lange mit Bauchschmerzen verbunden. Über Jahre wollte es dem Marktführer, der mit seinen Nachrichten in aller Regel sehr erfolgreich ist, nicht gelingen, das Publikum von seiner morgendlichen Magazin-Strecke zu überzeugen. Im letzten Jahr von "Guten Morgen Deutschland", das einst aus "Punkt 6" hervorgegangen war, war der durchschnittliche Marktanteil in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen angekommen. Unübersehbar schien der Handlungsbedarf.
Etwas mehr als zwei Jahre ist es inzwischen her, dass sich RTL dazu entschied, einen kompletten Cut zu machen und "Guten Morgen Deutschland" durch die frühere Marke "Punkt 6" ersetzte - ergänzt um "Punkt 7" und "Punkt 8" in den darauffolgenden beiden Stunden. Beim neuen, alten Namen blieb es allerdings nicht: Mit vielen neuen Gesichtern, vor allem aber mit einer inhaltlichen Neujustierung sowie dem später in Betrieb genommenen neuen Nachrichtenstudio änderten sich Anmutung und Ansprache im Morgenprogramm spürbar.
Dabei hilft etwa das "Thema am Morgen", das in jeder Sendestunde mit einem anderen Schwerpunkt besprochen wird und zusätzlich dem Publikum die Möglichkeit bietet, sich zu beteiligen, etwa mit einer Sprachnachricht. Erhöht wurden jüngst auch die Talkanteile mit Reportern und Expertinnen. "Wir haben jetzt drei Jahre keinen Stein auf dem anderen gelassen, waren mutig und haben viel ausprobiert", fasst Daniel Mundhenke die Formatarbeit zusammen, die dazu führte, dass RTL mittlerweile nach langer Sinnsuche seinen Platz zwischen den seriösen "Morgenmagazinen" von ARD und ZDF sowie dem schon seit jeher gute Laune verströmenden "Sat.1-Frühstücksfernsehen" gefunden zu haben scheint.
Der Magazin-Chefredakteur spricht inzwischen von einem "Erfolg der RTL-Frühmagazine". Dass das Wort "Erfolg" in Köln überhaupt wieder in diesem Zusammenhang in den Mund genommen wird, schien lange undenkbar. Doch mittlerweile ist dem Kölner Team tatsächlich auch aus Quotensicht die Kehrtwende gelungen. Mit über 20 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen verzeichnete "Punkt 6" erst in der vorigen Woche einen neuen Bestwert, auch "Punkt 7" und "Punkt 8" stellten in diesem Jahr bereits Rekorde auf.
Unterm Strich lag "Punkt 6" im ersten Halbjahr 2024 bei einem durchschnittlichen Marktanteil von 12,0 Prozent in der klassischen Zielgruppe, fast drei Prozentpunkte mehr als ein Jahr zuvor. In der erweiterten Zielgruppe der 14- bis 59-Jährigen ging der Marktanteil auf elf Prozent nach oben. "Punkt 7" und "Punkt 8" können damit zwar noch nicht mithalten, liegen inzwischen aber ebenfalls immer häufiger im zweistelligen Bereich, seit März kann insbesondere "Punkt 7" auf Monatsbasis diese Marke inzwichen regelmäßig überspringen.
Bemerkenswert ist dabei, dass es RTL gelang, die Quoten zu steigern, ohne dem weiterhin führenden "Sat.1-Frühstücksfernsehen" erkennbaren Schaden zuzufügen; die Abgrenzung zur Konkurrenz funktioniert also augenscheinlich. Am Ende des Weges sieht Daniel Mundhenke die "Punkt"-Magazine am Morgen gleichwohl noch nicht. "Schon jetzt", sagt er zu DWDL.de, "sind wir immer wieder Marktführer, und das dauerhaft zu erreichen, ist unser erklärtes Ziel." Ein Ziel, dem man 2024 zumindest ein ganzes Stück näher ist als noch vor wenigen Jahren.