Der Fokus der Fußball-Fans liegt in diesen Tagen auf der Fußball-Europameisterschaft. Die Heim-EM, so viel lässt sich - trotz des bitteren Ausscheidens der deutschen Nationalmannschaft - weniger als eine Woche vor deren Ende sagen, war ein voller Erfolg. Auch für die übertragenden Sender und Plattformen.

Klar, dass die nächste Weltmeisterschaft vor dem Hintergrund des laufenden Turniers noch weit entfernt zu sein scheint. Doch der Blick voraus offenbart eine ungewöhnliche Leerstelle, denn wo die nächste Fußball-WM zu sehen sein wird, steht noch völlig in den Sternen. Das ist ein ungewöhnlich kurzer Vorlauf – erst recht, wenn man sich vor Augen führt, dass der Fußball-Weltverband, die FIFA, schon 2014 die Übertragungsrechte für die umstrittene Katar-WM vergeben hat, also mit einem bemerkenswerten Vorlauf von acht Jahren.

Nun sind auch zwei Jahre noch ausreichend Zeit, um die Vorbereitungen für die Übertragungen zu treffen. Erstaunlich ist allerdings, dass zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht einmal klar ist, wann genau der Vergabeprozess für die deutschen TV-Rechte überhaupt starten wird. Hört man sich bei potenziellen Interessenten bezüglich des Fahrplans um, dann ist als Antwort meist nicht mehr als ein Schulterzucken zu vernehmen. Auf DWDL.de-Nachfrage vermag dann auch ein FIFA-Sprecher nicht zu sagen, wann genau der Tender über die Bühne gehen soll. Ein zitierfähiges Statement dazu gibt es zwar nicht, doch offiziell gibt man sich in der Züricher Zentrale des Weltverbands gelassen. Alles kein Problem, so der Tenor.

Wirklich nachvollziehbar ist die Zurückhaltung indes freilich nicht, schließlich ist man etwa im Nachbarland Frankreich schon weiter. Dort hatte die M6 Group bereits im März den Konkurrenten TF1 überboten und die Free-TV-Rechte nicht nur für die Weltmeisterschaft 2026 erworben, sondern auch direkt für die WM 2030. In Österreich steht sogar schon seit Ende vergangenen Jahres fest, dass der ORF sämtliche Live-Rechte an der kommenden WM hält – auch wenn davon auszugehen ist, dass sich der öffentlich-rechtliche Sender noch mit dem Konkurrenz auf eine Kooperation verständigen wird, um die Kosten zu drücken.

Für die übertragenden Sender wird die Fußball-WM künftig ohnehin eine Herausforderung, weil ab 2026 nicht mehr nur 32 Mannschaften an der Endrunde teilnehmen, sondern gleich 48. Die Zahl der Spiele erhöht sich dadurch von 64 auf 104 Partien – das sind mehr als doppelt so viele wie bei der derzeitigen Europameisterschaft. Um all die Spiele zu absolvieren, wird sich die nächste WM über mehr als fünf Wochen hinweg erstrecken. Das birgt selbst bei den größten Fußball-Fans die Gefahr eines Overkills.

Dazu kommt aus deutscher Sicht das Dilemma mit der Zeitverschiebung: Weil die WM in zwei Jahren in den USA, Kanada und Mexiko stattfinden wird, werden viele Partien hierzulande zu nächtlicher Stunde angepfiffen – nicht gerade attraktiv für mögliche Rechteinhaber. Erst recht für private Anbieter, die die sehr späten Fußball-Umfelder potenziellen Werbekunden schmackhaft machen müssen.

Yorck Polus © ZDF/Torsten Silz/Meike Wittenstein Yorck Polus
Mit Blick auf die Öffentlich-Rechtlichen drückt aber auch ZDF-Sportchef Yorck Polus auf die Erwartungsbremse. "Wir müssen schauen, was da möglich ist", sagt Polus gegenüber DWDL.de und verweist auf die veränderte Ausgangssituation. "48 Teams treten in drei Ländern an, 104 Spiele verteilt in Nord- und Mittelamerika, veranstaltet von einer FIFA, die die Veranstaltung immer größer machen will – da wird es zunehmend schwerer, sich vorzustellen, dass das zwei Sender in Deutschland allein übertragen werden." Doch das alles ist bislang Zukunftsmusik. Zunächst ist ohnehin die FIFA am Zug.