Das ZDF war auch in der zu Ende gehenden Saison 2023/24 mit großem Abstand Marktführer beim Gesamtpublikum, hat die Führung sogar noch minimal ausgebaut - und es ist schwer vorstellbar, wie sich daran in absehbarer Zeit etwas ändern soll. Viel zu stark ist das Grundgerüst des Senders mit überlegenen Quoten beispielsweise in der Daytime, aber auch am späten Abend, wo beginnend mit dem "heute-journal" aber auch einer festen Säule wie "Markus Lanz" selbst ein dürftiges Abschneiden in der Primetime regelmäßig wieder ausgeglichen wird.
Nimmt man den Nachmittag, dann konnte das ZDF hier seine Position sogar noch weiter stärken. Neben "Bares für Rares" hat sich hier längst die "Küchenschlacht" zum weiteren Hit entwickelt, der in den zurückliegenden Monaten so erfolgreich wie noch nie unterwegs war. "Bares für Rares" hat zwar in den letzten Jahren etwas an Reichweite verloren, erzielt aber im Schnitt noch immer fast 23 Prozent Marktanteil. Bei den 14- bis 49-Jährigen ist "Bares für Rares" in diesem Jahr mit bislang 10,6 Prozent im Schnitt auch ein voller Erfolg, die "Küchenschlacht" liegt ebenfalls weit über ZDF-Normalwerten.
Und während sich andere Sender den Kopf zerbrechen, womit man den Nachmittag wieder in Schwung bringen könnte, räumt das ZDF zwischen 16 und 17 Uhr mit Wiederholungen der "Rosenheim-Cops" in der Spitze auch noch über 30 Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum ab. Kein Schreibfehler! Selbst die jüngsten Einsparbemühungen konnten dem ZDF nichts anhaben: Seit einigen Monaten spart man sich "Leute heute" am Vorabend und die "Drehscheibe" am Mittag - ohne nennenswert negative Auswirkungen. Dass man am Vormittag bei "Volle Kanne" obendrein noch davon profitiert, dass sich die ARD "Live nach Neun" spart, kommt noch dazu. Wenn's läuft, dann läuft's.
Manch Schwäche im Fiktionalen
Aber es ist natürlich trotzdem nicht alles eitel Sonnenschein in Mainz, auch das ZDF hat in manchen Bereichen mit ein paar Problemen zu kämpfen. Am Vorabend laufen die "SOKOs" zwar wie geschnitten Brot - das Fehlen der eingesparten "SOKO Hamburg" dürfte daran kaum etwas ändern. In der zweiten Schiene um 19:25 Uhr können hingegen eigentlich nur die Klassiker "Die Rosenheim-Cops" und "Notruf Hafenkante" überzeugen. "WISO" als Magazin mal außen vor: "Bettys Diagnose" läuft freitags schon lange mäßig, mittwochs konnte "Hotel Mondial" zum Auftakt kaum überzeugen, "Blutige Anfänger" lief etwas besser - hier ist das Aus aber schon beschlossen. Generell will das ZDF mittwochs ja ohnehin auf Non-Fiktionales setzen. Das spart Kosten, ist aber kein Selbstläufer, wie eher mittelmäßige Quoten für die "Gartenprofis" im letzten Sommer oder zuletzt die Lege-Wiederholungen zeigten (während Sebastian Lege mit "ZDFbesseresser" in der Primetime immer wieder für Spitzen-Quoten gerade auch bei Jüngeren sorgt).
Auch in der Primetime gab es abseits sehr erfolgreicher Krimiserien und -reihen am Freitag- und Samstagabend - von denen man mit "Letzte Spur Berlin" gerade trotz nochmal gestiegener Quoten gerade verabschiedet hat - einige Problemfälle im Fiktionalen. Auffällig dabei: Donnerstags ist das ZDF immer dann erfolgreich, wenn man auf 90-minütige Reihen setzt - ob "Bergdoktor", "Bergretter" oder "Lena Lorenz". Mit kürzeren Serienfolgen tut man sich deutlich schwerer, siehe "Mandat für Mai", "Doktor Ballouz", "Wendehammer" oder "Fritzie".
Vielleicht ist es auch gar keine so gute Idee, diese 45-Minüter immer in Doppelfolgen zu zeigen, statt ein Line-Up aus zwei zueinander passenden Serien zu bauen, die sich idealerweise noch gegenseitig befruchten. Das wäre der Vorteil eines linearen Programms, um dessen Ausnutzung man sich (nicht nur beim ZDF) abseits des Krimi-Freitags gar nicht mehr zu bemühen scheint. Und vielleicht könnte es auch nicht schaden, wenn eine neue Serie mal länger als drei Wochen im Programm auftaucht. Als größeren (zumindest linearen) Flop muss das ZDF unterdessen übrigens auch die Event-Programmierung von "Reset - Wie weit willst du gehen?" verbuchen, wobei hier die Abrufzahlen in der Mediathek stärker ins Gewicht fallen.
Der andere große Fiction-Platz ist das "Herzkino" am Sonntag. Lange stand dieser Sendeplatz in der Außenwahrnehmung vor allem für Pilcher und Lindström. Inzwischen sind das auch aus Quotensicht längst nicht mehr die Aushängeschilder, stattdessen räumt hier alljährlich "Frühling" ab, auch der noch recht neue "Dr. Nice" schlägt sich nice, "Neuer Wind im Alten Land" feierte eine gelungene Premiere. Nicht überzeugen konnte von den Sonntags-Neustarts hingegen "Hotel Barcelona" auch "Familie Anders tat sich etwas schwerer.
Im Unterhaltungs-Bereich hatte man mit "Wetten, dass..?" wieder die erfolgreichste Show des Jahres im Programm - doch noch ein weiteres Mal wird man die Abschied-Comeback-Abschied-Comeback-Karte mit Thomas Gottschalk natürlich nicht ausspielen können. Eine mögliche Neuauflage ohne ihn ließ man bewusst offen, man darf also gespannt sein, ob man sich noch einmal heranwagt. Ansonsten hat man an Erfolgen im Show-Bereich vor allem noch den "Quiz-Champion", den man weiter ausbaut und im Gegenzug aufs quotenschwache "Da kommst du nie drauf" verzichtet. Die "Giovanni Zarrella Show" leistete sich zuletzt ein paar Schwächen, bleibt im musikalischen Bereich aber gesetzt.
Womit Erfolge bei Jüngeren gelangen
Und: Man beförderte Jan Böhmermann mit "Lass dich überwachen" nun doch noch in die Primetime. Die Gesamt-Reichweite blieb eher ernüchternd, beim jüngeren Publikum war die Sendung aber ein schöner Erfolg - im Zuge des Versprechens, ein "ZDF für alle" zu bieten, kann es also wohl nicht schaden, auch an einem solchen jüngeren Programm festzuhalten. Böhmermann und Oliver Welke garantieren daneben ja ohnehin Woche für Woche, dass freitags auch die jüngere Generation ihren Weg zum ZDF findet - wenn auch zuletzt bei leicht sinkenden Reichweiten. Ein schöner Erfolg gelang dem ZDF außerdem auch mit der Nostalgie-Show "Welke & Pastewka - Wiedersehen macht Freude" - und auch hier gerade auch beim jüngeren Publikum.
Große Erfolg beim jungen Publikum verbucht das ZDF aber auch immer wieder mit Formaten, die auf den ersten Blick gar nicht so jung wirken. Das seit 57 Jahren im ZDF-Programm befindliche "Aktenzeichen XY... ungelöst" zum Beispiel holt nicht nur regelmäßig deutlich über fünf Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer vor den Fernseher, sondern erzielte selbst bei den 14- bis 49-Jährigen herausragende Marktanteile von im Schnitt fast 18 Prozent. Und auch auf dem Doku/Factual-Sendeplatz am Dienstag gelingen immer häufiger zweistellige Marktanteile beim jungen Publikum, sei es mit Sebastian Leges "Besseresser"-Reihe, mit der - inhaltlich manchmal fragwürdigen - "Insider"-Reihe oder in diesem Jahr beispielsweise auch der "Otto Story".
Angesichts des enormen Erfolgs, den das ZDF ausweislich seiner Marktanteile unbestreitbar hat, bleibt es weiter eine besondere Herausforderung, Neues zu wagen, das diese Messlatte nicht deutlich reißt. Innovationen im Hauptprogramm gab's daher auch in den letzten Monaten nur in überschaubarem Ausmaß, was sich 2024/25 kaum ändern dürfte. Doch wer sich ums Brot- und Butter-Geschäft nicht allzu sehr sorgen muss, kann um so mehr Experimentierfreude in der ZDF-Mediathek und bei ZDFneo zeigen. Die nutzte man zuletzt beispielsweise für einen ganzen Schwung an Comedyserien und Late-Night-Shows. Hier wird freilich spannend, welche Lehren man daraus zieht und ob man neue Dauerbrenner etablieren kann. Doch das ist ein anderes Thema, das an anderer Stelle beleuchtet werden soll.