Nur noch bis zum Jahresende wird Tom Buhrow bekanntlich als WDR-Intendant fungieren. Und danach? Die Nachfolge-Suche läuft inzwischen auf Hochtouren und wenige Tage, nachdem die Bewerbungsfrist endete, kristallisieren sich nun auch erste Namen heraus, die Ambitionen auf einen der mächtigsten Posten innerhalb der ARD hegen. Über sie berichten unter anderem "Business Insider" und die "Süddeutsche Zeitung".
Zwei Namen kommen dabei wenig überraschend: Es handelt sich um WDR-Programmdirektor Jörg Schönenborn und WDR-Verwaltungsdirektorin Katrin Vernau. Daneben hat sich sich aber auch Helge Fuhst beworben, der seit fast fünf Jahren als Zweiter Chefredakteur von ARD-aktuell fungiert und in dieser Funktion die "Tagesthemen" verantwortet. Auch Elmar Theveßen, der einst stellvertretender Chefredakteur des ZDF war und nun schon seit einigen Jahren das ZDF-Studio in Washington leitet, schielt auf die Buhrow-Nachfolge.
Wer sind die aussichtsreichsten Bewerber?
© WDR/Annika Fußwinkel
Jörg Schönenborn
Jörg Schönenborn ist ein echtes Urgestein des Westdeutschen Rundfunks und kennt den öffentlich-rechtlichen Sender wohl wie wenige andere, ist der Journalist doch schon mehr als sein halbes Leben lang für den WDR tätig - vom Hörfunkredakteur und Korrespondenten hat er sich zunächst als Chefredakteur und später als Programmdirektor empfohlen. Durch seine Wahlanalysen, aber auch als Moderator des "Presseclubs" ist Schönenborn zudem, ähnlich wie Tom Buhrow, auch dem TV-Publikum bestens bekannt. Dass er sich auf den Intendanten-Posten bewirbt, kommt mit Blick auf seine Vita nicht überraschend. Nun, mit 59 Jahren, sieht er seine Chance auf den höchsten Posten im Haus gekommen.
© RBB/Gundula Krause
Katin Vernau
Ausgemachte Sache ist Schönenborns Wahl gleichwohl nicht, schließlich gibt es mit Katrin Vernau sogar eine Mitbewerberin, die bereits Erfahrung als Intendantin mitbringt. Nach dem Skandal um Patricia Schlesinger war sie es, die für ein Jahr nach Berlin ging, um den RBB wieder in sicheres Fahrwasser zu bringen. Tatsächlich hat sie im Sender für Ruhe gesorgt, auch wenn ihr kommunikativ unglücklicher Abgang vom RBB wiederum neue Aufregung nach sich zog. Gelingt es der WDR-Verwaltungsdirektorin nicht, sich im Rennen um die Intendanz durchzusetzen, halten Beobachter auch eine Rückkehr in die - noch besser bezahlte - freie Wirtschaft nicht für ausgeschlossen, schließlich war Vernau vor ihrem Wechsel zum WDR bereits für Roland Berger tätig.
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Helge Fuhst
Einen klaren Favoriten im erwarteten Duell zwischen Schönenborn und Vernau gibt es im WDR-Rundfunkrat, der letztlich die Entscheidung fällt, nach DWDL.de-Informationen nicht. Vor diesem Hintergrund ist dann auch die Bewerbung von Helge Fuhst zu sehen, der in den vergangenen Jahren eine der steilsten Karrieren in der ARD hingelegt hat. Nach einer Station im ARD-Studio Washington sowie beim NDR in Hamburg war Fuhst schon vor mehr als zehn Jahren erstmals für die "Tagesthemen" tätig - und arbeitete eng mit dem damaligen Moderator Tom Buhrow zusammen, der Fuhst nach seiner Wahl zum Intendanten schließlich zu seinem persönlichen Referenten in Köln machte. Wenige Jahre später wechselte Fuhst als Programmgeschäftsführer zu Phoenix, ehe er schließlich 2019 die Leitung der "Tagesthemen" übernahm, die er inzwischen auch vertretungsweise moderiert. Ein stolzer Karriereweg also, obwohl Fuhst gerade einmal 40 Jahre alt ist. Mit seiner Bewerbung wird die bevorstehende Intendanten-Wahl somit also auch zu einer Generationen-Frage.
© ZDF/Andreas Steg
Elmar Theveßen
Elmar Theveßen wiederum stünde als Studioleiter in Washington gewissermaßen in der Tradition von Tom Buhrow, der einst - wenn auch für die ARD - ebenfalls in der US-amerikanischen Hauptstadt als Korrepondent arbeitete. Fraglich allerdings, ob er im Rundfunkrat allzu große Chancen hätte, allen voran gegen seinen im WDR deutlich besser vernetzten Journalisten-Kollegen Jörg Schönenborn. Ebenfalls als Bewerber wird Christian Vogg genannt, der momentan für die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft arbeitet, in der Vergangenheit aber auch schon mehr als zwei Jahrzehnte lang für den WDR im In- und Ausland tätig war.
© ARD/Alexander von Spreti
Christine Strobl
Und dann ist da noch Christine Strobl, deren Name derzeit ebenfalls gehandelt wurde. Inzwischen hat sie klargestellt, sich nicht auf die Buhrow-Nachfolge beworben zu haben. Klar ist: Management-Erfahrung und einen tiefen Einblick in die Strukturen der ARD hätte Strobl gewiss mitgebracht. Eine (deutliche) Niederlage bei der WDR-Wahl hätte sie im Senderverbund jedoch auch ein Stück weit beschädigt. Verständlich also, dass sie es nicht versuchen wird.
Wie geht's nun weiter?
Der Fahrplan sieht nun zunächst vor, dass sich die Mitglieder des WDR-Rundfunkrats am kommenden Freitag von den eingereichten Bewerbungen selbst ein Bild machen können - ein echtes Novum. Nach DWDL.de-Informationen soll die Findungskommission, die aus Mitgliedern von Rundfunk- und Verwaltungsrat besteht, am 8. Juni Gespräche mit den besten Kandidatinnen und Kandidaten führen, ehe schließlich mindestens drei von ihnen für die Wahl am 27. Juni vorgeschlagen werden. Diese könnte spannender werden als anfangs von vielen gedacht.
Hinweis: Wir haben den Artikel am Mittwochmittag um das Dementi von Christine Strobl ergänzt.