Mit Geschenken ist das zumeist ja so eine Sache. Es gibt sie in aller Regel zu Weihnachten, zum Geburtstag und vielleicht zu ganz besonderen beruflichen Jubiläum. Und "Riesengeschenke", die sind sowieso rar gesät. Insofern dürfte Alexander Rösner, Chefredakteur von Sky Sport, gesegnet sein, dass ihm nach ziemlich genau einem halben Jahr beim Pay-TV-Sender ein solches "Riesengeschenk" quasi vom Himmel fällt. "Normalerweise haben wir ja zweimal pro Jahr den 'Klassiker', das Topduell zwischen Bayern und Dortmund, den wir vergangenen Herbst richtig groß inszeniert haben. Dass jetzt auch das Spiel am Samstag zwischen Bayern und Leverkusen meisterschaftsvorentscheidend sein kann, ist für uns alle ein Riesengeschenk und aus meiner Sicht sogar das Highlight der bisherigen Saison", sagt der Fernsehmacher. 

Sein Sender überträgt am Samstag ab 17:30 Uhr das Aufeinandertreffen der beiden derzeit besten Fußballvereine des Landes – und schickt dafür "unseren ersten Sturm auf das Eis bzw. auf den Rasen", wie er sagt und dabei nicht gerade mit Superlativen spart: Wolff Fuss ("populärster Kommentator Deutschland"), Lothar Matthäus ("meistbeachteter Experte), Sebastian Hellmann ("bekanntestes Sky-Fußballgesicht"), Julia Simic ("hat sich seit Saisonbeginn super weiterentwickelt") und Patrick Wasserziehr ("der derzeit beste Field Reporter Deutschlands"). Mit Julian Nagelsmann wird zudem der amtierende Bundestrainer als Gast im Sky-Rahmenprogramm auftauchen. "In Specials und etlichen Sondersendungen haben wir unser Publikum schon seit Tagen auf das Spiel vorbereitet. Dazu gehört auch, dass sich unsere donnerstägliche "Matchplan"-Sendung natürlich dem Duell widmete. Am Samstag wird die "Matchplan"-Crew (Moderator Jan Henkel sowie die ehemalige Bundestrainerin der Frauen Martina Voss-Tecklenburg und Ex-Köln und -BVB-Trainer Peter Stöger) dann im Stadion sein und das Taktik-Feed live kommentieren". So also stellt Rösner sich die televisionäre Abbildung eines solchen Kracherspiels vor.

Seit September lenkt Rösner, der zuvor über Jahre hinweg Chef von "ran", der ProSiebenSat.1-Sportmarke, war, nun die Geschicke der "Sporthochburg" Sky Sport, wie der TV-Journalist sie nennt. Der Wechsel des Mannes, der mit "ran" einst die NFL groß gemacht hat, kam für manche Beobachter durchaus überraschend, zumal sich um die Zukunft von Sky zuletzt einige Gerüchte rankten. Doch das umfangreiche Rechte-Paket war wohl letztlich Anreiz genug: "Wir besitzen die meisten Bundesligarechte und produzieren wöchentlich unzählige Sendungen rund um die Bundesliga als perfekte Ergänzung unserer Live-Fußballübertragungen. Darüber hinaus haben wir auch zur Formel 1, die frisch bis 2028 verlängerte Premier League, Tennis und Golf viel zu bieten – hinzu kommt neuerdings die MotoGP. Es ist diese Vielfalt, die meinen neuen Job so facettenreich und attraktiv macht", sagt Rösner.

Interessant ist, dass er in seinem ersten halben Jahr die meisten Weichenstellungen gar nicht bei den Leuchttürmen getätigt hat. Bei den Bundesliga-Übertragungen sind es bis dato nur Details, die er angepasst hat – etwa die Integration eines Sport-Newsblocks in den Bundesliga-Vorlauf am Samstag. "Wir wollen den Fans damit auch Sporthighlights abseits des Fußballs näherbringen, etwa das nächste Topmatch von Alexander Zverev. Zudem ist es sicher gut, wenn Fußballfans, die den Samstagnachmittag bei ihrem Nachbarn verbringen und noch kein Sky-Kunde sind, somit erfahren, welche frei zugänglichen digitalen Angebote unser Haus anbietet." Mit der Berichterstattung über die erste Liga sei Rösner nämlich auch so "äußerst zufrieden".

 

Ich sehe seine Arbeit positiv, er hilft uns sehr, da er stets klare Worte zu aktuellen Fußballthemen findet. Er macht das so, wie es der Zuschauer auf der Couch haben will und sagt das, was das Publikum denkt. 
Alexander Rösner über Sky-Experte Didi Hamann

 

Das gilt auch für den zuletzt wie am Fließband Schlagzeilen produzierenden Experten Dietmar Hamann, der in der Vergangenheit mit einer (für manche Fans zu häufigen) Kritik am FC Bayern auffiel. Rösner bezeichnet den Ex-Fußballer als "sehr meinungsstarken Experten", der Sky "sehr helfe", da er stets klare Worte zu aktuellen Fußballthemen finde. "Er macht das so, wie es der Zuschauer auf der Couch haben will und sagt das, was das Publikum denkt. Für seine Aussage über Thomas Tuchel und den FC Barcelona, die vom FC Bayern ja sehr offensiv kritisiert wurde, hat er sich auch öffentlich bei Thomas Tuchel entschuldigt", sagt Rösner.

Deutlich stärker angepackt hat er im Unterhaus, der zweiten Bundesliga. Schnell habe er festgestellt, dass Sky die Liga stärken müsse, berichtet er. "Auch wegen der aktuell teilnehmenden Mannschaften verzeichnen wir ein durchschnittliches Reichweitenplus von aktuell 27 Prozent gegenüber der vorigen Saison. So haben wir im Winter das Topspiel am Samstagabend deutlich aufgewertet, indem wir es wieder mit einem Moderator und einem Kommentator besetzen. Das macht uns im Stadion flexibler. Und die Fans hören während der 90 Minuten in der Regel sehr bekannte Stimmen, die sie auch aus Spielen der Bundesliga kennen." Die Nachberichte am Freitag sind mittlerweile ausführlicher, geliefert werden mehr Stimmen aus den Stadien als bisher. "Zudem ist seit wenigen Wochen wieder bei jedem Zweitligaspiel auch ein Field-Reporter vor Ort", sagt Rösner. Früher hatte sich Sky in diesem Punkt durchaus Lücken geleistet. "Wir haben Wege gefunden, das zu ermöglichen, indem wir umgeschichtet haben", so Rösner, angesprochen auf finanzielle Zwänge.

Die bekam im zurückliegenden Sommer bekanntlich auch Sky Sport News zu spüren, jener Nachrichtensender, der seitdem in aller Regel wochentags am Vormittag und an Bundesliga-Wochenenden nachmittags nicht mehr live sendet. Die Qualität habe nicht gelitten, behauptet Rösner im Gespräch mit DWDL.de.. "Wir können äußerst zufrieden sein, dass sich die Quoten gerade in der Primetime so positiv entwickelt haben, dass wir Reichweitenverluste am Vormittag überkompensiert haben. Sky Sport News ist unser tägliches Schaufenster für die Bundesliga und  unseren weiteren Live-Sport und daher absolut wichtig."

Für die nähere und mittelfristige Zukunft hat sich Rösner verschiedene Ziele gesetzt. Natürlich gehört es dazu, dass Sky Sport jeden Tag thematisch relevant bleiben solle. Dabei sollen die Sendungen allerdings "noch etwas unterhaltsamer" gestaltet und auch jünger werden. Jene Verjüngung hat schon kürzlich begonnen – etwa mit der neuen SSN-Moderatorin Mara Mones und mit dem von "ran" geholten Max Zielke, der als Moderator und Interviewer im Rahmen der ersten und zweiten Bundesliga auftauchen wird und nach einem Einsatz in Liga 2 an diesem Wochenende nun sein Sky-Bundesliga-Debüt in Augsburg feiert. Auch den Reporterpool habe man um viele junge Gesichter erweitert. "In unserer Redaktion sehe ich sehr viele junge Reporter und Kommentatoren. Diese 'Young Guns' werde ich fördern – wir wollen sie Schritt für Schritt entwickeln und bei immer wichtigeren Spielen einsetzen."

Wieder eine Frau am Fußball-Mikrofon

Und dann kann Alexander Rösner auch vorsichtig Vollzug vermelden bei einem Vorhaben, über das Sportvorstand Charly Classen schon seit Längerem in Interviews immer wieder spricht. Das Bestreben, Fußballspiele wieder von einer Kommentatorin begleiten zu lassen. Bis 2018 hatte Sky noch Christina Graf in seinen Reihen. Graf arbeitet und kommentiert inzwischen für die ARD. Rösner nannte nun erstmals eine zeitliche Komponente für die Sky-Nachfolgerin von Graf: "Langfristig, spätestens aber mit Beginn der neuen Fußballsaison, wollen wir wieder eine weibliche Fußballkommentatorin einsetzen. Daran arbeiten wir bereits seit Monaten sehr intensiv.“

Gleiches gilt natürlich auch für das wichtige Spiel für Sky Deutschland. Gemeint ist damit nicht das "Riesengeschenk" München gegen Leverkusen, sondern die in diesen Wochen gehörig Fahrt aufnehmende Bundesliga-Rechteausschreibung, die im zweiten Quartal 2024 abgeschlossen sein soll. Welche Zielsetzung Sky in diesem Punkt hat, hatte der in diesem Punkt unter anderem zuständige Sportvorstand Charly Classen ja zuletzt schon gegenüber klargemacht: "Wir sind aktuell der größte Partner der DFL und wollen das auch bleiben." Möglich also, dass es für Rösner auch im Frühjahr nochmals Geschenke gibt. Geschenke, für die der Sender aber freilich erstmal tief in die Tasche wird greifen müssen.