André Schubert © André Schubert André Schubert
Eine Gruppe bekannter Personen, ausgesetzt in der Wildnis. Klingt nach "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!", ist in diesem Fall aber das Internet-Phänomen "7 vs. Wild", das 2021 erstmals mit einer 16-teiligen Staffel auf YouTube publiziert wurde. "Wir sind das 'Dschungelcamp', aber in krass - mit echten Gefahren. Eine ähnliche Zuschauer-Größenordnung wie 'Ich bin ein Star…' haben wir ja auch schon", sagt André Schubert, Geschäftsführer von Calivision Network. Schubert, der einst als Autor bei der "Harald Schmidt Show" begann, danach für "DSDS" oder die "Crash Games" arbeitete und zudem auch die Geschäfte von Dreiwerk Entertainment führt, hat "7 vs. Wild" vor einiger Zeit, so kann man es sagen, wohl gerettet. Die ersten beiden Staffeln hatten die Formaterfinder Fritz Meinecke, Johannes Hovekamp und Maximilian Kovacs noch selbst gemacht. "Danach wollten sie nicht weitermachen. Das habe ich mitbekommen – und hatte die Idee, es fortzusetzen und größer werden zu lassen. So haben wir die Marke erworben", sagt der Calivision-Chef zu DWDL.de.



"Die Jungs waren nach Staffel 2 wirklich fertig. Der Aufschrei bei den Fans auf diese Ankündigung von Fritz war riesig. Und in genau diesem Moment ist André auf die Bildfläche getreten. Und das war gut so. Denn was jetzt in Staffel 3 entstanden ist, ist eine Win-Win-Win-Situation – auch für die komplette Community", berichtet auch Nils Trümpener. Trümpener wechselte 2023 als Executive Producer zu Calivision, er war vorher im RTL-Unterhaltungsteam tätig, noch davor hatte er die RTLzwei-Redaktion von "Berlin – Tag & Nacht" und "Köln 50667" geleitet.

Nils Trümpener © Silvio Guiman Nils Trümpener
Während die redaktionelle Hoheit auch während Staffel drei bei den Erfindern verblieb, unterstützte die Calivision-Crew an wesentlicher Stelle: "Es müssen Sicherheitskonzepte erstellt werden, sodass es eine Gewährleistung für alle gibt. Wir sind ein Outdoor-Format – und eine Privatperson kann so etwas nur bis zu einem gewissen Punkt tragen, aber nicht mehr in der Skalierung, die "7 vs. Wild" jetzt erreicht hat", so Trümpener. In puncto Professionalisierung geholfen zu haben, darauf ist auch Christian Höweler, Chef von Freevee Deutschland und Österreich, stolz: 

"Mit der strategischen Partnerschaft und der damit verbundenen Unterstützung durch Amazon Freevee wurde die Fortführung des beliebten Formats erst möglich sowie die Qualität, Sicherheit und der Umfang der Show erhöht. Zum Beispiel wurde das Sicherheitsniveau durch das Produktionsteam und Macher der Show objektiv im Vergleich zu vorangegangenen Staffeln stark erhöht und professionalisiert." Gleichzeitig sei und bleibe "7 vs. Wild" eine "authentische Survival Herausforderung mit der Notwendigkeit zu improvisieren und einem gewissen Restrisiko."

Skalierung ist ein gutes Stichwort. Nicht ohne Plan hatte Schubert beim Format zugeschlagen – weil er jenes Potential erkannte, das Trümpener so zusammenfasst: "In Staffel eins haben wir eine Gruppe von Kumpels und Freunden aus einer bestimmten Bushcraft/Outdoor -Bubble vor und hinter der Kamera gesehen. Das hat wegen der hohen Authentizität enorm gut funktioniert. In der YouTube-Welt ist der Trust das höchste Gut. In Staffel zwei wurde es schon größer. Die Produktion ist dann von Jetzt auf gleich – auch dank zahlreicher Reaction-Videos – förmlich explodiert. Der Erfolg ist aber natürlich gewachsen." In Staffel drei habe man es dann geschafft, "diese wertvolle Community" auf eine ganz andere Plattform zu bekommen. Der kostenlose Amazon-Streamer Freevee zeigte die Episoden einige Wochen vorab – noch vor dem eigenen YouTube-Kanal.

Set 7 vs. Wild S3 © Calivision Network Am Set der dritten Staffel von '7 vs. Wild'.
  

Seit der Veröffentlichung der ersten Folge befindet sich "7 vs. Wild" durchgehend unter den Freevee-Top 10 in Deutschland, somit ist das Format nach Angaben des Anbieters inzwischen die erfolgreichste Sendung bei Freevee und gemessen nach gestreamten Stunden weltweit unter den Freevee-Top 5. Die Rede ist von inzwischen über 50 Millionen Streams allein bei Freevee. Hinzu kommt, dass rund 80 Prozent des Publikums männlich und zwischen 18 und 34 Jahre alt sein sollen – "7 vs. Wild" erreicht also eine Zielgruppe, die klassische TV-Formate immer schwerer für sich begeistern. Entsprechend zufrieden ist auch Christian Höweler. Der Leiter von Freevee Deutschland und Österreich sagt zu DWDL: "Für uns war von Beginn an ein zentraler Aspekt der Partnerschaft mit den Format-Machern und Calivision Network GmbH, einen Weg zu finden, die Show den Fans sowie einem noch größeren, interessierten Publikum mit dem bestmöglichen Streaming-Erlebnis zugänglich zu machen. Wir sind überzeugt, dass die Zahlen hier für sich sprechen." Neben den hohen Abrufzahlen der dritten Staffel bei Amazon Freevee bestätige "die zahlreiche und positive Resonanz der Zuschauer:innen mit Bewertungen von insgesamt 4.5 von 5 Sternen", dass die Kooperation erfolgreich gewesen sei. 

Christian Höweler © Amazon/Thorsten Jochim Christian Höweler
Gelernt habe man, dass das Format aber nicht wie eine klassische Streaming-Serie funktioniere, so Höweler. "Die Rahmenbedingungen, insbesondere die Art der Veröffentlichung, sind besonders und die Community ist sehr dynamisch, interaktiv und direkt. Als Fans der ersten beiden Staffeln war uns das bewusst –  deshalb war uns zum Beispiel besonders wichtig, dass die Teams hinter der Show, also Calivision Network GmbH und die Formatmacher Fritz Meinecke, Johannes Hovekamp und Max Kovacs, jegliche kreative Freiheit in der Produktion haben, damit die dritte Staffel von "7 vs. Wild" genau den Charakter behält, den die Fans kennen und lieben." Insofern war Freevee operativ nicht in die Produktion involviert. Der Plan sei "voll aufgegangen". Höweler spricht somit von "wertvollen Erfahrungen", die man habe sammeln können. "Wie üblich bei Amazon sammeln und bewerten wir das Feedback unserer Zuschauer:innen im Detail, um unseren Service weiter zu verbessern. In dieser Phase befinden wir uns gerade." Zu einer möglichen künftigen Kooperation wollte er sich daher jetzt noch nicht äußern. 

Erstes Interesse an "7 vs. Wild" aus dem Ausland

Zu den Freevee-Zahlen kommen auf YouTube inzwischen rund 40 Millionen Abrufe. Gründe für den großen Erfolg gibt es einige. Schubert sagt: "Wir sind ein Event-Programm, in dem Promis und Creators in ein echtes Abenteuer gehen. Und wenn sie sich nicht gut vorbereiten, sehen sie bei uns schlecht aus. Wie bei 'Let´s Dance'." Formate, die in eine ähnliche Kerbe schlagen, "Naked Survival" oder "Alone" etwa, würden indes mit ihren vielen Folgen ein Grundrauschen erzeugen. Dass nun etwa RTL+ eine deutsche "Alone"-Version vorbereitet und ab Anfang Februar zeigt, sorgt Schubert nicht. "Mit den Zahlen, die wir haben, müssen wir uns keine Sorgen machen. 'Alone' ist ein anderes Format. 'Alone' gab es vor '7 vs. Wild' – wahrscheinlich war 'Alone' damals auch eine Art Inspiration, entstanden ist bei uns durch die Weiterentwicklung aber etwas sehr Eigenes, was es sonst gar nicht gibt."

Naturensöhne © Calivision Network Teilnehmer der dritten Staffel: "Die Naturensöhne" Gerrit Rösel und Andreas „Andy“ Schulze
 

Stattdessen schmiedet der Calivision-Boss schon neue Pläne. Eine vierte "7 vs. Wild"-Staffel scheint nur Formsache zu sein: "Für Calivison Network geht es auf jeden Fall mit der Planung der vierten Staffel weiter. Einige Details müssen noch geklärt werden." Zu Ende gedacht ist das Projekt für ihn jedenfalls noch nicht. Man sei auch angetreten, "um das Format zu internationalisieren. Unsere Partnerschaft mit Amazon Freevee war bewusst gewählt, denn dass Amazon keine rein deutsche Firma ist, ist ja bekannt. UK und USA sind wichtige Märkte für uns. Da gibt es erste Interessensbekundungen." Der deutsche Markt, so Schubert, "ist einer der wichtigsten der Welt. Wir glauben, dass wir mit deutschen Ideen tolle internationale Lizenzen kreieren können." Und entsprechend gehen die Zielsetzungen weit über das Survival-Format hinaus.

 

Dieses Rezept wollen wir auf andere Formate anwenden. Diese haben nichts mit '7 vs. Wild' zu tun – aber aktuell sind wir dran, ein weibliches Pendant zu kreieren. André Schubert


"Wir haben unserem Partner Freevee nicht nur Content geliefert, sondern auch eine große Fanbase. Das kann man nur bei uns haben", behauptet zumindest Schubert sehr selbstbewusst und ergänzt: "Dieses Rezept wollen wir auf andere Formate anwenden. Diese haben nichts mit '7 vs. Wild' zu tun – aber aktuell sind wir dran, ein weibliches Pendant zu kreieren." Und auch an den YouTube-Kanal von "7 vs. Wild" denkt der Unternehmer – rund eine Million Personen folgen ihm. Natürlich überlege man, was in den neun Monaten, in denen '7 vs. Wild' nicht ausgewertet werde, dort passieren könne. "Es ist verlockend, dieser Community da ein zusätzliches Format anzubieten. Wir haben einen Vorteil: Wir sind als Produzenten bestens informiert – wir haben gigantische Daten – und haben alle Sinne bei der Community", sagt Schubert.



Eines soll nicht passieren. Eine Überstrapazierung der Marke. "Es braucht keine vier Staffeln 'Love Island' o.ä. in einem Jahr. Die Beispiele, die Formate überstrapaziert haben, sind endlos. Unsere Marke ist zu wertvoll, um sie in Endlosprogrammierung so zu melken, dass schon in zwei Jahren keiner mehr etwas davon hat", sagt Trümpener, der zur Zeit viele Anrufe von Leuten bekommen würde, die gerne in der kommenden "7 vs. Wild"-Staffel mitwirken würden. Das passiere in einer "Skalierung, die kaum vorstellbar ist". Allzu sehr geht er hier nicht ins Detail, anzunehmen aber ist, dass es für diese mehrheitlich Absagen hagelt. "Unser Cast war von Fritz, Max und Johannes immer genau überlegt und bedacht ausgewählt. '7 vs. Wild‘ ist gefährlich, keine Frage. Alles, was passiert, passiert wirklich", sagt Trümpener. "Die Idee, den Erfolg jetzt nur über den Cast zu steuern, die ist nicht vorhanden. Die Marke ist so stark – und der Cast ist Teil davon. Eine Person als einen besonderen Promi da reinzunehmen, ist nicht unser Plan." Und bisher, darauf deuten die Zahlen sehr eindeutig hin, sind die Pläne von Calivision bezüglich "7 vs. Wild" recht gut aufgegangen.