Sascha Lobo © Johannes Brunnbauer Sascha Lobo
Spätestens mit der Veröffentlichung von ChatGPT im November 2022 ist vielen in der Branche klar geworden, dass sich in den nächsten Jahren viel verändern wird. Nicht umsonst verweist die US-Drehbuchautoren-Gewerkschaft WGA bei ihrem gegenwärtigen Streit auch immer wieder auf das Thema KI und die offenen Fragen, die damit einhergehen. KI war daher auch auf den Österreichischen Medientagen ein Thema, das oft besprochen wurde - an allererster Front von Sascha Lobo, der eine Keynote zum Thema hielt. 

Und wenn man sieht, welche Auswirkungen entsprechende Anwendungen heute schon  haben, dann kann man sich nur ausmalen, wie das mal in wenigen Jahren sein wird. Lobo machte auch gar keinen Hehl daraus, dass man die Konsequenzen des KI-Booms bislang nur erahnen könne. Selbst führende Forscherinnen und Forscher könnten nicht mit Bestimmtheit sagen, wohin die Reise geht, zu dynamisch ist das Feld. Es gehe darum, ein Gespür für die "kommende KI-Transformation" zu bekommen, weil ganze Branchen davon betroffen sein würde - und auch solche, an die man heute noch gar nicht denke. 

Wenn man sieht, wie KI schon heutzutage selbst bei ärztlichen Diagnosen und empathischen Antworten oft bessere Ergebnisse liefert als Menschen aus Fleisch und Blut, mag dem ein oder anderen mulmig werden - gerade in der Medienbranche, wo viele noch denken, es gehe nichts über die menschliche Kreativität. Was aber, wenn die KI so weit ausgereift ist, dass sie selbst kreativ wird - und tatsächlich gute bis herausragende Ergebnisse abliefert? 

Gerhard Zeiler, President International von WarnerBros. Discovery, stimmte Sascha Lobo auf den Österreichischen Medientagen in vielen Punkten zu, sieht bislang aber nicht die Gefahr, dass KI in naher Zukunft die kreativen Aufgaben der Menschen in der Medienbranche übernimmt. "Die Originalität der Inhalte ist entscheidend. Das ist ein Prozess von Kreativen und wird hoffentlich noch lange so bleiben", so Zeiler, der gleichzeitig aber auch davor warnte, sich Veränderungen zu verschließen. Die Welt sei in vielerlei Hinsicht in einem schnellen Veränderungsprozess, den man annehmen müsse. "Angst ist das letzte, was wir haben sollte", so Zeiler.

"Größte Disruption, die ich erlebt habe"

KI könne etwa bei der Personalisierung von Inhalten helfen, sagte Zeiler. Oder auch bei der Prognose von möglichen (Miss)Erfolgen. Als Beispiel nannte er den WarnerBros-Erfolgsfilm "Barbie", der in diesem Jahr so viel Geld eingespielt hat wie kein anderer Streifen in den Kinos. Das habe man so nicht erwartet, man war offenbar davon ausgegangen, dass deutlich weniger Menschen in die Kinos gehen. Hier könne Daten-Management bei Prognosen helfen. "Aber Sie können nicht prognostizieren, was ein Hit wird und was nicht."

UFA-Chairman Nico Hofmann (Hier mehr Infos zu seiner neuen Rolle) erklärte derweil, man befinde sich aktuell in der "größten Disruption, die ich erlebt habe". Es gebe nicht nur eine inhaltliche Disruption, sondern auch in der Art und Weise, wie die Menschen diese Inhalte nutzen. "KI ist für mich ein Add-On", erklärte Hofmann. Am Ende würde es um die Kreativität der Menschen gehen. Vor allem im Bereich Urheberrecht würden allerdings auch "klare Regularien" für den Einsatz von KI benötigt, warnte der UFA-Chairman.