Ab Freitag ist der Posten der Leiterin des Programmbereichs Unterhaltung und Heimat  beim Bayerischen Rundfunk (BR) wieder besetzt. Dann übernimmt Iris Mayerhofer diese Aufgabe als Nachfolgerin von Annette Siebenbürger-Holtz, die sich schon im vorigen Jahr in den Ruhestand verabschiedete - früher als ursprünglich geplant. 

Für Mayerhofer ist es eine Rückkehr und ein Seitenwechsel zugleich. In den 90ern war sie schon einmal als Sportreporterin für den BR tätig, ehe sie zu ProSieben wechselte und zunächst mehrere Jahre die "Arabella"-Redaktion leitete, ehe sie die Daytime des Senders verantwortete und schließlich Unterhaltungschefin von Kabel Eins wurde. 2007 folgte der Wechsel auf der Produzentenseite, wo Mayerhofer für Endemol, Odeon Entertainment und Imago TV tätig war. Zuletzt war sie in einer Unternehmensberatung tätig, begleitete und schulte Firmen und Führungskräfte bei Transformationsprozessen.

Es ist also ein ungewöhnlicher Werdegang, den die neue BR-Unterhaltungschefin hinter sich hat - und einer, der von Vorteil sein könnte, weil sie die Bedürfnisse aller Marktteilnehmer kennt. Zugleich kommt Mayerhofer in einer Zeit, in der der öffentlich-rechtliche Rundfunk stärker denn je unter Druck steht und immer häufiger die Frage aufgeworfen wird, wie viel Unterhaltung bei ARD und ZDF eigentlich erwünscht ist.

"Unterhaltung ist Teil unseres gesetzlichen Auftrags", sagt Iris Mayerhofer im Gespräch mit DWDL.de. "Öffentlich-rechtliche Unterhaltung, das bedeutet Vielfalt, Ausgewogenheit und einen respektvollen Umgang. Außerdem wollen wir nicht voyeuristisch oder diskriminierend sein." Dazu komme die regionale Unterhaltung, die gerade beim BR ausgeprägt ist. "Von den Brettl-Spitzen bis zum Nockherberg, vom Kabarett am Donnerstagabend bis zur Landfrauenküche. Würde es all das nicht mehr geben, dann wäre das in meinen Augen ein ziemlich trauriges bayerisches Unterhaltungsprogramm."

Unterhaltung im BR Fernsehen © BR/Ralf Wilschewski /Stefan Matzke/WDR/Melanie Grande Unterhaltung im BR: "Brettl-Spitzen", "Nockherberg", "Landfrauenküche".

In Konkurrenz zu den Privatsendern sieht sie das Unterhaltungsprogramm des Bayerischen Rundfunks indes nicht. "Die Kollegen der Privaten machen auch tolle Unterhaltung, sie machen aber keine regionale Unterhaltung. Wer sollte denn die 'Brettl-Spitzen' übertragen, wenn nicht wir?" Tatsächlich ist es eher unwahrscheinlich, dass eine Volkssänger-Revue wie die besagten "Brettl-Spitzen" bei einem bundesweiten Sender einen Platz finden würde.

Welche Akzente die neue Unterhaltungschefin setzen wird, ist indes noch nicht klar - dafür ist es schlicht zu früh. "Für mich ist es entscheidend, zunächst eine Analyse zu machen, um zu sehen, was da ist und was fehlt. Der Fokus wird für mich in den ersten Wochen daher auf dem Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen hier im Haus liegen", so Iris Mayerhofer. "Ich will hören, was sie zu sagen haben, wo wir stehen und was deren Expertise ist. Und selbstverständlich werde ich mich auch mit Produzenten, mit Moderatorinnen und Moderatoren austauschen."

 

"Wir sind mit dem Bayerischen Rundfunk nicht allein im Orbit."

 

Doch vor allem "regionalen Sendergesichtern" attestiert die künftige Unterhaltungschefin eine "ganz starke Zugkraft". "Insbesondere im Digitalen, etwa in der Mediathek, stellen wir in diesem Bereich einen großen Zuspruch fest." Mayerhofer spricht aus Erfahrung und verweist darauf, selbst "ein Exemplar der Generation Z zuhause sitzen" zu haben. "Diese Generation sucht sich gezielt Gesichter und Stars und folgt ihnen über alle Plattformen hinweg. Das ist etwas, das man im Kopf behalten muss, wenn man in Zukunft Formate entwickeln will. Ich bin überzeugt, da ist auch weiterhin viel Platz für Regionales."

Bleibt die Frage, wie es künftig um die finanzielle Ausstattung der Unterhaltung bestellt sein wird, schließlich hat der Bayerische Oberste Rechnungshof den BR erst vor einem Jahr in seinem Prüfbericht dazu ermahnt, die Sparmaßnahmen zu verstärken. "Natürlich wollen wir kosteneffizient produzieren, aber das heißt nicht, dass ich mit dem Rotstift komme und alles rausstreiche", versichert die neue Unterhaltungschefin gegenüber DWDL.de. "Es wird und soll immer Geld für hochwertige Sendungen vorhanden sein, natürlich auch für Leuchtturmprojekte."

Wert legt Iris Mayerhofer auch auf den Austausch innerhalb der ARD - was in der Vergangenheit nicht zwangsläufig eine Selbstverständlichkeit war. "Wir sind mit dem Bayerischen Rundfunk nicht allein im Orbit, sondern sind ein Teil der ARD und wollen zum Programm beitragen", betont sie. "Von einem Austausch können beide Seiten nur profitieren. Mein Ziel ist ein Miteinander, gerade im Hinblick auf die Mediathek. Das ist essentiell, alles andere würde gar keinen Sinn machen."