Am 20. Juni dieses Jahres platzte die mediale Bombe: Damals, nur einen Tag nach der letzten "hart aber fair"-Ausgabe vor der Sommerpause, bestätigte der WDR zuerst gegenüber der "Süddeutschen Zeitung", dass die Sendung ab 2024 nicht mehr von der Produktionsfirma Ansager & Schnipselmann verantwortet wird, der Sender ließ die Zukunft der Talk-Sendung sogar ein Stück weit offen. Dabei hat man seit Anfang des Jahres mit Louis Klamroth einen neuen Moderator. Frank Plasberg wollte weiter produzieren - doch nach diesem Jahr wird die Zusammenarbeit, die einst mit so vielen blumigen Worten startete, enden. 

Gespräche mit Moderator und Produktionsfirma hätten ergeben, dass eine Zusammenarbeit in der bisherigen Form ab 2024 "nicht möglich ist", erklärte der WDR damals und ließ damit tief blicken in das offenbar nicht sehr gute Verhältnis zwischen Louis Klamroth und der Redaktion, die seine Sendung verantwortet. Und auch heute, rund zwei Monate nach dem großen Knall, ist noch unklar, wie es ab dem kommenden Jahr weitergeht. 

Zwar deutet nach wie vor alles daraufhin, dass Klamroth "hart aber fair" mit Florida Factual (früher: K2H) künftig einfach selbst produziert, in den zurückliegenden acht Wochen konnten die Verantwortlichen den Deal aber noch nicht in trockene Tücher bringen. Man befinde sich derzeit "in den letzten Gesprächen über die geplante Fortsetzung", heißt es vom WDR gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de. Stehen Fortsetzung und mögliche Änderungen fest, wird der WDR erst einmal seine Gremien informieren - und die sind gerade bei den Talkshows ja durchaus interessiert und haben mehrmals Kritik an der Strategie des Senders geübt. 

Reichweiten von hart aber fair jeweils im ersten Halbjahr

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Quelle: ; Aufbereitung: DWDL
dwdl.de/zahlenzentrale


Wie der Rundfunkrat auf die geplanten Neuerungen rund um "hart aber fair" reagieren wird, ist nicht abzusehen. Klar ist nur: Es soll einiges anders werden. ARD-Programmdirektorin Christine Strobl hatte vor wenigen Wochen eine "Neujustierung" der politischen Gesprächssendungen angekündigt (DWDL.de berichtete). Auch jüngeren Menschen müsse man im Digitalen einen "Ort des politischen Diskurses" anbieten. Das will man offenbar mit Klamroth und "hart aber fair" schaffen - wie genau, ist noch unklar. An der genauen Umsetzung arbeitet man noch, die Rede ist von verschiedenen Spielformen, die man ausprobieren wolle. Gleichzeitig soll die Sendung auch im neuen Jahr auf dem gewohnten Sendeplatz montags um 21 Uhr zu sehen sein - immerhin, nachdem der WDR zwischenzeitlich ja auch das komplette Aus der Sendung offen ließ. 

Die Beteiligten liegen über Kreuz. Und jetzt?

Und bis dahin? Dürfte montags um 21 Uhr weitgehend business as usual herrschen. "‘hart aber fair’ meldet sich am Montag aus der Sommerpause zurück, in bewährter Form wird dann wieder Politik auf Wirklichkeit treffen", heißt es vom WDR gegenüber DWDL.de. Die Umgestaltung und die Mediatheks-Offensive müssen noch warten. Zum Start in die neue Saison geht es bei "hart aber fair" um das Thema "Neue Härte: Kommt die Wende in der Asylpolitik?". Eingeladen sind Politiker von SPD und CDU, darüber hinaus ein Professor für Soziologie und Migrationsforschung, eine rechtspolitische Sprecherin von Pro Asyl und eine Sozialarbeiterin. 

Und trotz des "weiter so!" dürften es spannende Wochen werden. Einerseits für Louis Klamroth und den WDR, die auch künftig zusammenarbeiten wollen, und Ansager & Schnipselmann, die mit "hart aber fair" ihren wichtigsten Produktionsauftrag verlieren. Das ist eine Gemengelage, die die Situation auch für Beobachterinnen und Beobachter interessant macht. Wie geht es weiter mit der Sendung, bei der Moderator und Produktionsfirma ganz offensichtlich nicht mehr miteinander können? Und wäre es nicht besser gewesen, vor dem Start in die neue Staffel Klarheit zu haben, was die mittelfristige Zukunft anbelangt? Und wie wollen sie bei Ansager & Schnipselmann den wegbrechenden Auftrag auffangen? Wollen sie das überhaupt? Ob es eine Aussprache zwischen Moderator und Redaktion gegeben hat, will der WDR auf DWDL.de-Anfrage lieber nicht sagen. 

Eins ist klar: Es braucht Veränderungen

Nun ist nicht davon auszugehen, dass es on Air zu einem wie auch immer gearteten Eklat kommt. Dazu sind alle Beteiligten zu sehr Profis. Und trotzdem erscheint es schwer vorstellbar, dass es ohne sichtbare Veränderungen weitergeht. Will Klamroth als Kopf der Sendung, auf den der WDR erklärtermaßen langfristig setzen will, Veränderungen - wieso damit bis zum neuen Jahr warten? Aus Zuschauersicht macht die Warte-Stellung, in der sich die Sendung aktuell zu befinden scheint, keinen Sinn. Die bisherige Strategie, Klamroth in das alte Plasberg-Konzept zu pressen, ist jedenfalls in den ersten Monaten nicht aufgegangen. Das sieht man nicht nur an zahlreich vorhandener, berechtigter Kritik - sondern auch an den Zuschauerzahlen. Und das müssen sie sich auch bei Ansager & Schnipselmann eingestehen. 

Die 19 von Louis Klamroth bislang moderierten Ausgaben von "hart aber fair" erreichten im Schnitt 2,18 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer (ungewichtet, Daten vom Tag der Ausstrahlung). Das waren deutlich weniger als Frank Plasberg zuvor erreicht hatte. Ein Jahr zuvor kam Plasberg mit dem Format auf noch fast eine halbe Million Menschen mehr. Auch die Marktanteile sowohl insgesamt als auch beim jungen Publikum sind merklich gesunken. Und dennoch sind zwei Millionen Menschen, die Woche für Woche einschalten, eine gute Basis, um Neuerungen anzustoßen. Dass man damit nun offenbar bis zum neuen Jahr wartet, zeigt noch einmal sehr eindrücklich, wie schwierig das Verhältnis zwischen den Beteiligten zu sein scheint. Bis Ende des Jahres müssen sich nun alle arrangieren, um "hart aber fair" in der bestehenden Konstellation halbwegs anständig zu Ende zu bringen.