Für die ZDF-Chefetage und viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Senders war es kein sonderlich schöner Jahreswechsel. Weil im obersten Stockwerk des markanten Hochhauses auf dem Mainzer Lerchenberg die Brandlöschanlage unerwartet losgegangen war, entstand ein Schaden in Millionen-Höhe. Das Wasser lief mehrere Stockwerke hinunter und machte etliche Büros und Arbeitsplätze unbrauchbar, sie müssen erst noch saniert werden.
Das ZDF stellte bald darauf Strafanzeige, denn ein technischer Defekt konnte schnell ausgeschlossen werden. Das heißt konkret: Durch Sabotage bzw. die bewusste Herbeiführung des Einsatzes der Brandlöschanlage entstand ein Schaden, den "T-Online" vor einigen Monaten mit drei Millionen Euro bezifferte. Etliche Mitarbeitende mussten umziehen, weil die Büros durch das Wasser unbrauchbar geworden waren.
Und inzwischen gibt es Neuigkeiten von der "Baustelle Wasserschaden". Wie das ZDF gegenüber DWDL.de mitgeteilt hat, wurde das Ermittlungsverfahren mittlerweile eingestellt. Die Polizei konnte keinen Täter bzw. Täterin ausfindig machen, auch die von der Polizei durchgeführte Spurensicherung war also offensichtlich wenig erfolgreich. Wer für den Schaden verantwortlich ist, wird also voraussichtlich niemals geklärt werden.
Auf Anfrage spricht eine Unternehmenssprecherin von einem Schaden im "unteren siebenstelligen Bereich" - dieser sei jedoch von der Versicherung gedeckt. Glück im Unglück also für das ZDF, das zumindest keinen finanziellen Schaden durch die Sabotage erleidet. Die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nutzen weiterhin die zum Jahreswechsel eingerichtete Ausweicharbeitsplätze. Mit einer vollständigen Sanierung rechnet man in Mainz erst im Laufe des Jahres 2024.
Ein anderes (in diesem Fall: geplantes) Projekt auf dem Mainzer Lerchenberg ist der Neubau eines Bürogebäudes sowie einer Multifunktionshalle. Das hat das ZDF als Großinvestition bei der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) mit insgesamt 66,7 Millionen Euro angemeldet. Der Löwenanteil von etwas mehr als 50 Millionen Euro entfällt dabei auf das mehrstöckige Bürogebäude, in dem nach ZDF-Angaben Arbeitsplätze für verschiedene Bereiche wie etwa Redaktion, Produktionsmanagement, Produktion und Verwaltung entstehen sollen. "Die Multifunktionshalle wird für überwiegend produktionelle Anforderungen errichtet", heißt es vom Sender gegenüber DWDL.de. Geplant sind hier unter anderem auch Lagerungsmöglichkeiten für Ton- und Lichtequipment sowie Stellflächen für Übertragungswägen.
Bis zum endgültigen Bezug dauert es aber noch eine Weile - denn noch sind die Bagger nicht einmal angerollt. "Für den Neubau des Bürogebäudes und den Bau der Multifunktionshalle werden die Erdarbeiten auf den jeweiligen Baufeldern voraussichtlich im zweiten Halbjahr 2023 beginnen", bestätigt das ZDF gegenüber DWDL.de. Und während die KEF in ihrem 23. Bericht noch von einem Bezug des Bürogebäudes im Jahr 2024 ausging, wird sich dies laut ZDF auf 2025 verschieben. Ab dann soll auch die neue Multifunktionshalle genutzt werden können. Nötig wurde der Neubau übrigens, weil verschiedene auf dem Lerchenberg errichtete Gebäude aus den 70er und 80er Jahren ihre "wirtschaftliche und bautechnische Nutzungsdauer" erreicht haben - eine Sanierung samt Umbau würde nach ZDF-Angaben einen hohen Aufwand verursachen.
Großteil finanziert das ZDF über einen Kredit
Finanziert wird das Projekt Neubau in erster Linie über einen Kredit. Nach KEF-Angaben hat das ZDF dazu einen Kredit in Höhe von 64 Millionen Euro aufgenommen, der Rest stammt aus Eigenmitteln. Laut KEF beläuft sich die jährliche Summe aus Tilgungsraten und Zinsen ab 2025 auf rund 2,6 Millionen Euro. Die Großinvestition wird über 33 Jahre abgeschrieben. "Die für die Vorhaben notwendigen Finanzmittel sind in den kommenden Haushaltsjahren eingeplant", erklärt eine Unternehmenssprecherin.
Trotz der kleinen Verzögerung dürfte der Neubau den Mainzern mehr Freude bereiten als die Sanierungsarbeiten im Hochhaus. Alleine schon deshalb, weil der Neubau langfristig geplant war und man sich dabei nicht mit der Polizei herumschlagen muss. Und anders als die ARD hat man von der KEF auch keinen Rüffel für aus dem Ruder laufende Kosten erhalten. Noch herrscht auf dem Mainzer Lerchenberg aber gewissermaßen die Ruhe vor dem Sturm. Wenn demnächst die Bagger anrollen, werden die anstehenden Veränderungen für alle Mitarbeitenden und Gäste auf dem ZDF-Gelände sichtbar.