Wenn Markus Heidemanns mit Köchinnen und Köchen zusammensitzt, dann entstehen mitunter nachhallende und großartige Ideen. Das war Mitte der Nuller-Jahre so, aber auch 2016. Und solche Ideen führen dann schon mal dazu, dass wahre Langläufer geboren oder frisch gemacht werden. Im August steht die 3500. Folge von "Die Küchenschlacht" an. Ein Format, das heute mehr Reichweite hat als vor fünf Jahren und schon allein deshalb eine Ausnahmeerscheinung ist. Ein Format, das erst im Juni den besten Marktanteil aller Zeiten holte und mit nicht selten um die 20 Prozent eine feste Bank im ZDF-Programm ist.



Und trotzdem ein bisschen im Schatten von "Markus Lanz" steht, der anderen Produktion, die von der Hamburger Produktionsfirma Fernsehmacher kommt. "'Markus Lanz und 'Die Küchenschlacht' sind unsere beiden Standbeine, die sehr gut laufen. Es ist sehr schön zu wissen, dass beide Formate auch nach 15 Jahren noch zu neuen Rekordflügen ansetzen", sagt Produzent Markus Heidemanns. Fast 20 Jahre ist es her, dass er mit fünf TV-Köchen diesen Trend gewissermaßen lostrat. 

Es war 2004, Johannes B. Kerner hatte in seiner ZDF-Talkshow für eine Donnerstagsausgabe fünf Küchenchefs eingeladen, als er eine Absage von George Clooney bekam. Ein Interview mit dem Megastar war für den Freitag eingeplant. "Wir haben fünf Minuten lang überlegt und zusammen eine Kochsendung für den Freitag aus der Taufe gehoben", erinnert sich Heidemanns. Fertig war das in Folge regelmäßig eingesetzte "Kerner kocht" am Freitag. Später lief dieses als "Lanz kocht" weiter und hatte auch eine Verbindung zur "Küchenschlacht", denn der Wochengewinner durfte am Freitagabend im ZDF neben echten Berufsköchinnen und -köchen ein Gericht zaubern. 

"Das Format 'Kerner kocht' hat Kochen zum Unterhaltungsfernsehen gemacht. Vorher war das Genre hauptsächlich Service und das Vorstellen von Rezepten", erinnert sich Stefan Bayerl, heute Redaktionsleiter Daytime und Talk in der Hauptredaktion Show. Somit war auch der Weg frei für "Die Küchenschlacht". Bayerl verweist darauf, dass die 14:15-Uhr-Sendung noch aus einer Zeit käme, "als im ZDF eine Telenovela namens 'Bianca' sehr erfolgreich war. Telenovelas wurden damals abgeschlossen erzählt und dem ZDF ist es nicht gelungen, mit Nachfolgeformaten das Quotenniveau zu erreichen. Umso schöner ist es, dass 'Die Küchenschlacht' mit all ihren prägenden Köpfen inzwischen seit so vielen Jahren läuft." 

Sie läuft nicht nur, sondern hat sich auch weiterentwickelt. Mehr rascher, mal unauffälliger. Inzwischen geht es nicht mehr um Auftritte in anderen ZDF-Formaten, sondern um ein Preisgeld, das einem letztlichen Jahressieger winkt. Seit Jahren getragen wird die Sendung indes von den Köchen, die moderieren: Das war einst Horst Lichter oder Steffen Henssler und ist bis heute Mario Kotaska, Björn Freitag, Nelson Müller oder Johann Lafer. "Die Köche sind ohne Frage unsere Aushängeschilder. Inzwischen gibt es mehrere Sender, die Köche zu Stars machen. Vox ist ein Beispiel dafür. Als 'Die Küchenschlacht' startete, war das noch anders. Diese Sendung wurde von den Köchen geprägt, hat ihrerseits aber auch sie geprägt", sagt Bayerl.

Ein inhaltlicher Umbau, der 2016 vollzogen wurde, kann indes als Grundstein für den noch heute währenden und steigenden Erfolg bezeichnet werden. Es ist ein Montagabend in Hamburg. "Die Küchenschlacht" steckt in einer kleinen Quotenkrise. Heidemanns trifft sich in einem Restaurant mit Johann Lafer, einem der prägenden Gesichter der ZDF-Nachmittagssendung. Beide bringen Ideen ein, überlegen hin und her, wie man die Sendung verändern könnte. "Wir haben das dann so runtergeschrieben", erinnert sich Heidemanns. 

Ausgedacht und umgesetzt - binnen Tagen

Die nächste Blockproduktion der "Küchenschlacht" ist bereits für Donnerstag angesetzt. Die Sendungen von vier bis fünf Wochen werden seit jeher sehr kompakt binnen knapp einer Woche aufgezeichnet. Heidemanns präsentiert seiner Crew also die Ideen. Künftig soll "Die Küchenschlacht" nicht mehr quasi wie Live-On-Tape aussehen, sondern um zusätzliche und kommentierende O-Töne angereichert werden. "Mehr Service" würde das bieten, findet Heidemanns auch heute noch. In der Redaktion sollen die Ideen auf Anklang gestoßen sein – für den übernächsten Produktionsblock. Das aber geht Heidemanns nicht schnell genug. Nein, nein, all das müsse schon in den kommenden Tagen umgesetzt werden, gibt er vor. "Wir müssen jetzt etwas tun", habe er damals sinngemäß gesagt. Die Änderungen tragen Früchte. Wenig später laufen die ersten umgebauten Folgen und steigern sich von vorher elfeinhalb auf im Schnitt um die zwölf Prozent.

"Das ist der Vorteil: Wir sind eine eher kleine Produktionsfirma mit eigenem Studio. Da lassen sich Änderungen auch zügig umsetzen", sagt Heidemanns über das mitunter sonst durchaus schwerfällige Produktionsgeschäft. Zügige Umbauten, das musste Heidemanns übrigens auch 2020 nochmals erleben, als aus dem abendlichen Talk bei "Markus Lanz" binnen weniger Tage eine Sendung ohne Publikum wurde und Gäste plötzlich auch über den großen Screen im Studio eingebunden wurden. Ein Konzept, dass auch nach der Pandemie beibehalten wurde.

Warum "Die Küchenschlacht" inzwischen so erfolgreich ist und als eines der wenigen Daytime-Formate in deutschen Fernsehen auch an Gesamt-Reichweite hat zulegen können, will Heidemanns nicht nur an einem Punkt festmachen. Qualität spiele eine Rolle, sagt er. Aber auch der Umstand, dass man keine Skandale biete und allgemein nicht "laut" sei. "Wir zeigen, wozu Kochfans in der Lage sind." Und das mit Blick auf die Reichweiten eine ganze Menge. Schaut man auf die Reichweiten, dann hat das Format ein größeres Publikum als Primetime-Kochshows wie "The Taste" oder der Vox-Vorabendlangläufer "Das perfekte Dinner". Auch den insgesamt sehr starken ZDF-Nachmittag macht indes Bayerl für den "Küchenschlacht"-Erfolg verantwortlich. "Das komplette Programm erlebt einen großen Zuspruch. Die Sendungen stützen sich gegenseitig. Ein anderer ist: 'Die Küchenschlacht' ist eine beständige Marke geworden, die nicht mehr wegzudenken ist. Und im Koch-Genre gibt es wenige große Marken. Und in unsicheren Zeiten genau zu wissen, was man bekommt, ist viel Wert."



Für die kommende Zeit soll die ZDF-Nachmittagssendung nun behutsam weiterentwickeln, so wie es auch bei den ganz großen Marken der Welt passiert. Dazu gehört auch, dass im Herbst das Studioset erneuert wird. "Im besten Fall werden die Zuschauer gar nicht merken, dass wir ein neues Studio haben. Wenn manche Sendungen ihre neuen Sets feiern, bin ich vorsichtig – gerade, wenn wir von alten und eingesessenen Marken sprechen. Wir wollen nah an der 'Küchenschlacht' bleiben und uns weniger an hoch-modernen Küchentrends orientieren", berichtet Bayerl. Nötig ist der Umbau allemal, das aktuelle Set wird seit mehr als zehn Jahren bespielt und sei "ans Ende seiner Lebenszeit" gekommen. Ganz anders als "Die Küchenschlacht".