Der Tod ist ein Thema, das für jeden irgendwann einmal aktuell wird. "Meinem Kenntnisstand nach ist es noch niemandem gelungen, dem Sensenmann dauerhaft geschickt auszuweichen", sagt Fernsehmoderator Steffen Hallaschka. Grund genug also, sich auch schon vor dem eigenen Ableben schonmal mit dem Thema zu befassen - und das hat er zusammen mit Olivia Jones für die am Mittwoch beim Streamingdienst RTL+ startende Dokuserie "Sterben für Anfänger" getan – und somit auch genretechnisch Neuland betreten.
Hallaschka traf für das neue Format Sterbende, war bei einer Obduktion dabei, bei Bestattern – und mitunter wird es wohl auch kurios, denn Geisterjäger und ein Medium gehören ebenfalls zur kommenden RTL+-Produktion. Was vielleicht nach arg viel Hokuspokus klingt, ist für Hallaschka vielmehr der Anspruch, das Sterben auf unterschiedliche Arten zu betrachten. "Dazu gehört auch die Frage, ob es möglich ist, mit Verstorbenen Kontakt aufzunehmen. Dazu haben wir ein Medium besucht, waren aber auch mit einer Geisterjäger-Gruppe in einer alten, verfallenen Nervenheilanstalt. Ja, das war skurril und unterhaltsam", sagt Hallaschka.
Auch heute fehlt den Menschen beim Thema Tod noch die Sprache. Das wollte ich so nicht akzeptieren.
Steffen Hallaschka
Dem RTL-Moderator jedenfalls hätten die Produktionsarbeiten geholfen. Durch sie habe er, wie er sagt, einen klareren Umgang mit dem Tod gefunden – "da bin ich heilfroh drum". Der Tod sei nun Teil seines Lebens. "Das empfinde ich als Bereicherung, weil es mich mit einer größeren Gelassenheit erfüllt." Denn schon früh hatte er gemerkt, wie sehr der Tod eigentlich mit Schrecken behaftet ist. "Ich kam mit 18 erstmals mit dem Tod in Kontakt, als mein Vater starb. Alle waren damals überfordert. Niemand hat eine Sprache gefunden. Das hat mich lange beschäftigt. Auch heute fehlt den Menschen beim Thema Tod noch die Sprache. Das wollte ich so nicht akzeptieren. Der Tod soll uns nicht in so einer Angst halten."
Aber ob man mit dem Tod, also einem Thema, dem vermutlich viele gerne ausweichen wollen, auch Quoten- und Aufrufzahlen in guter Höhe erreichen kann? Für Hallaschka ist diese Frage nicht so wichtig. Über Quoten denke er beim Arbeiten nicht nach, sagt er, fügt aber an, sehr wohl daran zu denken, eine attraktive Sendung zu machen, die "natürlich ein Publikum finden soll." Das sei gelungen. "Sie soll anzuschauen sein wie eine attraktive Fiction-Serie. Es ist eine Serie geworden, wie es sie noch nie gab. Ich kenne nichts Vergleichbares", sagt er und legt die Messlatte damit reichlich hoch.
Hoch liegt die Messlatte auch an anderer Stelle. Seit mehr als zwölf Jahren moderiert Hallschka, der einst von Günther Jauch übernahm, nun das RTL-Format "stern TV" – und seit seiner Vertragsverlängerung, über die man sich schnell einig war, ist klar, dass noch weitere Jahre hinzukommen werden. Verändert habe sich die Rolle von Hallaschka in den über zwölf Jahren bisher nicht. "'stern TV' ist die Blaupause für Infotainment im deutschen Fernsehen", sagt er und fährt fort: "Ich bin Gastgeber am Mittwochabend und versuche ein unterhaltsam-informatives Programm zu bieten – und zugleich meinen Gästen auf Augenhöhe zu begegnen. Die Zeiten haben sich aber geändert. In den vergangenen fünf bis sieben Jahren waren wir sicherlich weniger verspielt und unterhaltsam, weil die Zeiten eben so waren, ich denke an die Debatten um Zuwanderung, Klimawandel, Corona…. Da hatten wir sicher etwas mehr Info und weniger -Tainment." Inzwischen sei aber auch wieder mehr Unterhaltendes möglich.
Dass es über die Mittwoch-Sendung hinaus inzwischen noch viel mehr "Stern TV"-Inhalte bei RTL gibt - etwa in Primetime-Sendungen oder auch der sonntäglichen Ausgabe von "Stern TV", die Hallaschka zu Beginn hin und wieder präsentierte, findet er logisch: "Die Zeiten haben sich geändert, das Infobedürfnis ist gestiegen – Das Bedürfnis nach Information im linearen Fernsehen ist gewachsen. Zerstreuung und Unterhaltung werden auch woanders gesucht, im Netz etwa. Daher ist es folgerichtig, dass es mehr 'stern TV' gibt", sagt er. Dass es in Zukunft für Hallaschka bei RTL nur bei "stern TV" bleibe, davon geht der Journalist nicht aus. Zu viele Ideen würde es geben, berichtet er. "Es war aber noch nicht die Gelegenheit, konkret an weitere neue Doku-Projekte zu denken." Zu viel Raum hat offenbar zuletzt der Tod eingenommen.
Die sechs Folgen von "Sterben für Anfänger" stehen ab sofort bei RTL+ zum Streamen bereit.