Als am vergangenen Wochenende die Fußball-Bundesliga in ihre 60. Saison startete, war in den Medien vieles wie immer. Die TV-Marktanteile waren hoch, im "Doppelpass" wurde über die ersten Fehlentscheidungen diskutiert und bei Bild stellte man die Frage, wie lange sich der neue Hertha-Trainer nach einer Niederlage wohl wird halten können. Nur eines war wirklich anders: An der Seite von Sky-Moderator Sebastian Hellmann und Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus stand Julia Simic am Spielfeldrand. Eine Frau.

Man muss das betonen, weil es lange gang und gäbe waren, dass ausschließlich Männer zu Wort kamen, wenn es um Analysen von Fußballspielen ging. Und wenn zur Abwechslung doch mal, wie etwa ZDF-Reporterin Claudia Neumann, eine Frau ein Spiel kommentierte, dann ließ der Shirtstorm in den vermeintlich sozialen Medien meist nicht lange auf sich warten. "Wir müssen vermutlich ein bisschen durchs Feuer gehen", sagte Julia Simic im Vorfeld ihrer Topspiel-Premiere bei Sky im Gespräch mit DWDL.de. "Ich stelle mich darauf ein, dass wir kritisch gesehen werden. Das ist natürlich völliger Schmarrn ist, denn selbstverständlich können sich auch Frauen zum Fußball der Männer äußern."

An Erfahrung und Expertise mangelt es Simic nicht. In ihrer aktiven Profi-Zeit wurde Simic deutsche Meisterin und vierfache Pokal-Siegerin und spielte außerdem in der Nationalmannschaft. Dass sie nun regelmäßig bei Sky als Expertin zum Einsatz kommen wird, bezeichnet sie als "extrem schöne Entwicklung". Zugleich passt ihre Verpflichtung zum Kurs, den der Pay-TV-Sender seit einiger Zeit eingeschlagen hat. Ziel ist es, Frauensport sichtbarer zu machen - ein Trend, dem auch andere Anbieter folgen. DAZN etwa sicherte sich bis 2025 die Rechte an der Women's Champions League und die ARD zeigte kürzlich die Tour de France der Frauen.

"Frauensport ist auf einem Top-Niveau"

Sky kündigte indes schon im vergangenen Jahr im Zuge seiner Frauensport-Offensive eine Doku über das Frauen-Team von RB Leipzig an. Später erwarb der Sender die Rechte an der englischen FA Women's Super League und ab der kommenden, Mitte September startenden Saison greift gar ein erweitertes Rechtepaket, das es Sky theoretisch ermöglicht, jedes Spiel des DFB-Pokals der Frauen zu zeigen. Ergänzt wird das Angebot um Frauen-Golf, die Diamond League in der Leichtathletik sowie die W Series im Motorsport. "Man kann klar sehen: Frauensport ist auf einem Top-Niveau", sagte Sky-Sportchef Charly Classen vor einigen Monaten an.

Arnim Butzen © Deutsche Telekom Arnim Butzen
Vor diesem Hintergrund ist das Interesse von Sky an der Frauen-Bundesliga nicht überraschend. Deren Rechte liegen noch bis Ende der nächsten Saison bei der Telekom, wo sich TV-Chef Arnim Butzen gegenüber DWDL.de über ein kontinuierlich gestiegenes Interesse freut, ohne jedoch konkrete Zahlen zu nennen. "Der Frauenfußball hat großes Potenzial", so Butzen. "Wir haben uns daher in der vergangenen Saison bewusst dazu entschieden, alle Spiele zu produzieren und zu übertragen."

Gleichwohl ist unklar, ob die Telekom erneut für die Rechte bieten wird, die künftig nicht mehr an den Erwerb der Rechte für die 3. Liga der Männer gekoppelt sein werden. "Wir bitten um Verständnis, dass wir laufende Ausschreibungen nicht kommentieren", sagt Butzen. Nur so viel: "Grundsätzlich gilt, dass wir uns den Sportrechte-Markt anschauen und anhand von strategischen und betriebswirtschaftlichen Kriterien entscheiden, ob wir an Ausschreibungen teilnehmen."

Rückenwind für den Frauenfußball könnte die jüngst zu Ende gegangene Europameisterschaft bringen, deren Finale in der Spitze mehr als 20 Millionen Menschen in Deutschland sahen. Allerdings steht die berechtigte Frage im Raum, ob der Erfolg auch nachhaltig sein wird, schließlich hat es auch in der Vergangenheit immer mal wieder einen Hype um Frauenfußball gegeben. "Das Interesse und vor allem die Bekanntheit der Spielerinnen sind deutlich gestiegen", weiß Telekom-Manager Arnim Butzen. "Da die Spielerinnen zum überwiegenden Teil in der deutschen Bundesliga aktiv sind, wird davon sicher auch die Popularität der Liga profitieren. Nachhaltig wird es dann, wenn sich der Frauenfußball auf allen Ebenen kontinuierlich weiterentwickelt."

Die ehemalige Nationalspielerin Julia Simic sieht eine neue Zeit angebrochen. "Es wurden einige Dinge ins Laufen gebracht, die sich nicht einfach zurückdrehen lassen – auch gesellschaftlich. Diese Bewegung lässt sich kaum noch stoppen." Doch auch Simic weiß, dass der momentane Hype alleine nicht reichen wird. "Niemand sollte in Aktionismus verfallen, sondern es braucht einen klaren Plan mit bestimmten Benchmarks", sagt sie im Gespräch mit DWDL.de. "Dabei helfen Förderprogramme, um über die Masse die Qualität zu erzeugen. Dafür braucht es Infrastrukturen, aber auch die Verlegung von Spielen in größere Stadien und vernünftige Anstoßzeiten. Und natürlich braucht es auch vernünftige Sender, die die Spiele übertragen."

Hilfreich sei ganz sicher, dass zwar nicht alle, aber viele kritische Stimmen verstummt seien. "In den vergangenen Wochen haben sich zahlreiche Experten zur Qualität des Frauenfußballs bekannt – und das ist ein ganz wichtiger Schritt", so Simic. "Man muss es ernst nehmen, weil es einfach gut ist."