Wer dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk Verschwendung vorwerfen will, der dürfte wenig Mühe haben, einige Beispiele dafür finden. Dass es auch anders geht, stellt der WDR in - oder besser gesagt: an seinen eigenen vier Wänden unter Beweis. Auf den Tag genau zehn Jahre ist es nun her, dass sich der Sender ein neues Erscheinungsbild zulegte. Seither hat das sogenannte "Winkel-Signet" ausgedient, das immerhin über 16 Jahre hinweg den zentrale Baustein des Corporate Designs bildete.
Bildete? Nun, wer heute noch über die viel befahrene Nord-Süd-Fahrt in der Kölner Innenstadt düst, könnte einen anderen Eindruck bekommen, denn am ebenso großen wie hässlichen WDR-Archivhaus prangt das alte Winkel-Logo noch immer. Die einstige Ankündigung, das neue Design bis 2014 schrittweise anzupassen und zu "harmonisieren", um, wie es vor zehn Jahren in schönstem Werbesprech hieß, "mit einem unverwechselbaren Erscheinungsbild als starke Einheit" aufzutreten - sie hat sich mit Blick auf den Außenauftritt in Köln nicht so recht erfüllt.
Man mag das charmant, amüsant, schrullig, sparsam oder im Zweifel sogar völlig egal finden - kurios ist es in jedem Fall, dass sich die nach der BBC zweitgrößte Rundfunkanstalt Europas auf einem der prägendsten Gebäude Kölns bis heute mit dem Erscheinungsbild von 1996 schmückt.
Immerhin, vergessen wurde das Logo am Archivhaus offenkundig nicht. "Für die Umstellung wurde damals ein sukzessiver, ressourcenschonender Austausch beschlossen", erklärt ein WDR-Sprecher auf Nachfrage. "Die Änderung der Logos an den Gebäuden soll daher zusammen mit Sanierungs-/Baumaßnahmen erfolgen. Das ist nicht nur wirtschaftlicher, sondern hilft auch, die Auswirkungen auf den Straßenverkehr so klein wie möglich zu halten."
So sei für den Austausch des größten Logos am Archivhaus beispielsweise die zeitweise Sperrung der Nord-Süd-Fahrt notwendig. "Daher erfolgt der Austausch im Rahmen einer ohnehin geplanten Baumaßnahme", so der Sendersprecher. Wann das der Fall sein wird? Unklar.
Dass die öffentlich-rechtlichen Baumühlen mitunter langsam mahlen, zeigt sich direkt nebenan, wo das WDR-Filmhaus schon seit Ende 2017 saniert wird - und eigentlich seit 2020 in neuem Glanz erstrahlen sollte. Tatsächlich aber war schon 2019 klar, dass die Sanierung nicht nur viel länger, sondern vor allem auch viel teurer ausfallen wird. Von einer Eröffnung im Jahr 2024 und Kosten von 240 Millionen Euro war damals die Rede. Zu einem Zeitpunkt also, als an Corona und eine Inflation von mehr als sieben Prozent noch nicht zu denken war.
Nun bleibt also abzuwarten, wann alles fertig sein wird - und zu welchem Preis. Vor allem aber sollte sich der WDR besser nicht so schnell ein neues Corporate Design zulegen. Eher schon einen Winkeladvokaten. Sicher ist sicher.