Etwas mehr als zwei Jahre ist es her, dass der WDR seinen Kinder-Radiosender KiRaKa durch "Die Maus zum Hören" ersetzte. Seither fungierte der Markenname nur noch als Titel einer täglichen Kindersendung beim Hörfunksender WDR 5, doch auch hier wird "KiRaKa" schon in wenigen Tagen der Vergangenheit angehören. Ab Montag setzt der WDR dort ebenfalls ganz auf die "Maus" - also jene Figur, die seit über fünf Jahrzehnten mit ihren "Lach- und Sachgeschichten" zum treuen Fernsehbegleiter vieler Generationen zählt.
"MausLive" nennt sich das neue Angebot, das von der kommenden Woche an sechs Mal pro Woche um kurz nach 19 Uhr bei WDR 5 zu hören sein wird und, wie das Vorgänger-Programm, auf eine etwas ältere Kinder-Zielgruppe schielt. "Wir wissen, dass die Maus nicht nur die Jüngeren anspricht", sagt Andreas Blendin, stellvertretender Leiter der Programmgruppe "Kinder und Familie" im WDR, im Gespräch mit DWDL.de. "Im Gegenteil, sie ist für viele ein lebenslanger Begleiter." Dass die WDR-5-Sendung nun auch die Maus im Namen tragen wird, sieht Blendin als "nächsten Schritt".
Mit Blick auf "MausLive" will der WDR auf Kontinuität setzen. So wird das Moderations-Team von "KiRaKa" auch in der neuen Sendung zum Einsatz kommen und die beliebte Schulaktion wird in "MausKlasse" umbenannt. Auch weiterhin will der WDR auf diese Woche jeweils eine Woche lang eine vierte oder fünfte Klasse besuchen und mit Kindern Reportagen, Nachrichten oder Rätselrunden machen - inklusive eines Fake-News-Moduls, um Kinder zu einer "guten Medienkompetenz" zu erziehen, wie es Andreas Blendin nennt. "Die Kinder sollen auf diese Weise schon früh lernen, was vertrauenswürdige Nachrichten und Quellen sind", sagt er. "Damit haben wir übrigens schon begonnen, bevor all die Corona-Querdenker um die Ecke kamen."
Geplant sind derweil leichte Anpassungen bei der Musik, die stärkste Veränderung aber betrifft die Kindernachrichten, die bislang eine sehr klassische Aufteilung mit vier Meldungen und Wetter hatten. "Inspiriert durch die 'Die Sendung mit der Maus' konzentrieren wir uns dagegen bei unserem Format 'MausZoom' auf ein Thema, das wir vertiefend erörtern." Ähnlich geht die Redaktion derzeit auch bei den Kinder-Fragen zum Ukraine-Krieg vor. Diese wollen etwa wissen, was Atommächte sind oder warum Wladimir Putin nicht verhaftet wird. Andreas Blendin ist davon überzeugt, dass Kinder die besten Fragen stellen. "Erwachsene verstecken sich viel zu oft hinter jahrzehntelang angelesenem Halbwissen."
"Es gibt so viele Programme für Erwachsene, da müssen auch Kinder ihren Platz bekommen."
Andreas Blendin
All das sei vom Podcast aus gedacht, passe aber "zur Maus, wie wir sie seit Jahrzehnten aus dem Fernsehen kennen", betont Blendin. Tatsächlich hat sein Team schon bisher versucht, viele Elemente aus der beliebten Fernsehsendung fürs Audio zu adaptieren, allen voran die zweisprachigen Vorspänne mit der Stimme von Annette Frier. "Die Welt besteht eben aus mehr als Hochdeutsch", sagt er zu DWDL.de. Doch warum funktioniert die Maus überhaupt im Audio-Bereich, wo sie selbst doch gar nicht sprechen kann, sondern allenfalls mit den Augen klimpert? "Es sind weniger die Geräusche, sondern vielmehr das Versprechen für gute Rechereche und Genauigkeit, das mit der Maus transportier wird", ist der WDR-Mann überzeugt.
Zunehmende Konkurrenz, etwa durch das Toggo Radio von Super RTL, stört Andreas Blendin nicht. "Ich möchte die Angebote der privaten Konkurrenz nicht schmälern, aber wir können mit der Maus ein Kinderprogramm machen, ohne auf die werbetreibende Industrie zu schauen. Das hilft uns, journalistisch unabhängig zu bleiben", sagt er und wechselt sogleich in die Perspektive des Familienvaters: "Wenn meine Kinder mit der Maus in Kontakt kommen, kann ich als Vater auch mal guten Gewissens kurz den Raum verlassen, weil ich weiß, dass nichts Schlimmes in meiner Abwesenheit passiert."
"MausLive", montags bis freitags und sonntags um 19:04 Uhr bei WDR 5