Erst vor knapp vier Jahren ist die Berliner Produktionsfirma Drive Beta gegründet worden. Heute umfasst das Team der beiden Gründer Hannes Jakobsen und Johannes Middelbeck um die 70 Personen, das Wachstum in den zurückliegenden Jahren war rasant. In der Anfangszeit hat man viel für Funk produziert, gelaufen sind die Formate vor allem auf Social-Media-Kanälen wie Facebook oder Youtube. 2021 dann hat sich das Berliner Team auch längeren Inhalten gewidmet und produziert seither verstärkt für klassische Sender und ihre Mediatheken.
Zuletzt gab es eine ganze Reihe von neuen Formaten, die veröffentlicht wurden - oder jetzt kurz vor der Veröffentlichung stehen. Erst Anfang Februar startete mit "3 Blocks" ein Reportage-Format, in dem man diverse Geschichten erzählt. In einigen Tagen kommt zudem die neue Reihe "so close" in die ARD-Mediathek, in der ersten Staffel geht es um eine Fußball-Kreisligamannschaft in Sachsen-Anhalt, in der Geflüchtete die Existenz des Vereins sichern. Drive Beta hat nicht nur die erste Staffel produziert, sondern zusätzlich das Konzept für den MDR entwickelt, künftig sollen auch andere Produktionsfirmen Folgen umsetzen.
Für den NDR setzte Drive Beta die Doku-Serie "Kurzzeitschwester" um und dann ist da zudem noch "Tru Doku", das man von Beginn an für Funk produziert. Neben dem Doku-Bereich produziert Drive Beta aber auch im Bereich Unterhaltung diverse Formate. So stammt die Talk-Sendung "On Mai Way", in der Schlagersängerin Vanessa Mai mit ihren Gästen spricht, während sie auf einem Laufband stehen, zum Portfolio des Unternehmens. Das noch recht frische "Auf der Couch" mit Leon Windscheid in der ZDF-Mediathek verantwortet ebenfalls Drive Beta. Auf Plattformen wie TikTok setzt man zudem auf journalistische Formate wie "Doktorsex", das dort aktuell auf mehr als 870.000 Followerinnen und Follower kommt.
"Wachstum tut auch immer ein bisschen weh"

"Wachstum tut auch immer ein bisschen weh", sagt Co-Gründer Hannes Jakobsen gegenüber DWDL.de. So habe man sich dazu entschieden, bestimmte Dinge bewusst nicht anzugehen, beispielsweise investigative Projekte. "Das erfordert eine andere Art zu denken und zu arbeiten, das wollen wir jetzt nicht auch noch angehen neben den anderen Bereichen, die wir aufbauen. Wir konzentrieren uns jetzt auf die Dinge, die wir richtig gut können", sagt Jakobsen. Außerdem sei man 2021 in "Belastungsspitzen" gekommen. Jakobsen: "Damit müssen wir Gründer klarkommen, wir wollen aber auch für all unsere Mitarbeitenden einen psychologisch sicheren Arbeitsplatz schaffen." Durch Personalumfragen sei herausgekommen, dass das Thema Druck ein großes sei, was viele Mitarbeitende beschäftige. Das soll 2022 angegangen werden, dafür hat das Unternehmen nicht nur die eigene Personalabteilung gestärkt, sondern auch externe Unterstützung ins Boot geholt. Gemeinsam will man nun ein Programm aufzusetzen, dass den Mitarbeitenden dabei helfen soll, mit Druck gut umzugehen.
"Wir wollen für all unsere Mitarbeitenden einen psychologisch sicheren Arbeitsplatz schaffen."
Co-Gründer Hannes Jakobsen
Unterteilt hat das Unternehmen seine Geschäftsbereiche in drei sogenannte Verticals. Das sind zum einen Dokus und auf der anderen Seite der Bereich Unterhaltung sowie das Vertical Hochkant, wo Formate für Instagram, Snapchat oder eben TikTok produziert werden. Jedes dieser Verticals hat eine eigene Führung, im Fall der bestehenden Bereiche sind das Catherine Harwardt (Dokus), Sandra Delasauce (Unterhaltung) und Friederike Schiller (Hochkant).
Neue Fiction-Einheit wird aufgebaut

"Für junge Kreative der neuen Generation wollen wir ein Zuhause sein und ihnen helfen, ihre Visionen zu verwirklichen", sagt Heidelbach im Gespräch mit DWDL.de. Ziel sei es, die Handschrift der Produktionsfirma, die diese in den bisherigen Formaten entwickelt habe, nun auf fiktionale Stoffe auszuweiten. Heidelbach und die beiden Co-Gründer sprechen von Synergien, die innerhalb des Unternehmens gehoben werden sollen. "In der Entwicklung gibt es schon ein Verständnis für die jungen Zielgruppen und Communities. Und in der Distribution ist bei Drive Beta das Wissen bereits vorhanden, wie man Geschichten in den sozialen Medien verbreitet", sagt der neue Fiction-Beauftragte. Oft scheitere gut gemachter Content daran, dass er die Zielgruppen nicht erreicht, so Heidelbach.
Der neue Fiction-Mann bei Drive Beta spricht derzeit nach eigenen Angaben mit Filmemacherinnen und Filmemachern, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie deren Herzensprojekte aussehen. Suchen würde man zeitgenössische Stoffe im Hier und Jetzt. Wie schon zuletzt im Doku-Bereich will Drive Beta auch in der Fiction künftig vor allem das Publikum von Mediatheken und anderen Plattformen bedienen und weniger das von TikTok oder Instagram. Und, auch da geht die Produktionsfirma den Weg aus dem Doku-Bereich, dann will man sich vor allem mit seriellen Formaten beschäftigen.
Geld fließt in Eigenentwicklungen

Über die Drive Studios hinaus hat sich die Gesellschafterstruktur der Berliner Produktionsfirma zuletzt übrigens geändert. So haben sich 2021 auch Catherine Harwardt und COO Florian Schumann in das Unternehmen eingekauft, zusammen mit Jakobsen und Middelbeck halten die Vier die Mehrheit am Unternehmen.