"Das hier ist kein Spiel. Das hier ist das echte Leben." Wenn Markus von Hauff diesen Satz sagt, dann will man ihm sofort glauben. Der 40-Jährige hat den schwarzen Gurt in mehreren Kampfkünsten und eine zwölfjährige Offizierslaufbahn hinter sich. Niemand also, mit dem man sich gerne anlegen möchte. Seinen Lebenslauf kann von Hauff jetzt um den Titel "Pro" ergänzen. Pros, so nennt RTL die sogenannten "Professionals", die in der neuen Realityshow "Unbreakable - Wir machen dich stark" dafür sorgen sollen, dass zehn Promis wieder auf die rechte Spur zurückfinden.
Wer nun denkt, es handle sich dabei um ein weiteres Format, in dem mehr oder weniger bekannte Menschen mehr oder weniger belanglose Spielchen spielen, um am Ende einen mehr oder weniger banalen Siegertitel tragen zu dürfen, der irrt. Tatsächlich ist "Unbreakable" nicht "more of the same" – was Chance und Risiko zugleich ist. Chance, weil sich das zuletzt arg überstrapazierte Genre weiterentwickeln kann. Und Risiko, weil das Publikum von der bisweilen doch sehr militärischen Anmutung der Seapoint-Produktion abgeschreckt werden könnte, immerhin hat die Eigenentwicklung ihren Ursprung im Buch eines niederländischen Elitesoldaten.
Ungewöhnlich ist schon der Beginn. Da sieht man die zehn Teilnehmerinnen und Teilnehmer, wie sie, mit Hauben bedeckt, auf einen Steg geführt werden und gar nicht so recht zu wissen scheinen, worauf sie sich da eigentlich eingelassen haben. Schnell wird klar: Wer hier steht, hat echte Probleme. So wie Jasmin Tawil, der nach der Trennung von ihrem Mann der Boden unter den Füßen weggezogen wurde. Oder Schauspielerin Mimi Fiedler, deren jahrelange Alkoholsucht Spuren hinterlassen hat. Über ihre Schicksalsschläge sprechen auch Schauspieler Hardy Krüger jr., sein Kollege Eric Stehfest, Ex-"Lindenstraßen"-Star Christian Kahrmann oder die Box-Weltmeisterin Susianna Kentikian.
"Das Thema von 'Unbreakable' passt zu 100 Prozent in den Zeitgeist "
RTL-Unterhaltungschef Kai Sturm
Der Unterschied zu anderen Promi-Shows liegt in der Ernsthaftigkeit, mit der sich "Unbreakable" den Promi-Schicksalen nähert. Und darin, dass niemand rausfliegt und es am Ende auch keinen klassischen Sieger gibt, weil sich die Promis allenfalls selbst der Gegner sind. Stattdessen sollen das Leben im Camp und diverse Grenzerfahrungen sie dazu befähigen, ihr Leben nachhaltig zu verändern. Erzählt werden auf diese Weise idealerweise zehn Heldengeschichten.
Unter diesen Gesichtspunkten will er auch die Kapuzen verstanden wissen, die die Protagonistinnen und Protagonisten zu Beginn tragen. Sie sollen "als Symbol stehen für den Übergang vom alten Leben ins neue", erklärt der Unterhaltungschef. Gleichzeitig soll sie den Teilnehmenden dabei helfen, in den Dialog mit sich selbst zu treten. "Wenn alles um einen herum dunkel ist, man nichts sieht, nichts riecht und schlecht hört, muss man sich auf das Wesentliche konzentrieren - auf sich selbst und seine innere Stärke."
Besagter Nahkampftrainer Markus von Hauff, einer der vier "Pros" und ebenso wie seine beiden männlichen Mitstreiter auf dem Kopf kahlgeschoren, erweist sich schnell als ideale Besetzung für das eigenentwickelte Format. Denn so hart wie er anfangs wirkt, ist er gar nicht. Seine Sprache ist zwar klar, aber trotzdem empathisch. Und so oft, wie er das Wörtchen "tiptop" verwendet, kann man ihm selbst die härtesten Ansagen ohnehin kaum lange verübeln.
Bemerkenswert ist zugleich der Look von "Unbreakable". "Wir haben uns an einer seriellen, fast schon cineastischen Erzählweise orientiert und eine eigene Farbwelt geschaffen, die für Wiedererkennbarkeit sorgt", erklärt RTL-Unterhaltungschef Kai Sturm gegenüber DWDL.de. "Wir wollten episch erzählen und auf diese Weise klarmachen, dass 'Unbreakable' keine klassische Realityshow ist." Störend ist allenfalls, dass manche Formulierung des Off-Sprechers das Gegenteil suggeriert. Da ist dann etwa von einer "außergewöhnlichen Reise" die Rede, die die Teilnehmenden hier absolvieren. Das mag zwar stimmen, doch Formulierungen wie diese sind inzwischen reichlich abgenutzt, weil sie in den vergangenen Jahren inflationär verwendet wurden – schließlich verkommen heutzutage selbst Castingshows zu Reisen.
Bleibt die Frage, warum sich die Promis auf "Unbreakable" überhaupt eingelassen haben, wo RTL doch sonst eher für krawallige Realityshows steht. Da half wohl, dass hinter dem Neustart ein großer Teil des Teams ebenso angesehenen wie erfolgreichen Tanzshow "Let's Dance". "In den Gesprächen mit den Managements kam im Vorfeld häufig die Frage auf: Meint ihr das ernst?", erinnert sich Kai Sturm. "Da hat letztlich das Vertrauen in Seapoint und die verantwortlichen Personen geholfen. Wir haben schnell klar machen können, dass wir absolut keinen Quatsch machen möchten."
Und so steht "Unbreakable" also mehr als jede andere Realityshow für das neue RTL. Das ist aller Ehren wert. Ob sich das Publikum darauf einlassen wird, steht allerdings auf einem anderen Blatt.
"Unbreakable - Wir machen dich stark", auf RTL+ und mittwochs um 20:15 Uhr bei RTL