BR24 © BR
Der Bayerische Rundfunk (BR) macht BR24 ab dem 1. Juli zur Dachmarke für alle Informationen im Sender. Das zieht auch einige ganz konkrete Änderungen nach sich. Die auffälligsten betreffen die "Rundschau" sowie den Info-Radiosender B5 aktuell, beide erhalten einen neuen Namen. Bei den TV-Nachrichten legt der Sender nur leicht Hand an, künftig sendet man unter dem Titel "BR24 Rundschau", der Radiosender heißt künftig ebenfalls BR24. 

BR24 nennt sich bereits die Nachrichten-App des BR, die es seit 2015 gibt. "Wir hatten schon damals die Überlegung, alle Nachrichtenangebote unter einem Dach zu bündeln. Gleichzeitig muss man immer im Blick behalten, wie sich das Mediennutzungsverhalten der Menschen verändert", sagt BR-Informationsdirektor Thomas Hinrichs im Gespräch mit DWDL.de. Letztlich sei es aber so gekommen, wie man es vermutet habe. "Junge Menschen machen inzwischen keinen Unterschied mehr in den Ausspielwegen, und dann macht es keinen Sinn, mit mehreren Formatmarken unterwegs zu sein. Es muss sofort erkannt werden: Hier ist BR24 mit all seiner Kompetenz."

Für die Zuschauer ändert sich erst einmal nichts. Inhaltlich bleiben sowohl die "Rundschau" als auch B5 aktuell das, was sie auch heute schon sind - nur eben unter einem neuen Namen. "Wir sind auf allen Ausspielwegen sehr gut unterwegs und wollen aus der Position der Stärke heraus ein gebündeltes Nachrichtenangebot schaffen", sagt Thomas Hinrichs. Dass man sich etwa auch bei der etablierten Marke "Rundschau" für eine Titelanpassung entschieden hat, hat ganz handfeste Gründe. Wer die Sendung googelt, landet vielleicht gar nicht beim BR, sondern bei den Print-Kollegen aus Frankfurt oder Köln. Durch den BR24-Zusatz soll das künftig nicht mehr passieren. Mit durchschnittlich 510.000 Zuschauenden und 16,0 Prozent Marktanteil im Sendegebiet ist die "Rundschau" in diesem Jahr sehr erfolgreich unterwegs. 

BR24 Kampagne © picture alliance/Haas Mit dem Claim "Hier ist Bayern" bewirbt der BR seine neue Info-Dachmarke BR24.

Spannend ist bei der Markenbündelung auch ein Blick auf die anderen ARD Anstalten. So wurden in der Vergangenheit im Zuge von einheitlichen Marken aus SWR Info und MDR Info SWR und MDR Aktuell. NDR Aktuell dagegen wurde zu NDR Info. Und der RBB setzt ähnlich wie der BR auf die 24 im Titel, seit 2018 ist man nun schon mit RBB24 unterwegs (früher RBB Aktuell). "BR24 heißt: Service around the clock. Wir sind 24 Stunden für die Menschen da", sagt BR-Infodirektor Hinrichs. 

"Junge Menschen machen inzwischen keinen Unterschied mehr in den Ausspielwegen, und dann macht es keinen Sinn, mit mehreren Formatmarken unterwegs zu sein."
BR-Informationsdirektor Thomas Hinrichs

Intern war die Umstellung durchaus eine Herausforderung, denn alleine mit der neuen Dachmarke war es nicht getan. Schon seit einiger Zeit hat man die Silos innerhalb der Redaktion aufgebrochen, heute gibt es keine strikte Trennung mehr zwischen TV, Radio und Online. Diese Vernetzung war die Grundlage für die Dachmarke BR24 und hat auch dazu geführt, sagt Thomas Hinrichs, dass man inzwischen alle Mitarbeitende gleich bezahle. Das kam naturgemäß nicht bei allen gut an. Es habe jedoch zu mehr Gerechtigkeit geführt, so Hinrichs. Ab 2024 werden dann auch alle Einheiten im Neubau im Münchner Stadtteil Freimann zusammensitzen, vor allem die Radio-Verantwortlichen sitzen heute noch weit weg von den TV- und Online-Kollegen. 

Das "digitale Mindset" hat sich gewandelt

Die Umstellung sei ein langer Prozess gewesen, sagt der BR-Infodirektor. "Aber jetzt ist die Zeit reif. Ich bin sehr glücklich, dass wir mit allen drei Mediengattungen so stark sind, dass niemand das Gefühl hat, er werde nicht abgeholt. Niemand wird geschwächt, im Gegenteil. Alle sehen mittlerweile die Vorteile einer gemeinsamen Marke." Schwer falle ihm die Umstellung, gerade auch im Hinblick auf die Marken "Rundschau" und B5 aktuell nicht mehr, sagt Hinrichs. "Vor vier oder fünf Jahren wäre das noch anders gewesen. Damals war das digitale Mindset noch nicht so weit." Und dennoch ist es ja ein gewisses Risiko, allen voran bei B5 aktuell, dem nach eigenen Angaben erfolgreichsten Inforadio im Markt. Spannend dürfte es für die Macherinnen und Macher noch werden, wenn die Radio MA anstehen. Die basieren auf telefonischen Interviews - hier wird man künftig sicherlich einen Einblick bekommen, wie gut die neue Marke schon etabliert ist und wie sehr die Zuhörerinnen und Zuhörer noch an der alten hängen. Begleitet werden soll der Markenstart jedenfalls auch mit einer großen Marketingkampagne. Auf Outdoor-Werbeflächen, Infoscreens, in Zeitungsanzeigen und auf Social Media will man BR24 bewerben. Claim der Kampagne: "Hier ist Bayern". 

BR24 ist nur der Anfang

Das Info-Markendach soll übrigens nur der Start einer vom BR eingeschlagenen Bündelungsstrategie sein. Auch in der Unterhaltung will der Sender künftig einheitliche Marken schaffen, um sie so auf allen Ausspielwegen groß zu fahren. "Mit unserem Markenprozess sind wir noch nicht am Ende. [...] Die Stärkung unserer Markenwelt geht weiter, damit man sie in der digitalen Welt mit einer deutlichen Absenderkennung des BR wiederfindet", sagt Thomas Hinrichs gegenüber DWDL.de.

Eine einheitliche Marke geschaffen hat man bereits mit dem Faktenchecker-Format "Faktenfuchs". Das war zunächst ein reines Online-Format und ist mittlerweile auch regelmäßig im Radio bei B5 Aktuell und Bayern 2 sowie im Fernsehen im Rahmen der "Rundschau" zu hören bzw. sehen. Hinzu kommen Auftritte in den sozialen Netzwerken und eine eigene Webseite. Online will man damit vor allem junge Menschen ansprechen - das ist übrigens auch das Ziel des TikTok-Kanals, der bereits heute unter der Marke BR24 läuft. Der Kanal kommt bereits auf mehr als 200.000 Follower, eine beachtliche Zahl für den Bayerischen Rundfunk und die gesamte ARD. 

Ausgerechnet das erfolgreichste TikTok-Video der jüngeren Vergangenheit ist aber nicht gründlich recherchiert. 1,8 Millionen Abrufe zählt ein Clip, in dem darauf eingegangen wird, dass der Aktienkurs von Coca Cola eingebrochen sein soll, nachdem Cristiano Ronaldo bei einer EM-Pressekonferenz eine Flasche des Getränkeherstellers an die Seite stellte. Es ist eine Geschichte, die längst widerlegt ist. Der zwischenzeitliche Aktieneinbruch hatte ganz andere Gründe. Später postete man unter das Video noch den Hinweis, der Wert der Aktie habe sich "schnell wieder erholt" und verweist auf die Webseite. Dort gibt es eine Meldung, aus der hervorgeht, dass es keinen "Ronaldo-Effekt" gegeben hat. Eine anderslautende Meldung des Vortages ist aber nach wie vor ohne Korrektur online. 

Noch ist das TikTok-Team des BR nicht sonderlich groß, bis zur Bundestagswahl will man auf der Plattform vor allem Erfahrungen sammeln. Dazu tauscht man sich auch mit der "Tagesschau" aus, die hier schon etwas länger aktiv ist. Aber vielleicht holt man sich auch inhouse beim "Faktenfuchs"-Team noch ein paar Tipps, um nicht wieder einer Falschmeldung aufzusitzen.