Wenn an diesem Wochenende der 34. Spieltag der Bundesliga und kurz darauf die über Auf- und Abstieg entscheidende Relegation über die Bühne gegangen sein wird, dann geht damit nicht nur das Ende einer turbulenten Fußball-Saison einher, sondern auch das Ende der Rechteperiode. Und diese war keineswegs bloß mit Blick auf die Corona-Pandemie eine besonders turbulente. Vor allem der US-Konzern Discovery mit seinem Fernsehsender Eurosport war es, der so manchem Vertreter der Deutschen Fußball-Liga (DFL) in den zurückliegenden vier Jahren Kopfschmerzen bereitet haben dürfte.
Nein, gemeint sind nicht die technischen Probleme, mit denen der Eurosport Player direkt bei der Übertragung des ersten Freitagsspiels zu kämpfen hatte. Vielmehr erwies sich rückblickend betrachtet der gesamte Bundesliga-Einstieg von Discovery als Missverständnis.
Sicher, die Sendungen waren handwerklich gut und mit Matthias Sammer und Jan Henkel setzte Eurosport vor der Kamera auf ein Duo, das mit großer Expertise glänzte. Doch das Rechtepaket, bestehend aus den Spielen am Freitagabend und vereinzelten Kicks am Sonntag und Montag, war schlicht zu unattraktiv, als dass sich genügend Fans fanden, um das millionenschwere Investment mit Abonnements refinanzieren zu können. Weil auch Sky auf die Partien gut verzichten konnte, blieb die erhoffte Einigung mit dem Pay-TV-Konkurrenten aus. Kurzum, Discovery hatte sich schlicht verzockt.
Kein Wunder also, dass der Konzern schon nach zwei Jahren das Handtuch warf und den Ball an den ambitionierten Streamingdienst DAZN weiterspielte. Das Kapitel war damit allerdings noch nicht beendet: Weil Discovery trotzdem noch mit einem Bein dabei war, wollte das Unternehmen die Pandemie nutzen, um bei der DFL ein Sonderkündigungsrecht geltend zu machen. Das wiederum sorgte für einen zeitweisen Einstieg von Amazon und einen Rechtsstreit, den die Liga später umfassend gewann. So nachvollziehbar der Wunsch nach einem Ausstieg aus den ungeliebten Bundesliga-Rechten auch gewesen sein mag, so wenig hat sich der Konzern als verlässlicher Partner erwiesen. "Wer geht denn mit einem solchen Sender in der Zukunft noch eine Partnerschaft ein?", fragte Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge vor einem Jahr.
Auch Nitro haderte mit seinem Rechte-Paket
Ein Stück weit verzockt hatte sich zu Beginn der Periode aber auch Sky. Neben umfangreichen Bundesliga-Rechten hatte sich der Bezahlsender auch sämtliche Lizenzen für die 2. Bundesliga gesichert - nebst der Zusammenfassungen im Free-TV, die auf dem Kleinstsender Sky Sport News jedoch kaum Zuschauer fanden. Nur ein halbes Jahr dauerte es, bis sich Sky mit Sport1 einigte, wo die Highlight-Sender in der Folge ebenfalls wieder zu sehen waren. Und auch mit Blick auf das exklusiv ins Pay-TV gewanderte Montagsspiel der 2. Liga zeigte sich, wie sehr die Free-TV-Bühne fehlte. Das Millionenpublikum, das über zwei Jahrzehnte bei Sport1 und dem Vorgänger DSF einschaltete, fand sich hinter der Bezahlschranke nicht, sodass die Aufmerksamkeit des Unterhauses erwartungsgemäß sank. Es dürfte deshalb in Ismaning als Genugtuung empfunden werden, dass Sport1 ab der kommenden Saison das neu eingeführte Samstagabend-Spiel wieder übertragen darf.
Auch bei der Mediengruppe RTL Deutschland dürften sich die hohen Erwartungen an die Bundesliga in den vergangenen Jahren nicht erfüllt haben. "100% Bundesliga" hieß das Format, mit dem der Spartsender Nitro Montag für Montag am späten Abend noch einmal die Begegnungen vom Wochenende zuzsammenfasste - gewissermaßen als Nachfolger von Sport1, das bis dato auf diesem Sendeplatz die "Spieltaganalyse" zeigte. Doch ohne das Live-Spiel im Vorfeld bezweifelte Sport1-Chef Olaf Schröder schon 2016 im DWDL.de-Interview die "Notwendigkeit für dieses zusätzliche Paket". "Die Frage ist eher, weshalb RTL Nitro dieses Paket gekauft hat", so Schröder damals. Und er sollte Recht behalten: Meist nur rund 200.000 Zuschauer erreichte Nitro mit seiner Fußballshow, in der jüngsten Saison erzielte "100% Bundesliga" im Schnitt weniger als einen Prozent Marktanteil. Keine gute Ausbeute für ein teures Recht.
Als größter Hit der Bundesliga erwies sich neben der "Sportschau" letztlich vor allem die Bundesliga-Konferenz. Dass der Marktanteil jüngst auf fast 25 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe anzog, ist zugleich der Lohn für die Arbeit der Sky-Crew. Während der Pay-TV-Sender schon vor der Pandemie bei der 2. Liga am Personal sparte, machte der Sender in der Bundesliga einen guten Job - was auch an meinungsstarken Experten wie Dietmar Hamann und Lothar Matthäus liegt. Dass Sky die Konferenz als Herzstück zusammen mit dem Topspiel um 18:30 Uhr auch in den nächsten Jahren behalten kann, erwies sich außerdem als Coup bei der jüngsten Rechtevergabe. Das Signal an die Fans: Wer die Bundesliga sehen will, kommt auch weiterhin nicht an Sky vorbei.
Veränderungen zur neuen Saison
Dabei dürfte auch DAZN künftig verstärkt ins Rampenlicht rücken. Nachdem der Streamingdienst zuletzt das von Eurosport ungeliebte Paket übernahm, werden bei DAZN ab Herbst sämtliche Sonntagsspiele zu sehen sein - eine massive Aufwertung des Angebots, das sich dadurch auch ganz sicher auch deutlich besser bewerben lassen wird. Dass DAZN gute Arbeit leisten wird, gilt in der Branche ohnehin als unstrittig. Mit viel Liebe für den Sport, reichlich Fachwissen und einer besonderen Nähe zu den Fans hat sich der Dienst in den vergangenen Jahren bereits einen Namen gemacht. Dazu kommt, dass sich DAZN auch noch fast alle Champions-League-Spiele gesichert hat. Man spürt: Da ist etwas in Bewegung.
Ohnehin darf man gespannt sein auf die neue Fußball-Saison, weil es dann auch Amazon mit dem Topspiel der Champions League noch einmal wissen will. Mit prominenter Verstärkung wie Moderator Sebastian Hellmann dürfte der Amazon-Streamingdienst Prime Video ganz sicher eine bessere Figur machen als bei seinen spontanen Bundesliga-Übertragungen vor einem Jahr. Dazu kommt im Free-TV neben der guten, alten „Sportschau", die mit Neuzugang Esther Sedlaczek für frischen Wind sorgen wird, die Rückkehr von Sat.1. Und mit etwas Glück dürfen dann auch die Fans im Stadion wieder jubeln.