Das erste TV-Triell haben Armin Laschet (Union), Olaf Scholz (SPD) und Annalena Baerbock (Die Grünen) schon hinter sich. Nicht vor einem Millionenpublikum, sondern in einem eher überschaubaren Rahmen. Das Triell fand kürzlich anlässlich des WDR-Europaforums statt und wurde etwa beim Minisender Tagesschau24 gezeigt. Doch größere Trielle werden folgen: Nachdem RTL schon früh mitteilte, in diesem Sommer auf eine solche Diskussion im Rennen ums Kanzleramt zu setzen, zogen auch ARD und ZDF nach. Es sei ein passendes Formats angesichts von drei Bewerbern, bestätigte das ZDF nochmals gegenüber DWDL.de. Auch RTL hatte - schon vor Monaten - verlauten lassen, mit einem solchen Triell im Vorfeld der auf den 26. September terminierten Bundestagswahl zu planen.
Das TV-Triell, es scheint mit Blick auf die bisherige weitere Planung von ARD und ZDF das einzige echte Novum zu sein. Zahlreiche weitere Ideen und Rezepte muten bekannt an. So möchte die ARD ihre Wahlberichterstattung erneut "vernetzt und crossmedial" aufstellen, plant mit Town-Hall-Sendungen, Elefantenrunden, aber auch Dokus und Serien innerhalb der üblichen Info-Sendungen der ARD. Die namhaften Polittalks, also "Hart aber fair" oder "Anne Will", sollen derzeitigen Planungen zufolge rund sechs Wochen vor dem Wahltag, also etwa Mitte August aus der Sommerpause zurückkehren, erklärte der Sender gegenüber DWDL.de. Somit meldet sich "Anne Will" deutlich früher als 2020 zurück, damals ging es Anfang September weiter.
Parallel dazu sind dann auch neue Folgen des "ZDF Magazin Royale" geplant, die Satire-Sendung mit Jan Böhmermann ist jetzt schon in der Pause. Wahlkampf-Sondersendungen werden in Mainz derzeit in unterschiedlichen Formen geplant, heißt es. Da man nicht wisse, wie weit die Corona-Impfungen bis September wirklich fortgeschritten seien, ob dann also Sendungen mit Publikum wieder umsetzbar sind, plane man mit Gesprächssendungen, in denen Bürgerinnen und Bürger mit den Kandidatinnen und Kandidaten in die Debatte einsteigen, aber eben auch mit Talk-Varianten ohne Publikum. Am Ende solle "ein umfassendes Berichterstattungsangebot für alle Gruppen der Bevölkerung und für alle Ausspielwege" stehen.
Speed-Dating und eine Wahlstraße
In der heißen Wahlkampfphase sendet Phoenix jede Woche einen Programmschwerpunkt zu einem Thema, das vielen Menschen besonders unter den Nägeln brennt, etwa Wohnen und Mieten, Umwelt, Arbeit, Gesundheit und Pflege – zudem sollen in "Unter den Linden spezial" alle Spitzenkandidaten interviewt werden. Zusammen mit Experten will man im "Wahlprogramm Check" obendrein die Wahlprogramme der Parteien genau unter die Lupe nehmen. Wahlkampf-Sendehighlights wie das Kandidaten-Triell werden ins Programm übernommen, eng mit ARD und ZDF zusammenzuarbeiten, gehöre schließlich schon immer zur DNA von Phoenix, heißt es. Geachtet wurde bei der Konzeption sämtlicher Sendungen, dass sie sich unter Corona-Bedingungen realisieren lassen, vor der Produktion sollen zudem Selbsttests zum Einsatz kommen.
Eigener Funk-Schwerpunkt
Die Verantwortlichen von Funk erwarten sich unterdessen, dass sich der Wahlkampf vermehrt ins Netz verlagern wird - eben weil es der Pandemie wegen weniger klassische Veranstaltungen geben könne. Dies sei insbesondere für die Zielgruppe der 14- bis 29-Jährigen spannend. Gleichzeitig, so heißt es von Funk auf DWDL.de-Anfrage, werde beobachtet, dass Desinformation im Netz immer mehr zum Problem werde. Entsprechend sei es eine Herausforderung dieses Wahljahres, dieser Entwicklung mit journalistischen, gut recherchierten und informierenden Inhalten entgegenzuwirken und die Zielgruppe zur Meinungsbildung anzuregen.