Etwas mehr als ein Jahr ist es her, dass sich ntv an einer Neuaufstellung seiner Talk-Schiene probierte. Stattdessen diese irgendwo versteckt am späten Abend auszustrahlen, entschied sich der Nachrichtensender damals für einen prominenten Platz am Montagabend um 20:15 Uhr. Die Quoten, sagte Chefredakteurin Sonja Schwetje damals, seien „nicht das entscheidende Kriterium“. Der Versuch war es wert; allein belohnt wurde der Nachrichtensender für sein Engagement nicht.
Das Problem: Die zweite Hälfte seiner einst vollmundig angekündigten Offensive ist dem Sender der Mediengruppe RTL mittlerweile abhanden gekommen. Die Rede ist von „Klamroths Konter“, jener ungewöhnlichen Sendung, die dank ungewöhnlicher Fragen nicht zuletzt in sozialen Netzwerken immer wieder für Aufmerksamkeit sorgte und, gewissermaßen als Krönung, ntv und ihrem schlagfertigen Moderator Louis Klamroth vor mittlerweile drei Jahren eine Auszeichnung mit dem Deutschen Fernsehpreis einhandelte. Spätestens seit diesem Abend gilt Klamroth als begehrter Shootingstar.
Längst hat Klamroth erkannt, dass mehr möglich ist als die Moderator einer Talksendung in einem Spartenkanal. 2019 gründete er zusammen mit seinem Cousin Nikolaus sowie Moritz Hohenfeld die Produktionsfirma K2H, bei der zugleich die Florida Entertainment - das Unternehmen, das sonst die Shows mit Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf macht - als Minderheitsgesellschafter einstieg. Eine spannende und zugleich zukunftsweisende Verbindung, die „Klamroths Konter“ fortan anstelle von Friedrich Küppersbuschs probono produzierte.
"Weiter im Austausch"
Ausgerechnet im Wahljahr muss ntv jedoch auf Louis Klamroth verzichten - eine Fortsetzung wird es nicht geben, wie DWDL.de erfahren hat. „Mit ‚Klamroths Konter‘ haben wir ein großartiges Format auf den Weg gebracht und über vier Jahre lang weiterentwickelt. Daher haben wir uns nur schweren Herzens Ende 2020 davon getrennt“, bestätigt ntv-Chefredakteurin Sonja Schwetje. „Wir sind weiter im Austausch, um bei passender Gelegenheit auch in Zukunft wieder etwas gemeinsam auf die Beine stellen zu können.“
Dass Louis Klamroth in absehbarer Zeit an anderer Stelle auftreten wird, gilt als sicher. Wohl nicht zufällig sucht seine Firma bereits nach Mitarbeitenden für ein „öffentlich-rechtliches, politisches Talk-Format“. Zu den Details ist bislang nichts bekannt. Klar ist dagegen, dass der Abgang ein Verlust für ntv ist, auch wenn der Sender betont, dass man „auch weiterhin auf das Genre Talk in seiner gesamten Bandbreite“ setzen will. So soll Micky Beisenherz, „eines unserer prägendesten Sendergesichter“, wie Schwetje sagt, nach der Sommerpause im August bis zur Bundestagswahl wöchentlich mit „#timeline“ auf Sendung gehen.