Der Aufschlag, den die Rückkehr der TV-Legende "Pan Tau" in deutsche Wohnzimmer auslöste, ist ganz nach dem Geschmack von Produzentin Gabriele Walther. Weit mehr als bloß ein Kinderprogramm am Sonntagmorgen, befanden die meisten Kritiker, schließlich rufe der Mann mit der Melone auch bei etlichen Erwachsenen wohlige Erinnerungen hervor. Entsprechend zeigt man sich beim verantwortlichen WDR "höchst zufrieden" mit der "überdurchschnittlichen Resonanz" in der ARD-Mediathek.
"Von der breiten, teils überschwänglichen Resonanz auf 'Pan Tau' waren wir positiv überrascht", sagt Walther im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de. "Mehrere Generationen verbinden damit Kindheitserinnerungen. Und viele Journalisten haben sich im persönlichen Gespräch von Matt Edwards verzaubern lassen." Mit dem jungen britischen Zauberer in seiner ersten Schauspielrolle ist der Münchner Unternehmerin ein Glücksgriff gelungen. Nach der ARD-Premiere beginnt nun die internationale Auswertung, um die sich ZDF Enterprises kümmert.
Walthers Produktionsfirma Caligari Film hat mit dem Mainzer Weltvertrieb schon bei zahlreichen Kinder- und Jugendthemen zusammengearbeitet, etwa bei ihren Verkaufsschlagern "Der kleine Drache Kokosnuss" oder "Ritter Rost". Die Tatsache, dass "Pan Tau" auf Englisch gedreht wurde, dürfte Interesse und Absatz im Ausland befördern. Ohne die internationale Auswertung wäre das Projekt für Caligari nicht annähernd finanzierbar gewesen, da die deutschen Koproduktionspartner WDR und MDR dem Vernehmen nach weniger als die Hälfte des Budgets stemmten. Das tschechische Fernsehen – einst Partner des WDR beim Ur-"Pan Tau" in den 1970er Jahren – hat bereits zugegriffen und strahlt die Neuauflage ab Januar 2021 aus. Walther und ihr Entwicklungschef für Fiktion und Animation, Marcus Hamann, haben bereits eine zweite Staffel sowie einen anschließenden Kinofilm vor Augen.
Mit ihrer stark international ausgerichteten Geschäftstätigkeit geht die 1986 gegründete Caligari Film seit langem einen Sonderweg unter Deutschlands Film- und Fernsehproduzenten. Der "Drache Kokosnuss", von dem bislang 104 Episoden fertiggestellt wurden, und ältere Animationsserien wie "Prinzessin Lillifee" oder "Ritter Rost" bringen der Firma nicht nur Produktionserlöse, sondern werden auch weltweit im Merchandising- und Lizenzgeschäft ausgewertet. Signifikante Umsätze kamen zuletzt aus dem chinesischen Markt, der "Kokosnuss" jüngst für sich entdeckt hat.
Protagonistin ist eine Dragqueen, die als Untermieterin bei einer alleinerziehenden Mutter mit zwei Söhnen einzieht und laut Walther mit viel Humor unterschiedliche Perspektiven aufs Frausein eröffnet. "Es ist mal wieder höchste Zeit für eine Studio-Sitcom", findet die Produzentin. "Menschen zum Lachen zu bringen, ist momentan wichtiger denn je. Die konzentrierte Theateratmosphäre, in der die Darsteller minutenlang durchspielen ohne abzubrechen, führt zu einer ganz anderen Intensität." Gedreht wurde von Mai bis Juli – coronabedingt ohne Publikum – in den Plazamedia-Studios in Ismaning, wo einst auch das Zuhause von "Hausmeister Krause" war. Vom Erfolgspotenzial ist Walther fest überzeugt: "Wenn man zehn Jahre 'Hausmeister Krause' gemacht hat, dann fasst man nichts an, von dem man befürchtet, es könnte nur ein One-Hit-Wonder sein."