"Gute Zeiten, schlechte Zeiten" ist ein Phänomen im deutschen Fernsehen. Vor fast 30 Jahren gestartet, gehört die Serie auch heute noch oft zu den meistgesehenen Sendungen im Programm von RTL. "GZSZ" ist ein Anker für den Sender, auf den man sich auch in einer Krise verlassen kann. Und jetzt rückt die Serie auch verstärkt in das Blickfeld von TVNow. Der Streamingdienst der Mediengruppe RTL zeigt die Folgen, die erst in einer Woche bei RTL laufen, schon lange vorab. Nun startet auf der Plattform mit "Sunny - Wer bist Du wirklich?" aber eine Serie, die ihren Ursprung bei "GZSZ" hatte.
Konkret ist es Schauspielerin Valentina Pahde, die schon seit 2015 regelmäßig in der Serie zu sehen ist. Und weil sie auch sonst recht umtriebig ist, bei Instagram zählt sie fast 750.000 Follower, hat man sich bei der Mediengruppe RTL dazu entschieden, ihr eine eigene Serie bei TVNow zu geben. "Sunny" heißt diese und damit genau so wie ihr Charakter aus "GZSZ". Der Plot, grob zusammengefasst, geht so: Sunny zieht von Berlin (wo "GZSZ" spielt) nach München, um dort an einer Fotografie-Masterclass teilzunehmen. Doch die Welt im Süden ist ganz anders als in der Hauptstadt, es geht um Drogen, Alkohol, Sex und wilde Partys. Und schon bald kommt es in einem Club zu einem tragischen Todesfall.
Um der Serie einen möglichst guten Start zu geben, wird RTL die ersten beiden Folgen am Donnerstag zur besten Sendezeit ausstrahlen. Die weiteren 18 Episoden sind dann sind dann ausschließlich bei TVNow zu sehen. Für Meimberg, der in der Vergangenheit schon für "Alles was zählt" und "Unter uns" gearbeitet hat und 2017 einen International Emmy Award für "Familie Braun" gewonnen hat, war die Arbeit an der Serie der erste Berührungspunkt mit der Welt von "GZSZ". In die Figur Sunny eingelesen hat er sich, indem er sich alle One-Liner der Figur von den UFA-Kollegen hat geben lassen. One-Liner beschreiben bei täglichen Serien kurz und knapp jede Szene. Kategorisiert nach Charakteren kann man sich so schnell in bestimmte Figuren einlesen.
Eine so intensive Arbeit hatte ich mit Schauspieler*innen bislang noch nie.
Showrunner Manuel Meimberg
Dass es keine großen Überschneidungen zwischen "Sunny" und "GZSZ" gibt, sei ein Vorteil für alle, sagt Meimberg. TVNow bekomme eine eigenständige Serie und die Figur Sunny werde für die Zukunft neu aufgeladen, sodass auch bei "GZSZ" neue Geschichten erzählt werden könnten. Vorgaben durch TVNow, in welche Richtung die Serie gehen soll, gab es nicht, so Meimberg. "Wir erzählen eine alltägliche Welt, in der 20-Jährige in München ziemlich krass unterwegs sind", so der Showrunner. "Andere Serien würden Themen ab einem gewissen Punkt vielleicht beenden, das machen wir nicht. Wir gehen einen Schritt weiter und dann tut es weh. Nur dann wird es relevant." Klar ist aber auch: Bei "Sunny" muss einiges passieren, schließlich haben die Macher nur 20 Folgen Zeit, um die Zuschauer zu überzeugen. Sind die Zahlen bei TVNow gut, ist eine zweite Staffel durchaus realistisch. "Natürlich kann man eine zweite Staffel machen", sagt auch Meimberg. "Die Figuren sind so tief, da gäbe es auch Stoff für vier Staffeln." Noch sei aber nichts geschrieben und man wolle sich erst einmal auf die erste Staffel konzentrieren.
E-Casting und Quarantäne für den Hauptcast
Auch ein Blick auf die Tatsache, wie "Sunny" in den vergangenen Monaten entstanden ist, lohnt sich. Die letzten regulären Castings fanden Mitte März statt, dann kam der Corona-Lockdown. Meimberg setzte die Suche nach Schauspielern online fort - und fand in einem solchen E-Casting Gerrit Klein, der den Serien-Partner von Valentina Pahde spielt. Als dann alle Schauspieler fix waren, stand fest: Eine Produktion ist nur möglich, wenn sich der gesamte Hauptcast, immerhin neun Personen, für drei Monate in Quarantäne begibt. Alle sagten zu - und auch Manuel Meimberg zog mit den Schauspielern in eine Quarantäne-Villa, die nur rund 100 Meter vom eigentlichen Drehort, ebenfalls eine Villa, entfernt lag. Trotz der kurzen Distanz wurden sie jeden Morgen mit dem Auto gefahren und durften die Villen auch sonst nicht verlassen.
Er habe das von Anfang an als große Chance gesehen, sagt Manuel Meimberg gegenüber DWDL.de. "Und so war es auch." Man habe von morgens bis abends über die Bücher gesprochen und Szenen geprobt. "Eine so intensive Arbeit hatte ich mit Schauspieler*innen bislang noch nie", so der Showrunner. Auch am Set war Meimberg dann der einzige, der wirklich nah an die Schauspieler ran durfte. Alle anderen mussten Abstand halten. Meimberg glaubt: Die Serie ist durch die gemeinsame Zeit in der Quarantäne besser geworden. Bei den Party-Szenen, in denen auch Komparsen mit dabei waren, musste man dann aber peinlich genau auf alle Vorgaben achten und so bekam dann doch jeder eine Maske.
Eine "Event-Serie, über die Deutschland spricht"?
"Ich neige manchmal zum Pathos", sagt Manuel Meimberg im Gespräch mit DWDL.de. Und tatsächlich waren in den vergangenen Tagen viele große Worte von ihm oder anderen Verantwortlichen und Schauspielern rund um die Serie zu lesen. "Sunny" solle eine "Event-Serie, über die Deutschland spricht" sein, sagte Meimberg etwa. Natürlich hoffe er, dass das so sein wird, so der Showrunner. Schließlich könne man die Serien, über die im ganzen Land gesprochen worden sei, an einer Hand abzählen. Ob "Sunny" in Zukunft auch dazu zählen wird, kann aber nur die Zeit zeigen. Inhaltlich will man sich nicht mit "GZSZ" vergleichen, den Erfolg der RTL-Serie hätten die Macher von "Sunny" aber bestimmt sehr gerne.
RTL zeigt am 1. Oktober zwei Folgen von "Sunny - Wer bist Du wirklich?" ab 20:15 Uhr. Alle weiteren Episoden gibt's montags bis donnerstags bei TVNow, wo zum Start gleich drei Folgen veröffentlicht werden.