Für viele Fußballfans ist der Sonntagvormittag heilig. Da laufen zwar keine Bundesliga-Spiele, sehr wohl aber der "Doppelpass" von Sport1. Überwiegend männliche Journalisten und Experten diskutieren dann über Bayern München, Borussia Dortmund und manchmal auch über die anderen 16 Bundesligisten. Die Kritik haftet dem Fußball-Talk seit jeher an: Zu viele weiße Männer, zu viel Oberflächlichkeit und zu viel Bayern München. 

Der Erfolg aber gibt den Machern recht. Immer wieder kommt Sport1 mit dem Fußball-Talk auf eine Million Zuschauer. In der zu Ende gegangenen Saison 2019/20 sahen im Schnitt 880.000 Menschen zu, wenn Thomas Helmer den "Doppelpass" moderierte. Beim Gesamtpublikum kommt die Sendung so auf starke 6,9 Prozent, bei den 14- bis 49-Jährigen sind es ebenfalls sehr gute 5,6 Prozent. Und in der von Sport1 favorisierten Zielgruppe der Männer im Alter zwischen 14 und 59 Jahren erzielt der "Doppelpass" 11,1 Prozent Marktanteil. 

Der Erfolg war dem Format allerdings nicht in die Wiege gelegt. Vielmehr war es ein schwieriger Start, weil Fußball-Funktionäre die Sendung damals nicht ernst nahmen. Erfunden wurde der Talk, und das wissen heute wohl nur noch die wenigsten, von Kai Blasberg, der gerade erst seinen Posten als Geschäftsführer von Tele 5 geräumt hat. Damals war er Programmdirektor beim Sport1-Vorgänger DSF. "Die eigene Redaktion wollte uns nicht, die Bundesliga wollte uns nicht, auch andere Journalisten wie die vom 'Spiegel' haben uns jahrelang boykottiert", sagt er in einem Buch, das Sport1 nun anlässlich des 25. Geburtstags der Sendung herausgegeben hat. 

Der Quoten-Erfolg war übrigens schon bei der ersten Sendung im Jahr 1995 vorhanden: Damals erzielte das DSF mit dem "Doppelpass" 220.000 Zuschauer und damit viel mehr als sonst am Sonntagvormittag. Die erfolgreichste Ausgabe des Fußball-Talks lief übrigens am 22. April 2012, damals sahen im Schnitt 1,40 Millionen Menschen zu. Als Redaktionsleiter zuständig für das Format waren seit dem Start unter anderem Jörg Krause, Sebastian Holder, Dirk Grosse und Lars Robel. Seit März dieses Jahres ist Stefan Thumm "Doppelpass"-Redaktionsleiter. 


Doch wie setzte sich der "Doppelpass" in den ersten Jahren gegen interne und externe Widerstände durch? Obwohl die Funktionäre nicht angetan waren von der Sendung und sie zunächst boykottierten, sahen viele zu. Der endgültige Durchbruch kam ein Jahr nach dem Start. Uli Hoeneß war von Uli Brückner so genervt, dass er den Moderator anrief und ihn zur Rede stellte. Eine Woche später saß er im Studio - es folgten viele weitere Auftritte. Insgesamt war der ehemalige Bayern-Präsident 23 Mal zu Gast im "Doppelpass". 

Jubiläumssendung mit Hoeneß und Blasberg

Und es kommt ein weiterer Hoeneß-Auftritt hinzu, der umstrittene Fußballfunktionär wird nämlich am kommenden Sonntag in der Jubiläumssendung zu Gast sein. Zusammen mit Moderator Thomas Helmer sowie Rainer Holzschuh, Pit Gottschalk, Patrick Ittrich, Max-Jacob Ost und Marcel Reif diskutiert er über die erste Hauptrunde des DFB-Pokals und den Kurs der Bayern. Und natürlich wird man auch auf 25 Jahre "Doppelpass" zurückblicken. In einem gesonderten Part der Sendung werden Sport1-Chef Olaf Schröder, "Doppelpass"-Erfinder Kai Blasberg und Rudi Brückner über die Entstehung und Entwicklung der Sendung sprechen. 

In all den Jahren gab es nur drei Haupt-Moderatoren des "Doppelpass": Rudi Brückner, Jörg Wontorra und Thomas Helmer. Diese Kontinuität ist vielleicht auch ein Grund für den Erfolg des Formats. Geprägt wurde die Sendung auch über viele Jahre hinweg von Udo Lattek, dessen Analysen zielgenau und bissig gleichermaßen waren. Nach seinem Ausstieg 2011 hatte es Sport1 schwer, einen Nachfolger mit ähnlichem Format zu finden. Stefan Effenberg oder auch Mario Basler ist das bis heute nicht gelungen. Dafür bereichert der oft gescholtene Marcel Reif die Runde regelmäßig durch seine klaren Analysen. 

Angriff von Sky erfolgreich abgewehrt

Der Erfolg des "Doppelpass" ist natürlich auch der Konkurrenz nicht verborgen geblieben. 2017 gab Sky Jörg Wontorra eine eigene Fußball-Diskussionssendung und ließ diese zwei Jahre lang gegen den "Doppelpass" antreten - nie kam man auch nur annähernd auf die Werte des Originals. Doch bei Sky hat man offenbar noch nicht genug: Gerade erst kündigte man an, den Talk "Sky 90" ab der neuen Saison gegen das Sport1-Flaggschiff zu senden. Die Chancen stehen gut, dass der "Doppelpass" auch diesen Angriff parieren wird. Vor wenigen Monaten sicherte sich Sport1 erneut die Rechte, um auch in den nächsten Jahren Spieltagsbilder am Sonntagvormittag zeigen zu dürfen. Olaf Schröder bezeichnete die Rechte als "Must have". Für ihn sei es unvorstellbar, den Sonntagmorgen zu verlieren, so der Sport1-Boss vor allem auch im Hinblick auf den starken "Doppelpass". 

Trotz des Erfolgs und der Routine ist das Jahr 2020 für die Macher eine Herausforderung. Pünktlich zur 1000. Sendung im März musste man Corona-bedingt auf Studiopublikum verzichten. Es folgte die Bundesliga-Pause und der anschließende Umzug des "Doppelpass" vom Hilton Munich Airport in die ziegelei101 in Ismaning. "Es ist ein in jeder Hinsicht außergewöhnliches Jahr, in dem die Corona-Krise unser ganzes Zusammenleben und natürlich auch den Fußball massiv beeinflusst hat", sagt Moderator Thomas Helmer im Gespräch mit DWDL.de. "Ohne Studio-Publikum zu talken, war anfangs sehr ungewöhnlich, doch wir mussten uns eben darauf einstellen." In der Jubiläumssendung am Sonntag werden übrigens erstmals wieder 40 Zuschauer vor Ort sein. 

Spannend war immer auch, wenn unmittelbar vor einem ,Doppelpass‘ ein Trainer entlassen wurde. Dann wird alles umgeschmissen und das meiste passiert auf Zuruf.
Thomas Helmer

Nach seinem persönlichen Highlight in den letzten fünf Jahren gefragt, nennt Helmer, natürlich: Uli Hoeneß. "Der Anruf von Uli Hoeneß in der Sendung im vergangenen November war mein Highlight. In der Werbepause ist plötzlich totale Hektik ausgebrochen und es hieß ‘Uli ist in der Leitung’." Hoeneß wollte Bayerns Sportdirektor Hasan Salihamidzic damals gegen die Kritik aus der Talk-Runde verteidigen. "Spannend war immer auch, wenn unmittelbar vor einem ,Doppelpass‘ ein Trainer entlassen wurde. Dann wird alles umgeschmissen und das meiste passiert auf Zuruf. Das ist eine Herausforderung, macht mir aber auch viel Spaß", sagt Helmer. 

Klaas Heufer-Umlauf im Doppelpass © Screenshot Sport1
Im Verlauf der Zeit saßen aber nicht nur Fußballer, Trainer und andere Fußball-Funktionäre in der Talkrunde. Immer wieder waren auch andere Promis zu Gast. Jeweils einen Auftritt im "Doppelpass" haben DJ Bobo, Peter Maffay, Kai Pflaume und Rudi Carrell. Besonders ist den Machern aber wohl Klaas Heufer-Umlauf im Gedächtnis geblieben. Er besuchte den "Doppelpass" 2016 und wünschte erst einmal "Gut Kick" in die Runde. Der Auftritt war Teil von "Circus Halligalli", Joko gab Klaas damals über ein Knopf im Ohr Anweisungen. Nach 30 Minuten verließ er die Sendung. "Der Auftritt sorgte für Schlagzeilen, hinterließ aber einige seelische Wunden bei den Machern und der Stammseherschaft. Der Grat zwischen ‘witzig’ und ‘voll daneben’ ist schmal. Es darf nie peinlich sein", schreibt Sport1 im Buch zum "Doppelpass". 

Aber auch solche Kuriositäten haben die "Doppelpass"-Zuschauer nie nachhaltig verschreckt. Und so werden auch in den kommenden Jahren vorwiegend weiße Männer über des Deutschen liebsten Sport im "Doppelpass" diskutieren. Und Uli Hoeneß wird sicherlich auch noch das ein oder andere Mal Thema sein.