Wer eine Telenovela einschaltet, tut dies in dem Wissen, eine Liebesgeschichte erzählt zu bekommen. Liebe, Küsse und Herzschmerz gehören zum Standard-Reportoire dieser Serien. Doch was, wenn plötzlich auf Nähe verzichtet werden muss? Das Coronavirus stellt die Macher von Fernsehproduktionen aller Art in diesen Wochen auf eine harte Probe, aber wenn es die Handlung darauf abzielt, dass sich zwei Menschen näherkommen sollen, dann wird es besonders schwer. 


Klar ist: Wo immer gerade gedreht wird, geschieht dies unter völlig veränderten Vorzeichen. "Wir haben einen umfassenden Katalog in puncto Hygienemaßnahmen, den wir mit dem Arbeitsschutz besprochen haben", sagt Joachim Kosack, Geschäftsführer von UFA und UFA Serial Drama, zu DWDL.de. "Vom Fieber messen am Eingang, über das Verteilen von Masken an unsere Mitarbeiter und eigene Monitore für die Teammitglieder am Set, sowie das genaue darauf Achten, den Mindestabstand einzuhalten, eben auch vor der Kamera."

Am Set von "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" ist man besonders gewarnt, immerhin wurden die Dreharbeiten für die RTL-Soap im Zuge der Krise bereits zwei Mal unterbrochen. Auch anderswo sieht es mit Blick auf die Sicherheitsvorkehrungen ganz ähnlich aus. Die Produktionsfirma Bavaria weist etwa auf Abstandsmarkierungen, Personalisierung des Arbeitsgeräts und erhöhte Reinigungs- und Desinfektionsvorgänge am Set des ARD-Dauerbrenners "Sturm der Liebe" hin.

Intensive Blicke anstelle körperlicher Nähe

Dazu kommt, dass Haare und Make-up von den Schauspielerinnen und Schauspielern unter Anleitung der Maskenbildner selbst übernommen werden. "Um die Sicherheit und Gesundheit aller zu gewährleisten, unterstützen zwei eigens dafür bestellte Medical Consultants die Produktion. Diese sind bei den Dreharbeiten im Innen- und Außendreh vor Ort und achten weisungsbefugt auf die Einhaltung der beschlossenen Maßnahmen", erklärt Bavaria. Die Darsteller selbst wurden im Vorfeld sogar auf das Virus getestet - mögliche Wiederholungen nicht ausgeschlossen. 

Corona-Regie bei IaF - Die jungen Ärzte

Regieplatz bei "In aller Freundschaft - Die jungen Ärzte" in Erfurt mit Schutzwänden / Foto: MDR/Saxonia Media/Thuernagel

In "größtmöglichem Maß" achtet auch Saxonia Media auf Hygiene und Sicherheit, seit vor wenigen Tagen die Dreharbeiten für den ARD-Dauerbrenner "In aller Freundschaft" wieder aufgenommen wurden. Die Schauspielerinnen und Schauspieler werden von der jeweiligen Maskenbildnerin in einer entsprechenden Schutzausrüstung - mit Handschuhe, Schutzbrille/Visier und Mundschutz - geschminkt oder erledigen dies mit Sicherheitsabstand unter Anleitung der Maskenbildnerin selbst. Dafür werden die Utensilien entsprechend personalisiert.

Am Set herrscht hinter der Kamera Mund-Nasenschutz-Pflicht. Um diese Maßnahmen fachgerecht umsetzen zu können, hat die Produktionsfirma sogar zusätzliches Personal wie Desinfektions- und Sicherheitsfachkräfte eingestellt und die Position einer Hygienebeauftragten neu geschaffen. "Um sofort auf aktuelle Entwicklungen reagieren und Anpassungen im Produktionsablauf vornehmen zu können, stehen wir darüber hinaus in ständigem Austausch mit verschiedenen Behörden", erklärt Saxonia-Geschäftsführer Sven Sund.

Die Frage nach der Nähe vor der Kamera aber bleibt. "Über die Auswirkungen wollen wir nicht öffentlich reden, denn wir produzieren mit dem Anspruch, weiterhin zu 100 Prozent Qualität zu liefern, indem man diese Bedingungen beim Zuschauen gar nicht bemerkt", sagt UFA-Geschäftsführer Joachim Kosack (Foto) und hüllt sich darüber hinaus in Schweigen. MDR-Fernsehfilmchefin Jana Brandt wiederum erklärt, dass die Drehbücher umgearbeitet wurden. "Wir haben kluge, kreative Kamerafrauen und -männer sowie hochmotivierte Regisseurinnen und Regisseure, die mit Detailaufnahmen und intelligenter Kameraführung den Szenen Intensität verleihen und einen emotionalen Fluss erzeugen."


Bei "Sturm der Liebe" finden - aller Liebesgeschichten zum Trotz - vorerst keine Szenen mit enger, körperlicher Nähe mehr statt, stellt die Bavaria auf DWDL.de-Nachfrage klar. Stattdessen werde verstärkt mit Dialogen, intensiven Blicken sowie Andeutungen gearbeitet. "Für die Schauspieler ist das eine spannende Herausforderung, da zunächst mit Maske geprobt wird und die eigentliche Mimik erst beim Dreh ohne Maske zum Vorschein kommt. Auch die Inszenierung der einzelnen Szenen müssen von den Regisseuren anders angegangen werden als noch vor ein paar Wochen. Sie arbeiten dabei viel mit optischen Tricks wie Teleobjektiven, so dass es auf dem Bildschirm später näher aussieht, als es in Wirklichkeit war."

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