In den vergangenen Tagen hat es wegen des Coronavirus viele Schlagzeilen rund um abgesagte Events und Veranstaltungen gegeben. So wurde eine Schlagershow mit Florian Silbereisen ebenso abgesagt wie die Verleihung der Goldenen Kamera. Disney hat zudem das europäische Launch-Event für seinen Streamingdienst Disney+ abgesagt und auch die MIPTV ist ersatzlos gestrichen worden. Das Coronavirus hat also längst auch Auswirkungen auf die Medienbranche. Doch was tun die einzelnen Sender eigentlich, um ihre Mitarbeiter zu schützen?
ProSiebenSat.1
© ProSiebenSat.1 Die bislang größten Auswirkungen hat das Virus auf die ProSiebenSat.1-Gruppe gehabt. Zwischenzeitlich mussten 200 Mitarbeiter aus dem Home Office arbeiten, darunter auch CEO Max Conze. Der ist inzwischen, wie 150 andere Mitarbeiter auch, wieder zurück am Arbeitsplatz. Zwei bestätigte Fälle von infizierten Personen hat es bislang in der Belegschaft des Unternehmens gegeben, daher hat man auch einige Maßnahmen getroffen. So sollen Dienstreisen "in besonders betroffene Gebiete" derzeit vermieden werden. "Sollte dies nicht möglich sein, müssen die Mitarbeiter im Anschluss für 14 Tage vom Homeoffice aus arbeiten", heißt es aus Unterföhring. Eine generelle Anweisung zum Arbeiten im Home Office hat es bislang aber nicht gegeben.
Mediengruppe RTL
© MG RTL Die Mediengruppe RTL hat zuletzt bereits ihrem geplanten Streaming Summit verschoben und will diesen im Sommer nachholen. Wegen der MIPTV-Absage plant man zudem ein Netzwerk-Event in Köln (DWDL.de berichtete). Um die Mitarbeiter zu schützen, sei frühzeitig eine Arbeitsgruppe gegründet worden, die die aktuellen Entwicklungen von Tag zu Tag neu bewertet, heißt es vom Unternehmen. Diese Arbeitsgruppe besteht neben dem hauseigenen Betriebsarzt und Kollegen aus dem Bereich Health & Services aus Vertretern der unterschiedlichen Bereiche der Mediengruppe RTL. Außerdem wurden bereits einige konkrete Maßnahmen gesetzt. Neben einer Aufforderung zu regelmäßiger Handhygiene gehört dazu eine "No Hand Shake"-Policy. Darüber hinaus sind die Mitarbeiter dazu angehalten, auf alle nicht zwingend notwendigen Dienstreisen, national wie international, zu verzichten. Stattdessen soll es vermehrt Telefon- und Videokonferenzen geben. "Zudem nehmen die Mitarbeiter*innen ihre mobilen Geräte mit nach Hause, um – falls es die Situation notwendig machen sollte – von zu Hause aus arbeiten zu können."
RTLzwei
© RTLzwei Etwas restriktiver in Sachen Dienstreisen ist man bei RTLzwei. Dort (und bei El Cartel Media) hat die Geschäftsführung entschieden, dass die Mitarbeiter "bis auf Weiteres" keine Dienstreisen mehr antreten sollen. Ausnahmen sind möglich, müssen aber mit der Geschäftsleitung abgestimmt werden. Nach DWDL.de-Informationen gilt diese Regelung bis Ende April. Darüber hinaus seien alle Kollegen für das Mobile Office ausgestattet worden, so ein Unternehmenssprecher. Der dafür notwendige IT-Support wurde daher auch noch einmal intensiviert.
ZDF
© ZDF Das ZDF hält derweil seine Mitarbeiter dazu an, die Hygiene-Empfehlungen zu beachten, um das Infektionsrisiko zu senken. Darüber hinaus sei von nicht erforderlichen Dienstreisen in sämtliche Risikogebiete abzusehen. "Mitarbeiter/innen, die aus Risikogebieten zurückkommen, sind aufgefordert, ihre Vorgesetzten zu informieren und möglichst wenig Kontakt zu anderen zu haben, auch wenn sie keine Symptome aufweisen. Das kann etwa durch Einzelarbeitsplätze oder Homeoffice sichergestellt werden", heißt es aus Mainz, wo man zudem sämtliche Produktionen im Einzelfall prüfen will.
ARD
Etwas komplizierter ist die Lage in der ARD, hier gibt es nämlich keine einheitliche Regelung, weil die verschiedenen Anstalten eigenständig entscheiden. Grundsätzlich bestehe aber ein Austausch zwischen den Landesrundfunkanstalten, heißt es von der ARD. Die jeweils Verantwortlichen würden abwägen und für ihren jeweiligen Sender entscheiden, welche Maßnahmen ergriffen werden - auch die anderen Sender sollen dann über die Schritte informiert werden. "In welcher Form ARD-Treffen zwischen den Sendern stattfinden, wird derzeit im Einzelfall geprüft. Denkbar sind natürlich Videoschalten", so die ARD auf DWDL.de-Anfrage.
© WDR Sehr betroffen vom Coronavirus ist NRW - und damit der WDR, wo es ja auch bereits einen Fall im Rundfunkrat gab (DWDL.de berichtete). Am Dienstag gab es im WDR zum Thema Coronavirus einen Video-Call mit dem Betriebsarzt, bei dem die Mitarbeiter Fragen stellen konnten. Darüber hinaus seien alle WDR-Standorte mit Desinfektionsspendern ausgestattet worden und man informiere die Mitarbeiter fortlaufend im Intranet und per Mail über den aktuellen Stand. Wer sich in Risikogebieten aufgehalten hat, muss sich mit den Vorgesetzten und dem Betriebsarzt in Verbindung setzen und unter Umständen 14 Tage lang von zu Hause aus arbeiten. "In begründeten Einzelfällen ist es auch möglich, einen Test direkt in der Betriebsarztpraxis durchführen zu lassen", so eine WDR-Sprecherin. Außerdem hat der WDR seine Mitarbeiter dazu aufgerufen, auf "nicht zwingend notwendige Dienstreisen" zu verzichten und diese zu verschieben. Besucherführungen durch den WDR finden derzeit nicht statt. Natürlich berichtet aber auch der WDR aus betroffenen Gebieten wie etwa Heinsberg. Hier gilt: Kein Händeschütteln, Einweg-Handschuhe nutzen, FFP2-Maske tragen, Mindestabstand halten, Ton bei Interviews angeln oder den Mikroschutz entsorgen sowie Produktionsgeräte nach dem Einsatz gründlich reinigen. "Grundsätzlich gilt: Wer solche Einsätze nicht machen möchte, muss sie nicht machen."
© BR Ebenfalls betroffen ist Bayern und damit der BR. Von dort heißt es, man habe eine Taskforce unter der Leitung des Verwaltungsdirektors eingerichtet, die die Situation ständig analysiert und die Mitarbeiter informiert. Darüber hinaus wurde eine zentrale Mailadresse eingerichtet, an die die Mitarbeiter Fragen richten können. "Ganz allgemein empfiehlt der BR-Betriebsarzt die üblichen Hygiene-Maßnahmen, die auch vor Influenza schützen. Darüber hinaus wird von Reisen in Risikogebiete dringend abgeraten. Der BR empfiehlt seinen Mitarbeitenden ansonsten, soweit möglich auf Dienstreisen zu verzichten bzw. diese zu verschieben. Homeoffice kann im Einzelfall und in Absprache mit dem Vorgesetzten vereinbart werden."
© rbb Der RBB hat am Dienstag angekündigt, den Publikumsverkehr einzuschränken und Veranstaltungen abzusagen. Konkret bedeutet das: Bis Ende März werden alle Veranstaltungen mit Publikum an den Standorten an der Masurenallee in Berlin, in Potsdam-Babelsberg sowie in den Studios in Frankfurt (Oder) und Cottbus abgesagt. Auch Besucherführungen finden während dieser Zeit nicht statt. Sendungen, die in RBB-Sälen mit Publikum produziert werden, etwa die "rbb-Praxis" oder die "Abendshow", finden bis auf Weiteres ohne Publikum statt. Über Sendungen, die außerhalb des RBB mit Publikum entstehen, etwa "Nuhr im Ersten", werde man von Tag zu Tag entscheiden. "Wir sehen unsere jetzige Regelung als Vorsichtsmaßnahme. Ob wir weitere Schritte unternehmen, beurteilen wir anhand der aktuellen Lage", sagt Hagen Brandstäter, Verwaltungsdirektor des RBB.
Sky
© Sky Sky ist durch seine Rolle als europäischer Medienkonzern ganz besonders betroffen vom Coronavirus und dessen Auswirkungen. Das gilt vor allem für die italienische Sky-Tochter Sky Italia, die ihren Hauptsitz in Mailand hat - die Metropole im Norden des Landes war eine der ersten, die im Zuge des Virus in die Schlagzeilen geriet. Von Sky Deutschland heißt es, man setze seit einiger Zeit vorbeugende Aktivitäten um, die im Einklang mit den behördlichen Empfehlungen stünden. Dazu gehören laut Unternehmensangaben die Ausweitung und Umsetzung von Hygiene-, Sicherheits- und Gesundheitsvorschriften sowie angepasste Reiserichtlinien. "Um unsere Systeme und Prozesse für den Ernstfall zu testen, haben wir zudem letzten Donnerstag einen Großteil unserer Kolleg*innen am Standort Unterföhring gebeten, von zu Hause aus zu arbeiten." Durch diese Maßnahme sei man im Falle einer weiter steigenden Risikolage gut vorbereitet, so eine Sky-Sprecherin.