"Glamour ist nicht das Wort, das einem bei Hürth und dem Nobeo-Gelände sofort einfällt", sagt Steffen Hallaschka. Der 47-Jährige muss es wissen, schließlich geht er hier schon seit 2011 fast wöchentlich ein und aus, um für RTL das Live-Magazin "Stern TV" zu präsentieren, das mit seiner thematischen Bandbreite einer Wundertüte gleicht. "Natürlich", sagt er über das Gelände, "ist das alles über die Zeit ein wenig in die Jahre gekommen, aber genau das mag ich. Es geht doch nicht darum, dass wir beim Fernsehen ständig den roten Teppich ausgerollt bekommen, und wir uns backstage auch nicht wie einem Fünf-Sterne-Hotel fühlen."
Das sei "im besten Sinne eine Fernsehfabrik", so Hallaschka - und die dürfe auch genauso aussehen. Trotz des industriellen Charmes erachtet der Moderator den Ort, an dem Nobeo vor 25 Jahren startete, inzwischen als eine Art Wohnzimmer. "Das muss das Studio bei einer solchen Sorte Fernsehen auch sein, weil ich gegenüber dem Gast eine Sicherheit ausstrahlen muss und will - und glücklicherweise auch kann." Und doch sind es nur wenige Stunden, die Hallaschka wöchentlich in Hürth verbringt, denn die Redaktion der Sendung sitzt nach wie vor in der Kölner Innenstadt. "Wir landen mittwochsabends mit unserem Ufo und heben nachts wieder ab", scherzt Hallaschka.
Natürlich kommt der Moderator nicht mit dem Ufo - vielmehr lässt er sich stets nach Hürth fahren. Allzu viel bekommt er jedoch selten mit, wie Hallaschka einräumt. "Ich könnte den Weg selbst nach siebeneinhalb Jahren vermutlich nicht mal alleine fahren, weil ich während der Fahrt nur ganz selten mal nach draußen schaue." Die Fahrt selbst sei "eine wertvolle halbe Stunde" um abzuschalten - auch, weil es sich um ein stabiles Team an Fahrern handelt. "Man kennt sich über die Jahre und wenn mir nach Schweigen zumute ist, darf ich auch mal schweigend nach Hürth pendeln."
Doch es ist keineswegs nur "Stern TV", das den gebürtigen Kasseler, mit Hürth verbindet. "Ich hatte ein paar erste Male in Hürth", erzählt er. Schon im Jahr 2000 führte ihn das Finale der ersten "Big Brother"-Staffel hier her, als er für das damalige ORB-Jugendradio über den späteren Sieger berichtete. Eine Mischung aus beruflichem und privatem Interesse, denn später schrieb Hallaschka sogar seine Magisterarbeit über die Realityshow. "Ein weiteres Mal hatte ich bei meinem 'Stern TV'-Casting - und ein drittes erstes Mal gab's schließlich, als ich mit Thorsten Schorn einen Einspieler zum Abschied von Günther Jauch drehte."
Damals führte ihn Schorn in das völlig menschenleere Studio, das wenige Wochen später sein Arbeitsplatz werden sollte. "Das war ein sehr ergreifender Moment für mich", so Hallaschka, der an "Stern TV" vor allem die Live-Situationen schätzt. "Dadurch ist es eben weder geleckt noch gelackt und es können tolle und einzigartige Momente entstehen." So wie in jener Sendung, in der es um einen jungen Mann ging, der lange im Wachkoma lag und auch deshalb ins Leben zurückfand, weil ihn der FC Bayern in der Reha motivierte. Durch einen Zufall sah die Freundin von Bayern-Star Joshua Kimmich die Sendung. "Am Ende der Show konnte ich eine Mail von ihr vorlesen, in der sie schrieb, sich um ein unterschriebenes Trikot der Bayern-Spieler kümmern zu wollen. Das war ein kleiner, zauberhafter Live-Moment."
Abseits des Nobeo-Geländes hat Steffen Hallaschka in all den Jahren aber nur wenig von Hürth gesehen. "Wir haben einen Aftershow-Bereich. Der ist, wenn Sie so wollen, unsere eigene Kneipe zum Versacken", erzählt er. "Es gibt durchaus Mittwochabend, an denen ich erst um halb 3 vom Hof rolle. Das hängt immer davon ab, wie viel Sitzfleisch und Laune die Gäste mitgebracht haben. Das spielt sich alles auf wenigen Quadratmetern ab." Kein Glamour, aber eben doch typisch Hürth.