Niemand hat in Person länger und mehr Fernsehen in Hürth produziert als Günther Jauch. Er ist das prominenteste Gesicht des bekannten Fernsehstandorts, der in diesen Tagen seinen 25. Geburtstag feiert. Auf dem Gelände der Nobeo moderiert er seit fast 20 Jahren die EndemolShine-Show "Wer wird Millionär"; lässt das Magazin "Stern TV", das er vor Steffen Hallaschka selbst 21 Jahre lang moderierte, von seiner eigenen Firma produzieren. Auch die "Ultimative Chartshow" mit Kollege Oliver Geissen sowie seine großen Shows mit Thomas Gottschalk und Barbara Schöneberger und der RTL-Jahresrückblick "Menschen, Bilder, Emotionen" entstehen hier.

Im Gespräch mit DWDL.de erinnert sich Jauch an die ersten Jahre auf dem Gelände der NOB. "Wir waren ganz früher mit unserer Firma bei der MMC und sind vor 23 Jahren zur NOB gewechselt. Das war damals noch eine alte Maschinenfabrik, wo wir uns eine Halle mit 'Wie bitte?' mit Geert Müller-Gerbes geteilt haben, auch die Nebenräume. Da war alles sehr improvisiert, aber das junge Team der NOB hat sich so reingehangen. Das hat mir imponiert. Vorher hatten wir – etwas überspitzt formuliert - schon eine Nebenkostenrechnung, weil wir eine Glühbirne für zehn Sekunden eingeschaltet haben. Und das Glas Wasser, wenn einem schlecht wurde, kostete auch extra. Das war nicht mehr witzig. Bei NOB war das anfangs chaotisch, aber immer sehr bemüht."

Er kam - und blieb. "Über die Jahre hat sich eine gegenseitige Wertschätzung entwickelt, die ich besonders bei 'Stern TV' gespürt habe, aber inzwischen produzieren wir mit i&u TV fast alles, was wir im Kölner Raum machen bei der Nobeo", erklärt Jauch. "Wir haben dort schon Autos explodieren lassen und Brände gelegt, um zu erklären, wie man Weihnachtsbäume oder aus der Kontrolle geratene Grillgeräte löscht. Studios wurden zu Eisflächen, Go-Kart-Rennen übers Gelände veranstaltet oder ein Studio komplett mit Sand gefüllt, damit wir aus einer Dünen-Landschaft senden konnten. All das war mit dem Team dort immer gut zu machen." Nur die staugefährdete Fahrt von der Kölner Innenstadt über die Luxemburger Straße raus in den Vorort Hürth, sie raubte Jauch wie manch anderem Fensehmacher schon den letzten Nerv. Er hat sich angewöhnt, früher als nötig zu fahren: "Alle sind happy, wenn sie wissen, dass ich nicht noch auf der Luxemburger stehe."

Nobeo

Was sich neben dem Stau in den vergangenen 25 Jahren ebenfalls nicht geändert hat: Oft wird Hürth sprachlich nach Köln eingemeindet. Dass das Gewerbegebiet sicher kein Teil der Domstadt ist, hat Günther Jauch in den 90er Jahren zu spüren bekommen. "Es gab eine skurrile Auseinandersetzung: Sowohl das Finanzamt Hürth als auch das Finanzamt Köln kamen auf uns zu und verlangten beide die kompletten Steuerleistungen für unsere Firma. Jeder für sich die volle Höhe, weil Hürth der Auffassung war, dass die Wertschöpfung in den Studios stattfindet. Köln wiederum argumentierte: Die Redaktion, die ganze Firma sitzt aber bei uns. Die einfachste Lösung des Fiskus: Wir besteuern einfach mal doppelt", erzählt Jauch und kann heute darüber lachen. "Das war einigermaßen absurd, denn wir zahlen sehr ordentlich und alle unsere Steuern, aber bitte nicht doppelt, weil sich da zwei 'feindliche' Finanzämter gegenüber stehen. Das hat dann ein bisschen gedauert bis am Ende klar war: Köln ist zuständig."

Heimisch geworden ist Jauch am Rhein allerdings nie. Obwohl er seit fast 20 Jahren regelmäßig "Wer wird Millionär?" in Hürth aufzeichnet und 21 Jahre lang ebenso für "Stern TV" bei der Nobeo war, hat es ihn privat nie ins Rheinland gezogen. "Ich pendele seit knapp 30 Jahren nach Köln und habe mir da auch nie eine Wohnung genommen. Ich wohne all die Jahre immer im gleichen Hotelzimmer. Köln und ich, das ist eher eine Zweckehe", erklärt der Fernsehmoderator, dessen eigene Produktionsfirma i&u TV aber trotzdem auch nach all den Jahren recht zentral am Kölner Hohenzollernring liegt. Gab es nie Umzugsgedanken? Doch, räumt Jauch ein. 

"Es gab mal die Überlegung, allerdings auch schon viele Jahre her, nach Berlin respektive Potsdam zu gehen. Da gab es sehr schöne Anreize mit i&u TV umzuziehen. Ich hätte das eigentlich auch nicht ungern gemacht, aber gerade bei unseren jüngeren Kolleginnen und Kollegen gab und gibt es eine erhebliche Lobby für Köln. Ich merkte, dass viele jüngere lieber in Köln bleiben wollten und die älteren natürlich mit Kindern und Wohnung oder Haus sesshaft geworden sind. Es gab auch welche, die gerne nach Berlin gegangen wären. Der Druck im Team war allerdings so groß, dass diese Meinung nur hinter vorgehaltener Hand geäußert wurde. Am Ende haben zwei Dinge den Ausschlag gegeben: Das Votum unseres Teams und die Nähe zu RTL, unserem wichtigsten Partner, die für uns entscheidend waren", erklärt der 62-jährige Fernsehmacher.

Denn sie wissen nicht was passiert

So wurde Jauch zum langjährigsten Produktionspartner der Nobeo und erinnert sich an besondere Sendungen: "Als Michail Gorbatschow noch Generalsekretär war und bei irgendeinem, von ihm als stinklangweilig empfundene Bankett in Bonn saß, haben wir es geschafft, ihn von dort zu 'Stern TV' nach Hürth zu holen, mit ihm in der Live-Sendung zu sprechen und ihn wieder zurück zum Bankett zu bringen. Da profitierte Hürth von der früheren Bundeshauptstadt. Die größten Sicherheitsvorkehrungen gab es, als Salman Rushdie zu Gast war. Da galt höchste Geheimhaltung." Und es gab einen Vorfall, über den Jauch bewusst lange nichts erzählt hat: "Ich erinnere mich auch an eine Bombendrohung während meiner Zeit bei 'Stern TV', wo wir kurzerhand die Sendung nach draußen verlegt haben und im Freien zu Ende gebracht haben. Das musste ja schnell entschieden werden ohne große Beratung mit der Polizei und wurde auch schnell umgesetzt. Ich glaube, dass ich dem Publikum gar nichts gesagt habe. Die dachten, das sei so geplant gewesen."

Als wir über den Stadtteil von Hürth sprechen, in dem die Nobeo zuhause ist, übt sich Jauch in Diplomatie. "Man sieht Hürth bzw. diesem Stadtteil von Hürth ja durchaus an, dass er mit dem Boom des Fernsehens in den 90er Jahren zunächst ein bisschen, ja ich sage laienhaft mal, etwas unkontrolliert gewachsen ist", so der Moderator, der in 23 Jahren nur selten das kulinarische Angebot der Nachbarschaft genutzt hat. "Einmal in meinem Leben war ich im 'Planet Hürth' essen und kann mich noch an den Salatteller 'Fliege' erinnern“, erzählt Günther Jauch. "Ich stand übrigens auf der Karte als Käseröggelchen für 7,50 DM. Der Putenbrustsalat 'Bärbel Schäfer' war doppelt so teuer. 'Planet Hürth' gibt es immer noch, aber ich glaube all diese Gerichte und das Filetsteak 'Margarethe Schreinemakers' gibt es dort schon lange nicht mehr." Da hat er recht. "Planet Hürth" gibt es weiterhin, längst aber moderner und zeitgemäßer. Dry Aged Beef ist die Spezialität.