Ein Winter-Tag im Jahr 1999. An einem Strand, viel zu nah am Meer geparkt, steht ein Auto. Darin sitzen fünf Erwachsene, eingeengt und mit besorgtem Blick. Ihr Chef Stephen Hillenburg, hatte sie überredet mit ihm ans Meer zu fahren, um Inspiration zu finden. Denn sie hatten Schwierigkeiten, sich Storys für Stephens neue Cartoon-Serie auszudenken. Doch als sie am Meer ankommen, ist es bitter kalt. Außerdem hängt dicker Nebel in der Luft. Sie entschließen sich, im Auto zu bleiben und einfach so nah ans Meer zu fahren, wie möglich. Es ist nicht sehr erfolgreich. Was noch keiner der Autoinsassen an diesem Tag ahnen kann: Die Serie, für die sie gerade erfolglos nach neuen Geschichten suchen, sollte eine der erfolgreichsten Cartoon-Serien aller Zeiten werden: „SpongeBob SquarePants".



Die Serie wird zur Zeit in 25 verschiedenen Sprachen und in über 150 Ländern weltweit ausgestrahlt. Seit 1999 hat Nickelodeon alleine mit „Spongebob“-Merchandise mehr als 13 Milliarden Dollar Umsatz gemacht. Kein Wunder, dass der Sender sie seit ihrem Debüt kontinuierlich ausstrahlt, was sie mit einer ununterbrochenen Laufzeit von elf Jahren auch zu einer der am längsten laufenden Cartoon-Serien aller Zeiten macht, einzig und allein geschlagen von den „Simpsons“. Allerdings wurden die „Simpsons“, damals angefangen als Mini-Serie innerhalb der „Tracey Ullman Show“, speziell für ein erwachseneres Publikum entworfen. Spongebob Schwammkopf hingegen hat es auf dem Kindersender Nickelodeon geschafft, zu einem kulturellen, inzwischen Generationen übergreifenden Phänomen zu werden. 

Dieser Erfolg fußt komplett auf den ersten drei Staffeln, den ersten 60 Folgen der Serie. Es sind eben jene Episoden, über die sich Stephen Hillenburg und seine Kollegen 1999 zusammengepfercht in einem Auto am Strand, erfolglos den Kopf zerbrachen.

Lange bevor Stephen Hillenburg, geboren 1961 und leidenschaftlicher Taucher, seine Kollegen in ein Auto zwang und an den Strand fuhr, war er Meeresbiologe am „Ocean Institute“. Hier erklärte er Kindern Gezeitentümpel, das Ökosystem des Meeres, nautische Geschichte und alles, was sie über die Ozeane wissen wollten. Und hier kreierte er auch das Comic-Heft „Intertidal Zone“, in dem Hillenburg unter anderem ein Seeschwamm namens Bob zeichnete. Schließlich entschied er sich 1987, nach drei Jahren als Meeresbiologe, den Job zu wechseln, um seiner zweiten großen Leidenschaft, dem Trickfilm, nachzugehen. Er fand eine Anstellung bei Nickelodeon und landete schließlich bei der Cartoon-Serie „Rockos Modernes Leben“.

Im Team der Serie waren auch Derek Drymon, Nick Jennings und Tom Kenny. Hillenburg konnte sie von seiner Schwamm-Idee überzeugen und nach der Absetzung von „Rockos Modernes Leben“ entwickelten sie zusammen eine eigene Serie, die sie dem Sender Nickelodeon vorstellen wollten: „SpongeBob SquarePants“. Es brauchte Monate des Grübelns und Entwerfens und Autor Tim Hill musste noch als Hilfe dazu kommen, bis sie bereit waren, die Idee zu präsentieren. Doch der Aufwand lohnte sich: Als Stephen Hillenburg seine Idee Nickelodeon endlich vorstellen konnte, passte alles zusammen. Er hielt die Präsentation im Hawaii-Hemd und hatte ein Aquarium mit kleinen Model-Versionen der Figuren. Er erklärte die Figuren, ihre Umfelder und Beziehungen.

Vom Hauptcharakter Spongebob, seinen Freunden Patrick und Sandy, seinem Chef Mr. Krabs bis hin zu seinem Nachbarn Thaddäus (im Original Squidward Tentacles), waren fast alle Charaktere der Serie bereits bei dieser ersten Präsentation für den Sender, bei dem ersten Pitch, exakt so, wie wir sie heute kennen. Ein seltener Glücksfall, oft haben sich Figuren in anderen Serien nach ersten Reaktionen des Publikums noch einmal verändert (in einer der ersten Simpsons Folgen, bewirft Lisa Simpsons noch zum Spaß Vögel mit Steinen).

Nickelodeon kaufte die Serie und Hillenburg machte sich mit seinem Team an die erste Staffel. Der Stil der Serie wollte ausgearbeitet werden, Bikini Bottom wurde geschaffen. Formen, Farben und auch Geräusche mussten für die Unterwasserwelt erfunden werden. Stephen ließ für die Sendung eine komplett neue Sound-Bibliothek einrichten, vom Spongebobs quietschenden Schuhen, bis hin zu seinem Wecker. Die Ideen für die Episoden der ersten Staffel stammen derweil fast alle aus der Fibel für die Show, die Stephen bei der Entwicklung der Figuren angefertigt hatte.

Die Storys waren simpel und wurden komplett von den Charakteren getragen. Doch irgendwann erschöpften sich die Ideen aus der Fibel. Jetzt musste das Team anders herum denken. Jetzt hatte man die Charaktere und musste für sie Geschichten schaffen. Nur wie? Es folgte die wenig ergiebige Fahrt ans Meer….

Später, zurück im Studio, fängt das Team an, über die Figuren zu sprechen. Was war das Geheimnis, dass die Charaktere und ihre Geschichten in den ersten Folgen so funktionieren ließ? Und wie konnte man genau das reproduzieren? Die Runde stellt schnell fest, das alle das selbe fühlen: Es waren zwar Figuren und Geschichten, für eine Kinderserie, aber keiner der Anwesenden hatte den Eindruck, dass sie die Show tatsächlich für Kinder machten. Vielmehr konnten sie selbst sehr gut über die eigene Arbeit lachen. Für eine Serie, die in erster Linie von Kindern gemocht wurde, ein seltener und spannender Spagat.