Am vergangenen Sonntag ist das letzte Rennen der Saison zu sehen gewesen - und das Fazit ist ernüchternd. Die 20 Rennen kamen im Schnitt auf eine Reichweite von knapp 600.000 Zuschauern, inklusive der Nacht-Rennen, die kabel eins zeigte. In der Saison davor, als die DTM noch im Ersten zu sehen war, lag die Reichweite bei knapp 900.000. Das Interesse ist also spürbar zurückgegangen. Und auch das Ziel von Sat.1, endlich mehr junge Zuschauer für die Rennserie zu begeistern, ist noch längst nicht erreicht. Die Übertragungen erzielten im Schnitt lediglich rund 5,4 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen - viel weniger war es auch in der ARD nicht. Hinzu kommt die Tatsache, dass die halbstündigen Vor- und Nachberichte oft noch deutlich schlechter liefen.
Nein, ein Quoten-Erfolg ist die DTM für Sat.1 nicht gewesen. Das weiß man auch beim Sender. "ran"-Sportchef Alexander Rösner gibt sich gegenüber DWDL.de realistisch: "Es ist uns noch nicht gelungen, ein breiteres und auch jüngeres Publikum als in den Jahren zuvor anzusprechen. Hier ist noch Luft nach oben." Dennoch, so Rösner, sei man mit der DTM auf einem "sehr guten Weg, mit unserem modernen und crossmedialen Konzept", neue Zuschauer zu gewinnen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass man mit diesem Konzept erst einmal Zuschauer veprellt zu haben scheint. Immerhin: Auf den digitalen Kanälen sei die DTM bereits gut angenommen worden, sagt Rösner.
Auf Nachfrage zu den genauen Gründen der schwachen Quoten verweist der "ran"-Sportchef auf die Tatsache, dass die DTM in den Jahren zuvor in der ARD zu sehen gewesen ist. "Sehgewohnheiten ändern sich nicht von heute auf morgen." Man werde jetzt die gesamte Saison analysieren, um Verbesserungspotenzial zu erkennen. Vor der Saison kündigte man ja an, dass die Fahrer im Mittelpunkt der Übertragungen stehen sollten. Mit Andrea Kaiser und Matthias Killing engagierte man zwei bekannte Sport-Gesichter, hinzu kamen Edgar Mielke als Kommentator und Experte Timo Scheider. Besonders für dieses Team ist das vergleichsweise geringe Interesse natürlich schade, inhaltlich gab es nämlich nur wenig zu meckern. Mit der Qualität der Übertragungen zeigt sich Rösner dann auch zufrieden: "Das war eine sehr überzeugende Leistung. Wir hatten uns vor der Saison vorgenommen, die DTM innovativ, modern und emotional abzubilden. Das ist uns gelungen."
Optimismus für 2019
Spannend wird nun sein, welche Lehren Sat.1 aus seiner ersten DTM-Saison ziehen und zu welchen Änderungen es im nächsten Jahr kommen wird. 2019 muss man sich beim Sender auch überlegen, ob man langfristig an der Rennserie festhalten will, der aktuelle Vertrag beinhaltet nur zwei Saisons. Zu konkreten Änderungen 2019 will sich Rösner derzeit noch nicht äußern, dafür sei es noch zu früh. Fest steht jedenfalls, dass sich auch die DTM kräftig wandeln wird. Ausgerechnet Mercedes hatte bereits seinen Ausstieg angekündigt. Mit Gary Paffett stellt der Rennstall den aktuellen Champion.
Statt Mercedes wird Aston Martin 2019 an der DTM teilnehmen. Bei Sat.1 gibt man sich angesichts dessen optimistisch: "Die DTM ist als eine der populärsten und bekanntesten Motorsportserien in Deutschland und in Europa eine Premium-Sportmarke. Der Einstieg von Aston Martin ist ein sehr gutes Zeichen. Ich bin davon überzeugt, dass die DTM auch in der kommenden Saison eine attraktive und spannende Rennserie sein wird." Fragt sich nur, ob die DTM endlich wieder so spannend sein kann, dass sie auch von genügend Menschen im Fernsehen gesehen wird. Denn eins ist auch klar: Werden die Reichweiten 2019 nicht steigen und verlängert Sat.1 den Vertrag nicht, wäre die Zukunft der Rennserie im TV unklarer denn je. Wandert die DTM zu einem Nischensender, würden wohl noch einmal viele Zuschauer verloren gehen.
"Es war allen bewusst, dass wir mit unserem Partner Sat.1 nicht auf Anhieb die Reichweiten einer ARD erzielen können."
ITR-Sprecher
Bei der DTM-Dachgesellschaft ITR zeigt man sich wohl auch aufgrund dessen zufrieden mit den Zuschauerzahlen der gerade zu Ende gegangenen Saison. "Wir sind mit dem Zuschauerzuspruch im Großen und Ganzen zufrieden", heißt es von einem Unternehmenssprecher auf DWDL.de-Nachfrage. Spannender Nachsatz: "Es war allen bewusst, dass wir mit unserem Partner Sat.1 nicht auf Anhieb die Reichweiten einer ARD erzielen können." Inhaltlich sei man mit den Übertragungen ebenfalls zufrieden. "Es war das klare Ziel, den Übertragungen mehr Emotionalität und Hintergrund zu geben. Durch den gegenüber den Vorjahren längeren Vor- und Nachlauf der Übertragungen war Raum für mehr informative und unterhaltsame Berichterstattung über die DTM." DTM-Chef Gerhard Berger hat dem Sat.1-Team beim letzten Rennen am Hockenheimring noch einmal ausdrücklich gedankt - vermutlich weiß auch er um die Herkulesaufgabe, der sich der Sender zu Beginn der Saison gestellt hat.