Die Champions League ist hinter der Bezahlschranke verschwunden, doch zumindest die Europa League bleibt den Zuschauern im Free-TV noch erhalten. Wie gehabt gibt es an jedem Spieltag eine Partie zu sehen – anders als bisher liegen die Rechte von der neuen Saison an jedoch nicht mehr bei Sport1, sondern bei der Mediengruppe RTL. Die Kölner wollen den Schwerpunkt auf den Männersender Nitro legen, vereinzelt sollen die Spiele aber auch im Hauptprogramm von RTL ausgestrahlt werden. Die private Sendergruppe dürfte damit vermutlich so viel Fußball zeigen wie noch nie, schließlich hat man sich auch zahlreiche Partien der Nationalmannschaft gesichert.

Manfred Loppe© MG RTL D / Stefan Gregorowius
In Zeiten allgemein sinkender Reichweiten verspricht Fußball noch immer zumeist hohe Zuschauerzahlen. Handelt es sich bei der Europa League also um teuer erkaufte Quote? "Das Thema Fußball hat in Deutschland einen überragenden Stellenwert", sagt RTL-Sportchef Manfred Loppe (Foto) zu DWDL.de. "Also ist es doch nur logisch, dass wir versuchen, unseren Zuschauern auch in diesem Segment attraktive Angebote zu unterbreiten. Dass es sich dabei um keine Sonderangebote handelt, ist doch klar. Aber wir wissen ganz genau, was wir tun können und lassen müssen."

Wie viel Geld RTL an die UEFA überweist, ist nicht bekannt. Klar ist allerdings auch, dass selbst RTL keineswegs sicher sein kann, große Fußballrechte zu bekommen. Längst schielen internationale Player auf den Sport-Markt – so hatte sich in Großbritannien jüngst Amazon einige Sportrechte gesichert, die bislang bei klassischen Fernsehsendern lagen. Das nötige Kleingeld dafür ist vorhanden. "Der Markt verändert sich zunehmend, das Konsum- und Nutzungsverhalten ebenso", sagt RTL-Mann Loppe. "Die Geschwindigkeit des Prozesses ist teilweise atemberaubend. Dass große Rechte – siehe aktuell die Champions League – von der großen Bühne verschwinden, ist dieser Entwicklung geschuldet."

Wie weit sich die Spirale weitergeht, vermag auch der langjährige RTL-Sportchef nicht zu sagen. "Wie lange das anhält, werden wir sehen. Die Champions League ist aktuell der Testballon schlechthin", betont Loppe, der jedoch bei all dem Millionen-Poker auch die andere Seite nicht vergisst. "So einträglich diese Entwicklung für das Geschäftsfeld Fußball ist, so schwer vermittelbar bleibt es für den Fußball-Fan. Umso mehr freuen wir uns, internationalen Spitzenfußball als Free-TV-Angebot zeigen zu dürfen."

Mit einem mobilen Studio ins Stadion

Für die Übertragungen hat sich Nitro jüngst mit dem ehemaligen BVB-Keeper Roman Weidenfeller verstärkt, der neben Steffen Freund als Experte an der Seite von Moderatorin Laura Wontorra fungieren soll. Freund wird darüber hinaus neben Marco Hagemann auch als Co-Kommentator bei den Europa-League-Übertragungen fungieren. Den Anfang macht am Donnerstagabend das von manchen Beobachtern als Brause-Duell verspottete Spiel zwischen RB Leipzig und Red Bull Salzburg, daneben befinden sich mit Eintracht Frankfurt und Bayer Leverkusen zwei weitere deutsche Klubs im Wettbewerb.

Oliver Schablitzki© RTL / Frank Hempel
Doch was hat sich der Sender vorgenommen? "Wir werden vor allem eines sein: nah dran am Spiel", betont Senderchef Oliver Schablitzki (Foto) gegenüber DWDL.de. Helfen soll ein mobiles Studio, das eine Vor-Ort-Berichterstattung im Stadion ermöglichen wird. Anders als Sport1 wird Nitro mit seiner Berichterstattung nicht schon mehrere Stunden vor Anpfiff beginnen – los geht’s stets um 20:15 Uhr. "Wir werden bei den letzten Trainingseinheiten dabei sein und zu den Reportern schalten, die die beiden anderen deutschen Mannschaft bei ihren Spielen vor Ort begleiten", erklärt Schablitzki das Konzept. Zudem kann der Sender bereits erste Bilder des jeweiligen 19-Uhr-Spiels zeigen. Das klingt dann doch alles einigermaßen klassisch.

Bleibt die Frage, wann die Europa League für Nitro ein Erfolg ist. "Als Mindestmarke sehen wir das Potenzial, das die Europa League in der Vergangenheit im Free-TV gezeigt hat", sagt der Senderchef. "Aufgrund der Crosspromotion-Möglichkeiten innerhalb der Mediengruppe können wir uns auch vorstellen – abhängig vom Turnierverlauf – hier und da besser zu sein." Mitunter hatte Sport1 damals die Marke von zwei Millionen Zuschauern geknackt. Auch für Nitro sollte das gewiss machbar sein.

Mehr zum Thema