Im Januar 2017 wurde bekannt, dass ProSiebenSat.1 an seinem Standort in Unterföhring einen großen Neubau plant. Danach wurde es still um diese Ankündigung, die ohnehin keine großen Kreise zog. In den vergangenen Monaten wurde dann viel geplant und vorbereitet. Jetzt stehen die Bauarbeiten unmittelbar vor dem Beginn. Anfang September beginnen die Abrissarbeiten der Gebäude an der Gutenbergstraße 4. Darin befinden sich Studios, Technik und Infrastruktur, alles wurde bereits ausgelagert. Später im September soll dann der Spatenstich für den Neubau erfolgen.

Aufgeteilt ist der Neubau in zwei Bauabschnitte, der erste wird voraussichtlich im Sommer 2021 fertiggestellt. Danach beginnen am Bauteil zwei die Arbeiten, diese sollen nach jetzigen Planungen bis 2023 dauern. In den kommenden Jahren wird das weitläufige Gelände in Unterföhring also zu einer großen Baustelle. Der Neubau wurde inzwischen aber auch notwendig: Die Mitarbeiter waren nach dem Wachstum der letzten Jahre zuletzt auf 16 verschiedenen Gebäuden verstreut - einige davon waren schon fast legendär baufällig. Gebäude, bei denen es durchregnet, soll es in Zukunft nicht mehr geben.

"Die ProSiebenSat.1 Group ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Gleichzeitig sind die Ansprüche an unsere Vernetzung deutlich gestiegen. Mit den aktuellen Gebäuden stoßen wir dabei an unsere Grenzen, vor allem, was den Platz und die Gestaltungsmöglichkeiten angeht", sagt eine Unternehmenssprecherin gegenüber DWDL.de. Mit dem Neubau - ProSiebenSat.1 nennt das ganze Projekt "New Campus" - wolle man ein "klares Zeichen für die Weiterentwicklung der Gruppe" setzen. "Dazu gehört auch, dass sich unser Selbstbild als ein führender europäischer Medienkonzern in einer modernen Unternehmensarchitektur ausdrückt."

ProSiebenSat.1 New Campus© ARGE P7S1 New Campus Kohlbecker Vielmo

Viel Wert legt man in Zukunft auf eine Wohlfühlatmosphäre auf dem gesamten Areal. Das legen nicht nur Animationen nahe, die man einsehen kann, sondern auch einige bereits bekannte Fakten. Geplant ist ein großer Innenhof mit Landschaftsplateau, der als zentraler Treffpunkt für die Mitarbeiter dienen soll, eine Cafeteria mit großer Außenterrasse, zehn (!) Garten-/Dachterrassen und eine Verbindungsbrücke ("7 Walk") zwischen den verschiedenen Gebäudeteilen. Darüber hinaus verspricht der Konzern seinen Mitarbeitern "flexibel gestaltbare Besprechungsräume, attraktive Flächen für Veranstaltungen, moderne Lounges und Erholungsräume".

Es klingt ein wenig wie im Silicon Valley, wo zahlreiche Unternehmen ihre Zentralen so gestaltet haben, dass die Mitarbeiter sich dort idealerweise so wohlfühlen, dass sie die Zeit vergessen. "Mit dem neuen Campus wollen wir unsere offene und vielfältige Unternehmenskultur noch stärker nach außen tragen. Damit sprechen wir natürlich auch potenzielle Arbeitnehmer an, die gerne in einem hochmodernen und innovativen Umfeld arbeiten – und das nicht nur auf fachlicher und menschlicher Ebene, sondern mit dem Neubau nun auch in räumlicher Bedeutung", sagt eine Unternehmenssprecherin im Gespräch mit DWDL.de.


Empfohlener externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Youtube, der den Artikel ergänzt. Sie können sich den Inhalt anzeigen lassen. Dabei können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Auch der Stadt Unterföhring und seinen Einwohnern will sich ProSiebenSat.1 mit dem Neubau öffnen. Passieren soll das mit einem einsehbaren und öffentlichen Eingangsbereich auf Seite der S-Bahn-Haltestelle Unterföhring. "Damit möchten wir Offenheit gegenüber der Gemeinde Unterföhring sowie auch gegenüber Gästen und anderen Interessierten signalisieren. In diesem Bereich wird ein Café und die ‘Open Academy’ untergebracht werden." Die Konzeption dazu sei aber noch nicht final abgeschlossen.

Neu und groß - aber keine Chinesische Mauer

Seitdem ProSiebenSat.1 den Neubau im Januar 2017 angekündigt und erste Pläne vorgestellt hatte, verfolgt den Sender zudem ein sehr kurioser Irrtum. Einige Medien berichten seither, der New Campus werde die Form einer Sieben haben. Der Konzern dementierte das damals schon gegenüber DWDL.de. Doch einige Medien berichten noch immer davon und schrieben sogar, man könne das neue Gebäude aus dem Weltall sehen - so als sei die neue Konzernzentrale von ProSiebenSat.1 eine Art Chinesische Mauer. Das Missverständnis geht auf den CSU-Landrat Christoph Göbel zurück, der 2017 scherzte, man könne den neuen Gebäudekomplex künftig aus dem Weltall sehen. Kann man natürlich nicht, einige Medien nahmen es trotzdem für bare Münze. Ob es eine Lichtinstallation auf einem der Dächer geben wird, damit das ProSiebenSat.1-Logo aus der Luft zu erkennen ist, steht derzeit noch nicht fest.

ProSiebenSat.1 New Campus© ARGE P7S1 New Campus Kohlbecker Vielmo

Mit Einschränkungen der TV-Produktion ist trotz der umfassenden Baumaßnahmen nicht zu rechnen. Die betroffenen Studios seien bereits temporär verlagert worden, bestätigt das Unternehmen gegenüber DWDL.de. Die Sendungen werden auf einem Nachbargrundstück des Campus produziert, bis die neuen Studios - vier an der Zahl - fertiggestellt sind. Das Playout-Center sowie die Rechenzentren werden so lange weiterbetrieben, bis die Neubauten in Betrieb gehen. "Die Studios werden mit modernster LED-Beleuchtungstechnik ausgestattet. Bei der Bildauflösung, den Farbräumen und den Bildwechselraten orientieren wir uns an den neuesten Standards der Bildtechnik." Das heißt: ProSiebenSat.1 wird in den neuen Studios in UHD produzieren können. Auch die Mediengruppe RTL Deutschland hatte zuletzt damit begonnen, ihr Sendezentrum sukzessive auf UHD umzurüsten.

Die Nutzung der Studios soll bei ProSiebenSat.1 in Unterföhring künftig flexibel gestaltbar sein. "Vom Selbstfahrerstudio über automatisierte Produktion bis hin zur klassischen High-End-Produktion mit Studiopublikum wird auf dem neuen Campus alles möglich sein", sagte eine Sprecherin. Wie viel Geld sich ProSiebenSat.1 den Neubau kosten lässt, ist nicht klar. Auf Anfrage heißt es vom Unternehmen, dass man das Projekt im Rahmen eines Leasingmodells realisiere. Das bedeutet: Bauherr ist nicht ProSiebenSat.1, sondern eine Leasinggesellschaft, die das Areal dann an den Medienkonzern vermietet.

Mehr zum Thema