Im Jahr 2009 hat das UFA Lab als kleines und wendiges Motorboot seine Arbeit aufgenommen. Anders als das große Schlachtschiff UFA sollte die junge und digitale Produktionsfirma damals vor allem Online-Inhalte produzieren und probieren, was geht - ein Lab eben. Im Laufe der Zeit ist das UFA Lab aber immer größer geworden: Es kamen neue, große Kunden hinzu und auch die Projekte wurden immer größer. Seit Jahren gibt es neben dem Hauptsitz in Berlin auch eine Kölner Niederlassung. Die Produktionsfirma heimste außerdem zahlreiche Preise ein, 2015 gewann man schließlich den International Digital Emmy für "Diana Foxx". Spätestens da war klar: Die Zeit des Experimentierens ist vorbei, das UFA Lab hat sich zu einem ernstzunehmenden Player am Markt entwickelt. Und genau diesem Wandel will das Management nun Rechnung tragen.
Und so verpasst sich die digitale Produktionseinheit der UFA einen Relaunch und hört künftig auf den Namen UFA X. Das "Lab", was zu sehr nach "Jugend forscht" klang, fällt weg. Geführt wird die neue UFA X auch künftig von Tobias Schiwek und Nancy Julius als Managing Directors. Die beiden leiten das Unternehmen seit einem knappen Jahr. Zum Amtsantritt von DWDL.de auf den Namen UFA Lab angesprochen, sagte Tobias Schiwek damals, die Verbindung zum "reinen Laborieren ohne kommerziellen Hintergedanken ist mittlerweile nicht mehr passend." Schiwek wird nun zusätzlich auch noch Chief Digital Officer der UFA GmbH.
"Mit dem Markt hat sich unsere Arbeitsweise enorm entwickelt", sagt Schiwek nun im Gespräch mit DWDL.de. Früher sei es vor allem darum gegangen, Dinge auszuprobieren und zu experimentieren. "Mit der Zeit haben wir unseren Kern gefunden, sind deutlich professioneller geworden und zu schlagkräftigen Teams zusammengewachsen." Mit der Umbenennung wolle man nun die Positionierung des Unternehmens deutlicher machen. "Mit dem UFA Lab haben wir einiges aufgebaut, wir sind in den vergangenen Jahren aber mit dem Markt auch erwachsen geworden." Schiwek sagt, man wolle auch in Zukunft experimentieren, rund 80 Prozent sei inzwischen aber klassisches Tagesgeschäft, mit dem man auch gutes Geld verdiene. "Wir bleiben jung und wild, sind inzwischen aber auch über alle Genres hinweg etabliert."
"Wir bleiben jung und wild, sind inzwischen aber auch über alle Genres hinweg etabliert."
Managing Director Tobias Schiwek
Der Unterbau der neuen UFA X besteht künftig aus vier Bereichen: Zum klassischen Produktionsgeschäft (UFA X Originals) kommt die noch relativ junge Marke Hooked by UFA. Damit ist man seit Herbst 2017 auf dem Markt und setzt verschiedene Branded-Entertainment-Formate um, etwa für Johnson & Johnson, Adidas oder Neckermann. Hinzu kommen noch Mesh Collective, wo man Formate für Stiftungen, NGOs und manchmal auch Ministerien entwickelt und auch verstärkt in die Offline-Welt geht und etwa Barcamps organisiert sowie der sogenannte Bereich Extensions - in diesem geht es um die Online-Weitererzählung von bereits vorhandenen Formaten. "UFA X bietet für Sender und Marken an der Schnittstelle von TV und Digital Lösungen aus einer Hand in den Bereichen Produktion, Social Media und Vermarktung. Ein Kern aus Experten koordiniert und passt die Teams präzise für die vier Geschäftsbereiche an", sagt Schiwek. "Unter der Haube arbeiten wir für diese vier Bereiche sehr ähnlich. Das ist eine Mischung aus Technikverliebtheit und der Liebe zum Storytelling."
Dass der Bereich Mesh beispielsweise auf der Webseite, anders als Hooked by UFA, noch nicht so prominent beworben wird, liegt laut Schiwek auch an den Kunden. "Wir arbeiten hier viel mit NGOs zusammen und wollen diese bewusst nicht zu nah an unsere kommerziellen Kunden heranlassen", sagt er. Die Redaktionen der verschiedenen Bereiche seien jedenfalls streng getrennt. Das dürfe man auch nicht verwässern, alle Bereiche seien gleich wichtig. "Es wird auch nie ein kommerzielles ein moralisches Interesse schlagen, oder umgekehrt. Das ist wichtig einerseits für die Glaubwürdigkeit am Markt und andererseits auch für die Motivation der Teams."
Aus reinen Online-Projekten werden TV-Formate
Fasst man das klassische Produktionsgeschäft und den Bereich Branded Entertainment (inkl. Mesh) zusammen, so machen beide jeweils rund 50 Prozent des derzeitigen Geschäfts aus. Als Content-Marketing-Agentur will sich UFA X also nicht verstanden wissen. Mit dem hochgelobten Funk-Format "Jäger und Sammler" etwa macht man ja auch ein journalistisches Produkt, das via Facebook regelmäßig viele tausend User erreicht. "Inzwischen entstehen bei uns aus reinen Online-Projekten Aufträge für das klassische TV", sagt Schiwek gegenüber DWDL.de. So entwickelt man derzeit eine TV-Doku, die auf dem Instagram-Format "Wir der Westen" basiert, das man für den WDR umsetzt. Weitere Formate seien in Arbeit, aber noch nicht spruchreif.
In Sachen Social-Media-Kanäle hat sich in den vergangenen Jahren viel verändert. Auch Schiwek hat eine Verschiebung festgestellt. "Wir haben bereits für Snapchat als auch für Instagram entwickelt und sehen da inzwischen eine ganz klare Entwicklung: Instagram läuft Snapchat den Rang ab." Bei den ganz jungen Usern sei derzeit musical.ly sehr beliebt - auch hier schaue man sich gerade nach möglichen Inhalten um.
"Natürlich hätten wir uns auch UFA Digital nennen können, aber..."
Managing Director Tobias Schiwek
Und wieso genau nennt sich das UFA Lab nun UFA X? "Natürlich hätten wir uns auch UFA Digital nennen können", sagt Schiwek. "Aber damit wären wir dann mindestens drei Jahre zu spät gewesen." Das X soll die verschiedenen Schnittmengen zeigen, die das Unternehmen bedient: also TV und Digital. "Und auf dem Schnittpunkt, im Zentrum, steht immer die Zielgruppe." Hinzu kommt, dass man in dem X auch verschiedene andere Begriffe visualisieren kann, für die man stehen will: Exzellenz, Experience, Experimente, Experten. Grundsätzlich bleibt bei UFA X aber alles beim alten. Nur will man sich nun, dem Alter entsprechend, etwas erwachsener geben. Weg von der reinen Experimentier-Werkstatt, die man schon lange nicht mehr nur war. Und hin zu einer seriösen Produktionsfirma, die aber gleichzeitig auch jung und wild sein will.