Wenn man die Zuschauerverteilung am Vorabend betrachtet, dann sollte man nicht den Fehler machen, all die kleineren Sender zu vergessen. Denn insbesondere einer ist da längst kein kleiner mehr. Die Rede ist von ZDFneo. Dass der Sender sich bei den Tagesmarkanteilen inzwischen immer wieder in die Riege der Top8 einreiht, liegt - neben den zahlreichen Krimi-Wiederholungen - nicht zuletzt an der enormen Stärke am Vorabend. Dort zeigt man sich zwar nicht gerade innovativ, aber kann durch die Zweitverwertung des ZDF-Nachmittagshits "Bares für Rares" erstaunliche Reichweiten erzielen.
Mitte 2016 entschied man sich bei ZDFneo dafür, Horst Lichter und seine Trödler auch bei ZDFneo am Vorabend zum Zug kommen zu lassen. Und die locken dort immer mehr Zuschauer an. Die Quotenentwicklung von ZDFneo in der Zeit zwischen 18:30 Uhr und 20:15 Uhr ist atemberaubend. Als ZDFneo 2009 an den Start ging lag der Marktanteil beim Gesamtpublikum bei 0,1 Prozent, bis 2012 war der Wert gerade mal auf 0,4 Prozent angestiegen. Seither hat er sich verzehnfacht: 2017 lag der durchschnittliche Marktanteil von ZDFneo am Vorabend bei 3,3 Prozent, im laufenden Jahr sind es bislang 4,0 Prozent. Bei den 14- bis 49-Jährigen sieht es mit im Schnitt 2,9 Prozent zwar etwas schwächer aus, für ZDFneo sind das trotzdem hervorragende Zahlen.
Die Entwicklung der Vorabend-Quoten von ZDFneo
Durchschnittlicher Marktanteil zwischen 18:30 Uhr und 20:15 Uhr beim Gesamtpublikum. Zahlen für 2018 nur im Zeitraum 1.1. bis 13.4.
Im Lauf des Vorabend sammelt "Bares für Rares" dabei sogar noch deutlich Zuschauer ein, die zweite Folge, die gegen 19:20 Uhr startet, ist nämlich sogar noch deutlich stärker. Hier kommt man in diesem Jahr auf im Schnitt bislang fast 1,7 Millionen Zuschauer und beinahe 6 Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum. Damit liegt ZDFneo in diesem Zeitraum vor großen Privatsendern wie etwa Sat.1, das mit seiner "Ruhrpottwache" in diesem Jahr bislang im Schnitt nur eineinhalb Millionen Zuschauer erreichte. ProSieben kommt mit "Galileo" auf im Schnitt 1,1 Millionen Zuschauer. Auch "Das Perfekte Dinner" oder "Berlin - Tag & Nacht" kommt nicht auf solche Reichweiten beim Gesamtpublikum. Nur RTL, dem Ersten und dem ZDF muss sich "Bares für Rares" geschlagen geben.
Zur Wahrheit gehört aber freilich auch, dass ZDFneo es bislang nicht geschafft hat, "Bares für Rares" einen ähnlich erfolgreichen Begleiter zur Seite zu stellen und damit dem Effekt vorzubeugen, dass sich aufgrund des Dauereinsatzes in ZDFneo und dem ZDF das Publikum irgendwann an der Trödelshow sattgesehen hat. ZDFneo versuchte das zuletzt mit anderne Formaten, die das Trödelthema ebenfalls aufgriffen, allerdings ohne annähernd gleich großen Erfolg. Bislang ist von einer Übersättigung aber ohnehin noch nichts zu sehen, wie die immer weiter steigenden Quoten zeigen.
Nicht nur ZDFneo kostet die größeren Sender Zuschauer
Die berühmt-berüchtigte "Fragmentierung des Marktes" kostet die großen Sender aber natürlich nicht nur aufgrund von ZDFneo am Vorabend kräftig Marktanteile, auch andere kleinere Sender schneiden sich ein gehöriges Stück vom Kuchen ab. Beachtliche Reichweiten erzielt beispielsweise auch Sat.1 Gold, auch hier mit einem Format des Muttersenders Sat.1 - das dort schon lange eingestellt wurde. "K 11" lockt bei Sat.1 Gold im Schnitt Abend für Abend aber in diesem Jahr bislang 560.000 Zuschauer an - und liegt damit auf Augenhöhe mit "Achtung Kontrolle" bei kabel eins. "K 11" punktet zudem ebenso wie "Niedrig und Kuhnt" und "Mord ist ihr Hobby" mit Marktanteilen um 2 Prozent auch bei den 14- bis 49-Jährigen.
Auch ProSieben Maxx fährt am Vorabend sehr gut, erzielt mit Anime-Serien über 2 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe, mit "Futurama" und "Family Guy" immerhin 1,6 bis 1,7 Prozent. Bei Nitro war insbesondere "Ein Kaefig voller Helden" am Vorabend mit im Schnitt 2,8 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe in diesem Jahr ein voller Erfolg, "King of Queens" erzietle danach 1,5 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen.
Und vergessen sollte man auch nicht die Kindersender - am Vorabend sitzen nämlich offenbar häufig auch die Eltern mit vor dem Fernseher. Jedenfalls erreicht im Disney Channel "Miracoulos!" stolze 2,4 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen und immerhin 340.000 Zuschauer insgesamt in diesem Jahr. Bei Super RTL kommt der Klassiker "Bugs Bunny" gar auf knapp eine halbe MillionZuschauer. Bei den 14- bis 49-Jährigen wurden 2018 bislang 2,2 Prozent Marktanteil erzielt. Betrachtet man all das in Summe, wird auch klar, wieso manch größerer Sender mit einem Marktanteils-Niveau zu kämpfen hat, das man sich vor wenigen Jahren noch kaum hat vorstellen können.