Zum fünften Geburtstag machte Sky seinem Sportnachrichtensender ein großes Geschenk. Seit dem Jubeltag vor etwas mehr als 13 Monaten ist Sky Sport News HD inzwischen nicht mehr verschlüsselt zu empfangen, sondern kostenlos für jedermann – ein mutiger Schritt, immerhin war es das erste Mal, dass sich Sky in Deutschland auf den Free-TV-Markt wagte. Das Kalkül: Durch eine höhere Reichweite sollen mehr Werbegelder abgegriffen werden. Wichtiger aber dürfte die Möglichkeit sein, auch jenen Zuschauern das Sport-Angebot im Pay-TV schmackhaft zu machen, die bislang noch keine Sky-Kunden sind. "Dadurch erfüllt Sky Sport News HD in Zukunft eine cross-promotionale Aufgabe, was bislang nicht möglich war", erklärte Roman Steuer, der bei Sky den gesamten Sport-Bereich verantwortet, vor dem Sendestart im Gespräch mit DWDL.de.
Der Start verlief damals blendend. Fast 600.000 Zuschauer hatte Sky Sport News HD mit einem Bundesliga-Spiel des FC Bayern erreicht, das man zur Feier des Tages über den Sport-Nachrichtensender ausstrahlte. Heute, über ein Jahr später, ist der Jubel in Unterföhring dagegen ein Stück weit verstummt. Die Fußball-Testspiele, die man gelegentlich im Programm hat, bringen zwar zusätzliches Publikum, verzeichnen aber nur selten wirklich hohe Reichweiten. Einen Handball-Talk mit Stefan Kretzschmar hat man schon nach wenigen Wochen wieder aus dem Programm genommen, weil sich herausstellte, dass es keine glorreiche Idee war, die Sendung immer wieder gegen Spiele der Handball-Champions League antreten zu lassen. Das Bestreben, dem Handball eine neue Plattform zu geben, fand somit ein jähes Ende.
Und damit nicht genug: Bereits Mitte des Jahres kürzte Sky Sport News HD seine Live-Nachrichtenstrecke um drei Stunden, während im Gegenzug zeitweise Wiederholungen der Comedyshow "Eine Liga für sich" mit Frank Buschmann die Primetime verstopften. Besser wurde das Programm dadurch nicht. Schlimmer noch: Die mutmaßlich teuer erkauften Zusammenfassungen der 2. Liga, die bis zur vorigen Saison ein schöner Quoten-Erfolg für Sport1 waren, erreichen sonntags fast gar keine Zuschauer. Immerhin hat sich Jörg Wontorra als "Doppelpass"-Konkurrent gut etabliert und auch der jüngste Boxkampf von Manuel Charr war mit fast 300.000 Zuschauern vor wenigen Wochen gefragt. Unterm Strich kam der Sender im Jahr 2017 dennoch nicht über einen überschaubaren Marktanteil von 0,2 Prozent hinaus.
"Um einen neuen Sender im Free-TV zu etablieren, bedarf es einiger Zeit", sagt Weber. "Die geben wir Sky Sport News HD. Der harte Wettbewerb im Free-to-Air-Markt war uns vorher bewusst, schreckt uns aber nicht ab, unseren Weg weiter zu verfolgen." Erschwert wird das Vorhaben alleine schon durch die Tatsache, dass der Name Sky in der Vergangenheit nie für frei-empfangbares Fernsehen stand. Das bekannt zu machen, dürfte keine Sache von Monaten sein, sondern von mehreren Jahren - gewissermaßen eher Marathon als schneller Sprint. Weber spricht davon, dass sich der Sender in einem "kontinuierlichen Entwicklungsprozess" befinde und verweist und verteidigt in diesem Zusammenhang auch das Aus des Kretzschmar-Talks. "Wir machen Fernsehen für unsere Zuschauer. Von daher ist es unsere Pflicht, auch auf die Seh-Gewohnheiten unserer Zuschauer zu reagieren", so Burkhard Weber zu DWDL.de.
Angesprochen auf die Pläne für das neue Jahr, verspricht er, mutig sein und neue Dinge ausprobieren zu wollen. "Live-Events werden ein Schwerpunkt sein, und das Thema Boxen kann hier auch eine Rolle spielen. Im Kern aber ist und bleibt der Sender dem Prinzip der Rolling-News verpflichtet." Man werde mit einem ebenso journalistischen wie unterhaltsamen Programm an der Steigerung der Bekanntheit von Sky Sport News HD arbeiten. Eine Steigerung der Nutzung braucht es gleichzeitig auch für das Nachrichtenportal skysport.de das mit rund sechs Millionen Visits jüngst nur einen Bruchteil der Konkurrenz erreicht. Auf Weber und seine Mannschaft wartet 2018 also gewiss viel Arbeit. Klar ist schon jetzt, dass ein langer Atem dabei unabingdar ist. Ein Selbstläufer sieht anders aus.