Diese Serie ist ein Phänomen, man kann es nicht anders sagen. Wenn "The Walking Dead" im amerikanischen Fernsehen läuft, dann sind dem Kabelsender AMC Traum-Quoten sicher. Mehr als 21 Millionen Zuschauer schalteten vor einem Jahr ein, um den Auftakt zur siebten Staffel zu sehen – und auch wenn diese Marke im weiteren Verlauf nicht mehr erreicht werden konnte, so gelang es der Zombie-Serie doch allemal, sämtliche etablierte Network-Serien in die Schranken zu weisen.
Von einem solchen Erfolg ist "The Walking Dead" hierzulande freilich ein ganzes Stück entfernt, doch auch in Deutschland ist die Fangemeinde in den vergangenen Jahren gewachsen. Dabei lässt der Blick auf die Quoten der jüngst innerhalb weniger Tage bei RTL II ausgestrahlten siebten Staffel zunächst anderes vermuten. Auf im Schnitt etwas mehr als als eine halbe Million Zuschauer brachten es die am späten Abend gesendeten Erstausstrahlungen im Free-TV. Verglichen mit der ersten Staffel ging die Reichweite in den zurückliegenden um rund die Hälfte zurück.
Alleine im Vergleich zum Vorjahr sank die durchschnittliche Reichweite um etwa 200.000 Zuschauer pro Folge. Das hat allerdings einen guten Grund: RTL II begann mit der Ausstrahlung diesmal in aller Regel erst nach 23 Uhr. Dadurch war die Reichweite zwar rückläufig, doch der Marktanteil konnte verglichen mit dem Jahr zuvor wieder gesteigert werden und lag bei rund siebeneinhalb Prozent in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen. Das ist freilich kein Vergleich zu den teils mehr als 20 Prozent, die während der Rekord-Staffel 3 erzielt wurden, bewegt sich aber doch deutlich oberhalb der Normalwerte des Senders, der zuletzt mit der Fünf-Prozent-Hürde zu kämpfen hatte.
Ohnehin kann man bei RTL II zufrieden sein: So erreichte die stärkste Folge der Staffel starke 17,6 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 29-jährigen Zuschauern, bei den jungen Männern wurden sogar 24,6 Prozent erzielt. Und doch bleibt festzuhalten, dass die Reichweiten schon mal höher waren – selbst wenn man davon ausgeht, dass bis zu 40.000 Zuschauer die jeweiligen Folgen zeitversetzt verfolgten. Profiteur der Entwicklung ist das Pay-TV, wo die aktuellen Episoden von "The Walking Dead" jeweils kurz nach der US-Ausstrahlung zu sehen sind. Der Auftakt der achten Staffel bescherte Fox an diesem Montag nun prompt einen neuen Rekord: 510.000 Zuschauer schalteten ein, was 1,6 Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum und herausragenden 4,2 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen entsprach.
Mit dieser Strategie der schnellen Ausstrahlung verzeichnete der Bezahlsender FOX schon mit der siebten Staffel im Schnitt 320.000 Zuschauer mit jeder Erstausstrahlung – und damit trotz der deutlich geringeren Verbreitung gar nicht mal so viel weniger wie jüngst im Free-TV. Die zweite Folge der siebten Staffel erreichte vor einem Jahr den bisherigen Bestwert von 450.000 Zuschauer auf linearem Wege. Das waren mehr als bei mancher RTL-II-Ausstrahlung in den vergangenen Tagen dabei waren – eine beeindruckende Zahl, die die Verschiebung des "Walking Dead"-Konsums hin ins Pay-TV unterstreicht.
Und das ist noch nicht mal alles: Durch Wiederholungen im linearen Programm und mehr als fünf Millionen VoD-Views zählte FOX mit der zurückliegenden Staffel 19,24 Millionen Kontakte. Heruntergerechnet bedeutet das somit mehr als 1,2 Millionen Kontakte pro Folge. Alleine gegenüber der sechsten Staffel ist die nichtlineare Nutzung noch einmal um zwölf Prozent gestiegen - ein Trend, der sich wohl weiter fortsetzen wird. "The Walking Dead" dürfte damit eine der ersten Serien sein, die hierzulande im Bezahlfernsehen mehr Fans erreicht als im Free-TV. Diese Serie ist eben ein Phänomen - auch bei uns.