Jan Hahn ist ein geübter Frühaufsteher. Wenn andere noch müde sind, ist er in aller Regel bereits hellwach. Das war schon so, bevor es den gebürtigen Leipziger zum Fernsehen zog. Im Radio konnte Hahn an Kreativität und Spontaneität feilen, die er später elf Jahre lang als Moderator des "Sat.1-Frühstücksfernsehens" vor laufender Kamera unter Beweis stellte. Kein Wunder also, dass eine Lücke in seinem Leben entstanden ist, als er die Sendung vor einem Jahr verließ, um fortan bei RTL seine Brötchen zu verdienen. Leicht sei ihm der Abschied nicht gefallen, räumt Jan Hahn im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de ein. "Ich habe mich nicht verabschiedet, um etwas abzuschließen, sondern um etwas Neues zu entdecken."
Das Neue sind Sendungen wie "This Time Next Year" und das "Glücksrad", das er für den Spartensender RTLplus präsentiert. Ganz ohne frühes Aufstehen geht es aber auch heute nicht. "Nach dem Abschied vom 'Frühstücksfernsehen' habe ich schnell gespürt, dass mir etwas fehlt", gibt Hahn zu, "ich habe die Sendung schließlich über viele Jahre hinweg mit Leidenschaft gemacht." Die morgendliche Quoten-Not von RTL dürfte ihr Übriges dazu geleistet haben, dass man den geübten Früh-Moderator fortan auch bei "Guten Morgen Deutschland" einsetzte. Inzwischen macht Jan Hahn seinen einstigen Kollegen alle drei Wochen Konkurrenz.
Das Kalkül ist klar: Mit dem bekannten Gesicht will RTL den Abstand zum Morgen-Marktführer Sat.1 verringern, was bislang aus Quotensicht allerdings noch nicht allzu gut funktioniert. Dass RTL inzwischen auf feste Moderatoren-Teams setzt, hat sich aus Sicht von Jan Hahn jedoch bewährt. "Dadurch wissen die Zuschauer, worauf sie sich einlassen. Man mag das eine Team vielleicht mehr als das andere, aber am Ende entsteht eine Gesamt-Sendung, auf die man sich gerne einlässt." Hahn selbst musste sich allerdings nicht nur auf eine TV-Partnerin einstellen, sondern auch auf ein virtuelles Studio, in das "Guten Morgen Deutschland" kurz vor seiner Verpflichtung zurückgekehrt war.
"Ein reales Set hat den Vorteil, dass man sich freier und spontaner bewegen kann", sagt Hahn, der in seiner Zeit bei Sat.1 tatsächlich gerne mal spontan die Kulisse umgebaut hat. "Deswegen habe ich mich vor dem grünen Studio anfangs ein bisschen gegruselt." Dennoch gelang ihm die Umstellung schnell. Ohnehin seien die Morgen-Formate, auch die der Öffentlich-Rechtlichen, letztlich gar nicht so weit voneinander entfernt, betont er. "Ich sehe die Konkurrenz sportlich. Natürlich schaut man täglich auf die Quoten, und es gab auch schon einige Tage, an denen wir das 'Frühstücksfernsehen' geschlagen haben." Die Regel ist das freilich nicht.
Wie stark beäugt wird, was die Frühaufsteher der anderen Sender machen, weiß der RTL-Moderator nur allzu gut. "Wir haben beim 'Frühstücksfernsehen' irgendwann gemerkt, dass vieles vom ZDF kopiert wird. Als beispielsweise auch das ZDF damit anfing, Musiker ins Studio einzuladen, fanden wir das damals durchaus interessant." Dass inzwischen auch RTL auf Live-Musik in seiner Sendung setzt, passt nur allzu gut ins Bild. Bezeichnend allerdings, dass das man beim "Frühstücksfernsehen" inzwischen wieder davon abgekommen ist. Ohnehin scheint es, als habe man sich in Köln in den vergangenen Jahren durchaus stark von der Konkurrenz aus Berlin inspirieren lassen – eigentlich überraschend, besitzt "Guten Morgen Deutschland" doch eigentlich eine ganz andere DNA.
Die Sendung sei "nachrichtlich sehr stark aufgestellt", lobt Jan Hahn, der inzwischen beide Seiten bestens kennt. "Daran merkt man, dass sich die Sendung in den letzten Jahren aus 'Punkt 6' heraus entwickelt hat, also aus einem reinen Info-Format – das ist gerade im Vergleich zum 'Sat.1-Frühstücksfernsehen' ein großer Unterschied." Das sei zwar de facto ein Magazin, doch er selbst habe es stets als "große, bunte Unterhaltungskugel" erlebt, sagt Hahn und fast scheint es, als gerate der Moderator ein wenig ins Schwärmen, wenn er an sein langjähriges Umfeld denkt, in dem viele Freundschaften entstanden sind, die bis heute halten.
Doch ganz gleich ob Sat.1 oder RTL – auf seine gute Laune kann sich Jan Hahn für gewöhnlich schon zu früher Stunde verlassen. Sie lasse sich allerdings nicht verschreiben, sagt der Moderator. "Das entsteht ausschließlich im Team, das morgens in einem ganz eigenen Kosmos unterwegs ist." Vor allem aber braucht es Freiheiten. "Beim 'Frühstücksfernsehen' war uns stets bewusst, dass in spontanen Situationen immer auch Schwund mit dabei ist. Das muss man wollen. Aber Spontaneität lässt sich vorher eben nicht ankündigen." Wenn man Unterstützung und Vertrauen spüre, dann könne man sich in der Frühschiene stark aufstellen.
Und was plant Jan Hahn für sich ganz persönlich? "Ich habe mir vorgenommen, weiterhin mutig zu bleiben", betont der 44-Jährige, dessen neue Sendung "This Time Neyt Year" in der Primetime gerade allenfalls mäßige Quoten verzeichnete. "Natürlich bin ich mir bewusst, dass ich mit dem Weg zu RTL einen neuen Schritt gegangen bin und ich will sicher noch das eine oder andere lernen. Aber das ist doch ganz normal." Vor allem seine Leichtigkeit will er sich bewahren, "was manchmal gar nicht so einfach ist, wenn an großen Produktionen viele Leute beteiligt sind", so Hahn. "Umso schöner ist es, wenn ich am Morgen auch weiterhin mal etwas Spaß machen darf." Ganz so wie schon vor 20 Jahren im Radio.