Constantin Medien hat zuletzt meist mit Streitereien und juristischen Auseinandersetzungen auf sich aufmerksam gemacht. Zwischen den Hauptaktionären tobt seit mehr als einem Jahr ein Machtkampf, keine Seite will nachgeben. Am Mittwoch könnte es auf der Hauptversammlung in München zum Showdown zwischen den Streitparteien kommen. Wie konnte es soweit kommen? DWDL.de fasst die Ereignisse der letzten zwei Jahre zusammen.

10. Juni 2015: Constantin-Chef Bernhard Burgener sieht das Unternehmen auf einem guten Weg und bekräftigt auf der jährlichen Hauptversammlung die Ziele für das laufende Geschäftsjahr.

14. Dezember 2015: Ein halbes Jahr später wird bekannt, dass Burgener seinen CEO-Posten abgibt, für ihn rückt Fred Kogel danach. Damals sind noch keine Risse zwischen Burgener und Aufsichtsratschef Dieter Hahn zu erkennen. "Constantin Medien ist Bernhard Burgener zu großem Dank verpflichtet. Er hat unser Unternehmen durch schwierige Jahre in eine aussichtsreiche Zukunft geführt", lässt sich Hahn damals zitieren. Burgener erklärt, er wolle sich auf die Highlight-Gruppe konzentrieren.

2. Februar 2016: Constantin Medien bzw. Constantins Tochterfirma Highlight Communications verkauft die Highlight Event & Entertainment an Bernhard Burgener. In den Wochen danach werden die Risse zwischen Burgener und Hahn immer offensichtlicher.


6. Juli 2016: Auf der ordentlichen Hauptversammlung wird erstmals öffentlich über die Zukunft des Medienkonzerns gerungen. Es entbrennt ein offener Richtungsstreit, es kommt zu einem offenen Schlagabtausch. Dieter Hahn will sich auf das Sportgeschäft konzentrieren und das Film-Geschäft veräußern, Bernhard Burgener dagegen will Constantin Film im Konzern halten. Beide Seiten halten rund 30 Prozent am Unternehmen. Die Hauptversammlung zieht sich so lange hin, bis sie kurz vor Mitternacht schließlich abgebrochen werden muss.

23. September 2016: Die juristischen Scharmützel beginnen: Constantin-CEO Fred Kogel schalteten die Finanzaufsicht ein. Kogel wirft seinem Vorgänger Burgener vor, den Kauf von Aktien zu spät gemeldet zu haben.

31. Oktober 2016: Burgener und Hahn bekriegen sich jetzt auch öffentlich in der Presse. Burgener fordert einen "neutralen" Versammlungsleiter für die außerordentliche Hauptversammlung im November, die auch gleich für zwei Tage angesetzt wurde.

2. November 2016: Der Chef von Constantin Film, Martin Moszkowicz, schaltet sich in die öffentlichen Diskussionen ein und beklagt eine "problematische Debatte", die im Tagesgeschäft nicht hilfreich sei. Durch die Streitereien zwischen den Gesellschaftern und der unklaren Zukunftsperspektive erhalte man immer mehr Anrufe von Geschäftspartnern, die sich nach der aktuellen Situation erkundigen würden. "Ich hätte mir gewünscht, dass die Parteien sich schon im Vorfeld geeinigt hätten", sagt Moszkowicz gegenüber dem "Horizont".

7. November 2016: Kurz vor der außerordentlichen Hauptversammlung wird bekannt, dass bei der Constantin-Tochter Plazamedia 50 Stellen gestrichen werden. Das ist eine direkte Folge des Wegfall des Sky-Auftrags zur Produktion der Bundesliga-Spiele.

9. November 2016: Tag eins der Hauptversammlung bleibt ohne Ergebnis. Weil noch nicht alle Tagespunkte abgearbeitet wurden, wird die Versammlung um einen Tag verlängert. Das hatte Constantin von Anfang an eingeplant.

10. November 2016: Die Hauptversammlung der Constantin Medien AG endet in einem totalen Chaos. Dieter Hahn kann seine Pläne durchdrücken - aber wohl nur, weil Bernhard Burgener mit seinen Stimmanteilen von den Abstimmungen ausgeschlossen wird. Burgener will sich damit nicht abfinden: "Die Beschlüsse der Hauptversammlung sind null und nichtig", sagt er. Am Ende musste das Podium der Versammlungshalle mit den handelnden Akteuren sogar von zwei Security-Mitarbeitern gesichert werden, weil wütende Kleinaktionäre immer stärker protestierten. Kogel erklärt: "Die Positionierung als Sport-only-Unternehmen ist nach unserer Einschätzung die langfristig beste und vielversprechendste Strategie für den Constantin Medien-Konzern."

11. November 2016: Die Highlight Communications AG erklärt, dass man die Beschlüsse der Hauptversammlung nicht anerkenne, sie seien "nichtig". Der Ausschluss der Stimmrechtsanteile sei "willkürlich" erfolgt, Highlight spricht von "rechtswidrigen Machenschaften und Kompetenzüberschreitungen".

2. Dezember 2016: Spätestens jetzt fällt jede Zurückhaltung, Hahn und Burgener feuern aus allen Rohren. Highlight Communications stellt Strafanzeige gegen Fred Kogel. Der Vorwurf: angebliche Urkundenfälschung. Später stellt die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen ein und weist die Klage ab.

4. Dezember 2016: Martin Moszkowicz macht noch einmal deutlich, was er von Constantin Medien hält. "Wir sind ein eigener Planet und kreisen um uns selbst", betont Moszkowicz gegenüber der "Welt" die Unabhängigkeit von Constantin Film. Die einzige Verbindung zu Constantin Medien sei, dass man dorthin alljährlich eine "fette Dividende" überweise. Selbst brauche und wolle man nichts von Constantin Medien. Constantin Film gehört offiziell zur Highlight Communications AG, daran hält Constantin Medien wiederum rund 60 Prozent.

5. Dezember 2016: Dieter Hahn erklärt, Constantin Medien komplett übernehmen zu wollen. Damit wäre Burgener raus und der Aufsichtsratschef könnte das Unternehmen endlich in die Richtung lenken, in die er will. Doch die Absage von Highlight kommt postwendend: "Weder ist ersichtlich, dass er einen Finanzierungsnachweis erbringen kann, noch knüpft er sein 'Angebot' an seriöse Voraussetzungen", heißt es vom Highlight-Verwaltungsrat.

13. Dezember 2016: Die Highlight Event und Entertainment AG reicht beim Landgericht München Nichtigkeitsklagen gegen die Beschlüsse der außerordentlichen Hauptversammlung ein.

15. Dezember 2016: Die bayerische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner schaltet sich in den Streit ein und will zwischen Hahn und Burgener vermitteln. Erfolgreich ist sie damit nicht.

6. Februar 2017: Constantin Medien reicht Klage gegen einige Vertraute von Bernhard Burgener ein, unter anderem auch gegen Martin Hellstern. Konkret geht es um ein 40-Millionen-Franken-Darlehen (das entspricht rund 36 Millionen Euro), das den Machtkampf im Unternehmen befeuert. Constantin hatte als Sicherheit für das Darlehen Aktien seiner Tochter Highlight Communications an die Firma Stella Finanz verpfändet - das ist die ehemalige Firma von Hellstern. Schon im vergangenen Jahr sollte das Darlehen zurückgezahlt werden und die Aktien rückübertragen werden, das ist aber nicht passiert. Seitdem streiten sich die Parteien darüber, wer nun die Aktien bei Abstimmungen nutzen darf. Hellstern gilt als Vertrauter von Bernhard Burgener.

1. März 2017: Ungeachtet des Machtkampfes verlängert Constantin Medien den Vertrag mit CEO Fred Kogel bis Ende 2018. Hahn hätte Kogel gerne auch darüber hinaus gebunden. Auch Martin Moszkowicz hat seinen Vertrag verlängert - der Constantin-Film-Chef bleibt mindestens bis Ende Februar 2021.

31. März 2017: Die Highlight Communications AG fürchtet eine "feindlicher Übernahmen" und trifft Maßnahmen, um dieses Szenario abzuwehren. Highlight gründet dazu zwei unabhängige Stiftungen. Diese haben nun die Option zum zeitweisen Erwerb der Mehrheit der Stammaktien sowohl bei der Team-Gruppe als auch bei Constantin Film (gehören beide zu Highlight). Durch die getroffenen Maßnahmen sei sichergestellt, dass im Fall eines feindlichen Übernahmeversuchs "wesentliche Vermögensgegenstände der Gesellschaft geschützt und deren Zugriff entzogen und für die Gesellschaft gesichert werden."

11. Juni 2017: Die "BamS" berichtet von einem möglichen Insiderhandel bei Constantin Medien. Highlight wirft Dieter Hahn vor, als Verwaltungschef der Highlight Communications Insiderwissen über den Champions-League-Vertrag des Unternehmens frühzeitig erhalten und auch genutzt zu haben, um noch vor der Bekanntgabe des Deals rund 2,25 Millionen Aktien von Constantin zu erwerben. "Herr Hahn ist seinen Meldepflichten jederzeit korrekt nachgekommen. Ihm ist keinerlei Fehlverhalten vorzuwerfen", erklärt Hahns Sprecher Norbert Essing. Die Ermittlungen werden wenig später eingestellt.

12. Juni 2017: Bernhard Burgener bereitet die Übernahme der Constantin Medien AG vor. Dazu hat er nun eine Kapitalerhöhung bei der Highlight Communications AG angekündigt, die ihm rund 82 Millionen Euro einbringen wird. Mit der Kapitalerhöhung wolle man "einen Beitrag dazu leisten", um die "festgefahrene Situation um die Lancierung eines möglichen Übernahmeangebots der Highlight Communications an die Aktionäre der deutschen Constantin Medien AG zu deblockieren." Bis heute ist die Kapitalerhöhung nicht final realisiert: Dieter Hahn versucht, diese zu blockieren.

17. Juni 2017: Der große Knall. Constantin Medien erklärt per Ad-hoc-Meldung, dass man über einen Verkauf von Sport1 verhandele. In der Presse werden Sky und Axel Springer als mögliche Käufer gehandelt. Es ist eine strategische Wende um 180 Grad: Bislang wollten Fred Kogel und Dieter Hahn den Sportbereich rund um Sport1 stärken und Constantin Film verkaufen. Weil Bernhard Burgener das blockiert, soll nun Sport1 zu Geld gemacht werden. Die Situation dahinter ist ernst: Neben dem Stella-Darlehen in Höhe von 36 Millionen Euro, ist im April 2018 eine Schuldverschreibung in Höhe von 65 Millionen Euro fällig. Konkret bedeutet das: Constantin braucht Geld, notfalls eben auch durch einen Verkauf von Sport1. "Die Positionierung als Sport-only-Unternehmen ist nach unserer Einschätzung die langfristig beste und vielversprechendste Strategie" - dieser Satz von Fred Kogel von vor einem halben Jahr ist offenbar schon wieder hinfällig.

22. Juni 2017: Bernhard Burgener kritisiert auch den geplanten Verkauf von Sport1. "Eine stringente Unternehmensstrategie sieht unseres Erachtens anders aus", so Burgener gegenüber "Meedia".

5. Juli 2017: Axel Springer ist in den Verhandlungen um Sport1 laut der "FAZ" in der "Pole Position". Alles sieht danach aus, als ob sich der Medienkonzern nach N24 den nächsten TV-Sender einverleibt.

13. Juli 2017: Constantin Medien will endlich das 36-Millionen-Euro Darlehen an die Stella Finanz AG zurückzahlen, kann aber nicht. Dadurch will der Konzern endlich wieder Zugriff auf die verpfändeten Highlight-Aktien bekommen. Die 36 Millionen Euro übergibt Constantin an einen Treuhänder, doch Highlight bzw. Stella blocken noch immer. Nun müssen Gerichte entscheiden, wie es in diesem Fall weitergeht. Geliehen hat sich Constantin das Geld übrigens von der Unicredit, Ende September läuft das Darlehen aus. Spätestens dann sollte das Unternehmen das Darlehen verlängert oder eine alternative Finanzierung gefunden haben. 

17. Juli 2017: Constantin Medien erklärt nun auch offiziell, dass man den Beschluss der letzten Hauptversammlung, sich künftig auf den Sportbereich zu konzentrieren, aufheben will.

21. Juli 2017: Constantin Medien veröffentlicht seine Geschäftszahlen und ausgerechnet das Filmgeschäft drückt den Umsatz - also der Bereich, der künftig doch wieder zum Konzern gehören soll. Constantin warnt zudem vor einer Reihe von Unsicherheiten - sei es rund um den möglichen Sport1-Verkauf oder die rechtlichen Auseinandersetzungen mit Bernhard Burgener.

2. August 2017: Springer-Chef Mathias Döpfner erklärt in einer Telefonkonferenz vor Journalisten, dass ein möglicher Kauf von Sport1 derzeit "keine Priorität" habe. Der Druck auf Constantin Medien wächst damit weiter. Unklar bleibt, ob Springer wirklich kein Interesse mehr hat oder ob Döpfner einfach pokert und durch öffentlich zur Schau gestelltes Desinteresse den Preis drücken will.