Seit etwas mehr als 365 Tagen kann sich Spotify nun mit dem wohl populärsten deutschen Podcast schmücken. Obwohl - so genau weiß man das gar nicht, denn offiziell schweigt das Unternehmen beharrlich, wenn es um die Nennung konkreter Abrufzahlen von "Fest & Flauschig" geht, dem Podcast von Jan Böhmermann und Olli Schulz. Auf DWDL.de-Nachfrage wollte sich Spotify dazu jedenfalls ebenso wenig äußern wie zu technischen Ungereimtheiten, an denen sich viele Fans schon von Beginn an stören.

Und so stellt sich ein Jahr nach dem durchaus kontrovers diskutierten Wechsel von Schulz und Böhmermann - weg von Radio Eins und hin zu Spotfiy - die Frage, wie erfolgreich der Nachfolger von "Sanft & Sorgfältig" eigentlich ist, immerhin folgten von der Auftaktfolge "Aufbau West" bis zum Jubiläum "Der große Narzissmus-Test" insgesamt 44 Ausgaben, in denen die beiden nach Lust und Laune über das Leben sinnierten, das Geschehen in der Branche kommentierten und ihre Lieblings-"Die großen 5"-Listen zum Besten zu gaben.

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Einer, der anlässlich des Jubiläums zu Wort kam, ist Olli Schulz, dem DWDL.de vor einigen Tagen eine Hand voll Fragen zukommen ließ.

Herr Schulz, wie groß war der Umstieg von Radio auf Spotify und machen sich bestimmte Veränderungen bemerkbar? 

Olli Schulz: Rein praktisch hat sich erstmal wenig verändert. Das Studio wechselte und die Einschränkung, die feste Blocks mit sich bringen, fiel weg. Das Gespräch als solches ist dadurch sehr viel freier, da wir jetzt immer ein Thema ausdiskutieren können, bevor wir absetzen. Ich kann mir vorstellen, dass unsere Sendung mit dieser Änderung authentischer und einem Telefonat unter Freunden immer ähnlicher wurde. Das wird auch noch weiter dadurch verstärkt, dass wir jetzt beide von zu Hause aufnehmen können. Der größere Schritt war aber dennoch eher emotionaler Natur, schließlich hatten wir 4 Jahre bei Radio Eins, die auch sehr viel Spaß gemacht haben.

Fest & Flauschig© Spotify

Was hat Spotify überhaupt, was das Radio nicht hat und umgekehrt?

Spotify bietet mehr Spielraum, sowohl im Aufbau als auch der Dauer einer Folge. Spotify ist außerdem ein unabhängiges Unternehmen. Wir dürfen quasi alles sagen, was wir wollen, ohne uns vor der Peitsche des Rundfunkrats fürchten zu müssen. Aber das Medium Radio darf auch nicht verkannt werden. Jan und ich glauben und verteidigen auch dessen Fortbestand. Wenn ein guter Musikredakteur beim Sender ist, entdecke ich auch heute noch im Radio Schätze. Spotify schlägt einem zwar über einen Algorithmus auch Neues vor, aber es ist doch nochmal etwas anderes von einem Musikfan einen Song näher gebracht zu bekommen. Deswegen mache ich das auch so gerne im Rahmen unseres Podcasts. 

Ist der Kontakt zu den Hörern enger geworden oder ist dieser im Laufe des Jahres durch die geringere Verbreitung sogar zurückgegangen? 

Die Hörerpost hat seit dem Wechsel zu Spotify deutlich zugenommen. Man kriegt täglich Empfehlungen für Musik, Filme, Bücher und Serien, aber auch ab und an interessante Geschichten, die man in die Sendung einbauen kann, zugeschickt. Das bietet natürlich Gesprächsstoff, aber ist vor allem auch zuträglich für die Sender-Empfänger-Beziehung. "Fest & Flauschig" hat schließlich für viele mittlerweile einen gar rituellen Charakter. Man glaubt es kaum, aber von den Sachen, die man so gemacht hat, wird man vergleichsweise häufig wegen des Podcasts angequatscht. Meistens aber tatsächlich sehr nett und zurückhaltend. Ich finde es besonders schön zu hören, wenn man eine Verbindung zur Heimat darstellt. Neulich hat mich jemand angesprochen, der im Irak stationiert war und gerade wieder angekommen war.

"Natürlich stört es den Hörfluss, die Playlist zu wechseln."
Olli Schulz

Woran erinnern Sie sich im ersten Jahr gerne - und was wollen Sie im zweiten Jahr anders machen?

Gäste bringen immer eine ganz neue Dynamik in die Sendung. In diesem Jahr waren Bela B, Ralph Ruthe und Marco Göllner bei uns. Das waren alles auf ihre Art besondere Folgen. Auch unser Weihnachtszirkus im Tempodrom versprach ein toller Abend zu werden, welcher tragischerweise abgebrochen werden musste (gemeint ist der Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt am 19. Dezember 2016, Anm. der Redaktion). Ich setze mir keine großen Änderungsziele. Wir sind jetzt im sechsten gemeinsamen Podcast-Jahr und unser Fundament hat sich seitdem nicht verändert. Wir reden über alles mögliche, echauffieren uns auch mal und nehmen uns vor allem nicht all zu ernst. Deswegen, bilde ich mir zumindest ein, bleiben die Zuhörer auch bei uns. Natürlich hat man aber auch immer mal wieder neue Ideen für Einspieler und Rubriken oder eben die Intros von Marco Göllner, die seit Sommer letzten Jahres fester Bestandteil der Sendung sind.

Seit dem Start der Sendung haben Fans immer wieder auch Kritik geäußert – etwa daran, dass man "Fest & Flauschig" nicht auf dem PC hören oder die "Fidi & Bumsi"-Playlist lediglich separat abgerufen werden kann. Wie sehen Sie die Einwände?

Die beiden genannten Kritikpunkte kann ich aus Konsumperspektive tatsächlich gut nachvollziehen. Natürlich stört es den Hörfluss, die Playlist zu wechseln. Dennoch sind es meiner Ansicht nach Kleinigkeiten, über die man hinwegsehen kann, vor allem, weil Jan und ich auf diese technischen Details auch leider keinen Einfluss haben.

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Doch wie sieht nun die Zukunft von Jan und Ollis Sonntagsplausch aus? "Noch eine Sendung, dann ist der Vertrag erfüllt", scherzt Regie-Stimme Sue mit den Beiden zum Jubiläum, ehe sich Schulz freut, dass sie dann wieder frei sind und gehen können. Er möchte dann das große Enthüllungsbuch "So war mein Jahr bei Spotify" rausbringen, während Böhmermann ein Interview mit der "Bunten" eingeplant hat. Bis es aber tatsächlich soweit kommt, dürfen Fans wohl noch mit der ein oder anderen Folge rechnen. 

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