Immer mehr Kanäle und Medien kämpfen um die Aufmerksamkeit des Publikums. Kein Wunder also, dass die meisten der großen Fernsehsender in den vergangenen Jahren Quoten-Einbußen hinnehmen mussten. Es ist eine Entwicklung, die auch vor RTL, dem langjährigen Marktführer in der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-jährigen Zuschauer, nicht Halt macht. Und doch gibt es Ausnahmen: Wie das berühmte gallische Dorf wirkt "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" - jener oft belächelte Dauerbrenner, der in diesen Tagen seinen 25. Geburtstag feiert.

Zwar sind Reichweiten von vier Millionen Zuschauern und mehr, wie sie noch vor einigen Jahren eingefahren wurden, auch für die erste Dailysoap des deutschen Fernsehens längst eine Rarität geworden. Richtig ist aber auch, dass "GZSZ" mit im Schnitt fast 19 Prozent Marktanteil in diesem Jahr so erfolgreich ist wie seit 2013 nicht mehr. Und nicht selten ist die RTL-Serie gar die meistgesehene Sendung des Tages beim jungen Publikum. Nicht ganz ohne Stolz verweist RTL-Unterhaltungschef Tom Sänger deshalb darauf, dass "GZSZ" am Vorabend mitunter mehr Zuschauer erreicht als viele Primetime-Programme.

Langzeittrend: Gute Zeiten, schlechte Zeiten
Gute Zeiten, schlechte Zeiten

Tom Sänger© RTL
"'GZSZ' ist nach wie vor eine der stärksten Marken im TV-Geschäft", sagt Sänger (Foto) im Gespräch mit DWDL.de. "Jeder Sender kann sich glücklich schätzen, von Montag bis Freitag ein so starkes Format als verlässliche Programmsäule zu haben." Glücklich ist vor allem er selbst, denn einen ähnlichen seriellen Dauerbrenner hat keiner seiner Konkurrenten vorzuweisen. Dass ein täglicher Erfolg dieser Art über einen so langen Zeitraum hinweg nicht selbstverständlich ist, weiß der RTL-Mann daher nur zu gut. "Beeindruckend und zugleich strategisch wichtig ist, dass die Zuschauer in einem sehr volatilen Markt 'GZSZ' größte Treue entgegenbringen. Dank 'GZSZ' hat die Fragmentierung werktäglich um 19:40 Uhr eine 'kleine Pause'."

Zur Wahrheit gehört freilich auch, dass "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" nicht ausschließlich gute Zeiten erlebte: Vor rund eineinhalb Jahren bewegten sich die Marktanteile der Soap über einen Zeitraum von mehreren Monaten hinweg bei nur noch rund 16 Prozent - kein Drama, mindestens aber ein Alarmzeichen. Eines, aus dem die Verantwortlichen offenkundig die richtigen Schlüsse zogen. Seither ist es dem Sender und den Produzenten von UFA Serial Drama jedenfalls gelungen, die Quoten wieder auszubauen. Dass es dafür keine Garantie gibt, zeigen etwa die ARD-Soaps "Marienhof" und "Verbotene Liebe", die beide nach jeweils etwa zwei Jahrzehnten wegen schwacher Zuschauerzahlen zu einem Ende gebracht wurden.

"Immer nah am Alltag unserer Zuschauer."
RTL-Unterhaltungschef Tom Sänger

Doch worauf muss man achten, will man eine Serie über einen derart langen Zeitraum frisch halten - und wie lassen sich Durststrecken überwinden? "Figuren- und Stoffentwicklung sind bei einer täglichen Serie ein immerwährender Prozess", sagt RTL-Unterhaltungschef Tom Sänger. "Die Kunst dabei ist es, die Balance zwischen 'bewahren' und 'erneuern' zu halten. Das Besondere von 'Gute Zeiten, schlechte Zeiten' ist, dass wir starke Geschichten erzählen, die berühren, aber auch mal polarisieren und gleichzeitig immer nah am Alltag unserer Zuschauer sind." So gehe es neben den Themen "Liebe" und "Freundschaft", die Basis der Geschichtenentwicklung sind, eben immer wieder auch um gesellschaftlich relevante Themen.

Erst kürzlich befasste sich "GZSZ" mit Freitod und Mobbing unter Schülern im Internet. Dadurch bleibe die Serie "im Hier und Jetzt", wie es Sänger ausdrückt. "Und wenn Zeitgeist die Denk- und Fühlweise, also gewissermaßen die Mentalität einer Gesellschaft widerspiegelt, dann ist 'GZSZ' auch eine tägliche Serie, die den Zeitgeist immer wieder neu trifft und damit die Zuschauer emotional abholt." Sein Credo: "Alltagsnähe, aber auch Raum zum Träumen, Alleinstellungsmerkmale bei den Figuren, dem Cast und der Umsetzung bilden neben dem unglaublich engagierten und involvierten Team vor und hinter der Kamera die wichtigen Eckpunkte für den Erfolg." Ein Ende ist auch nach 25 Jahren nicht in Sicht.