Was macht eigentlich Harald Schmidt? Diese Frage kann man sich durchaus stellen, schließlich ist es still geworden um den einst vom Feuilleton gefeierten TV-Star. Fast auf den Tag genau drei Jahre nach der Ausstrahlung seiner letzten Sendung bei Sky ist Schmidt jetzt allerdings für eine halbe Stunde auf die Late-Night-Bühne zurückgekehrt. Zugegeben, eher unbemerkt, irgendwo versteckt am Programmrand des SWR Fernsehens, am Dienstagabend um 23:30 Uhr. Dort begleitet Moderator Pierre M. Krause den TV-Rentner in Frankfurt zwischen Flughafen-Bahnhof und First-Class-Lounge. 

Dass Krause hier auf Schmidt trifft, hat einen guten Grund, denn Schmidt macht sich gerade auf den Weg nach Kapstadt, wo er für nur zwei Drehtage gleich 17 Nächte an Bord des "Traumschiffs" verbringen wird. Was die Zuschauer in der knappen halben Stunde zu sehen bekommen, ist nicht minder absurd: Schmidt wundert sich über Hundehaufen auf dem Weg ("Da können wir ja gleich in Berlin drehen"), grüßt beinahe staatsmännisch andere Reisende ("Welcome to Germany") und lässt sich dabei filmen, wie er minutenlang am Geldautomaten steht und die Stückelung der Scheine auswählt.

Ebenso skurril verläuft die anschließende Suche nach dem Eingang des Lufthansa-Gebäudes, in dem die First-Class-Passagiere auf ihren Abflug warten können. Eine falsche Abkürzung – und schon befinden sich Schmidt und Krause inmitten eines ziemlich trostlosen Parkplatzes. "Das Tolle an der First Class: Luxus von Anfang an", ätzt Schmidt, während er mit dem Kamerateam verlassen irgendwo auf der Straße steht. Dass er kurz darauf den Taxifahrern vor deren Kantine zuwinkt, passt da nur allzu gut ins Bild. "Diese Menschen wurden in der Quote nie erfasst", sagt er. "Wenn das gewesen wäre, hätte ich heute noch meine Show."

Doch jammern will er nicht, betont Schmidt und erzählt lieber noch von seinen Erfahrungen auf Reisen in der ersten Klasse. "Die Verdächtigsten sind die Upgegradeten", weiß er zu berichten. "Die essen alles – Nüsschen, alles. Lesen jede Zeitschrift, die da ist. Packen auch alles ein, was es gibt, an Zahnbürsten, Schlafanzügen. Und vor allen Dingen essen vorher schon in der Lounge und nochmal komplett im Flugzeug." Während Schmidt erzählt, blitzt immer wieder das auf, wofür ihn seine Fans einst allabendlich verehrten. Schmidts Beobachtungen des Alltäglichen sind noch immer äußerst unterhaltsam. 


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Endlich in der First-Class-Lounge angekommen, gibt sich der einstige Late-Night-Star wieder betont bodenständig. Von einem Smartphone will Schmidt nichts wissen und kramt stattdessen einen alten Knochen aus seiner Tasche. "Das ist ein Handy, das der Landwirt zum Beispiel auf Föhr sich kauft, weil es aus eineinhalb Metern Höhe in die Jauche fallen kann." Zusammen mit Krause, der seine Rolle als Stichwortgeber nur selten verlässt, philosophiert Schmidt schließlich noch einen Moment lang über gemeinsame Format-Ideen, die wohl niemals ihren Weg ins Fernsehen schaffen werden.

"Die Maske des Dirty Harry muss weg", sagt er und wird wenig später von der persönlichen Lounge-Assistentin zum Wagen begleitet, der ihn zum Terminal bringt. In Wirklichkeit bleibt Schmidts Maske natürlich auch in dieser bisweilen kurios anmutenden halben Stunde am Programmrand dort, wo sie schon immer war. Nur schade, dass man inzwischen so selten etwas davon zu sehen bekommt.