Mit der Quotenmessung ist das ja so eine Sache. Im TV läuft das seit Jahren weitestgehend einwandfrei, auch wenn kleinere Sender vom bisherigen System immer schlechter dargestellt werden können. Zuletzt musste die AGF zudem zugeben, Sky kleiner gemacht zu haben, als es eigentlich ist (DWDL.de berichtete). Ansonsten läuft die Messung relativ geräuschlos und das liegt auch daran, weil es eine Währung gibt, auf die sich die Branche verständigt hat. Etwas anders sieht es da schon aus, wenn man ins Internet blickt. Hier werfen Anbieter mit vielen verschiedenen Zahlen um sich.
Schon vor einiger Zeit hat es sich die AGF daher zum Ziel gemacht, Online- und TV-Quoten miteinander zu verschmelzen. Dieses Jahr soll ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur konvergenten Quote werden. Doch während sich viele klassischen TV-Sender mittlerweile von der AGF im Online-Bereich messen lassen, sieht das bei den Anbietern, die klassisches Fernsehen streamen, ganz anders aus. Seit dem vergangenen Herbst ist Zattoo mit an Bord, seit rund zwei Jahren kooperiert man im Online-Bereich zudem mit Youtube (DWDL.de berichtete).
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Zugleich verweist Exaring auf seine unterschiedlichen Ausspielwege, in Zukunft werde man "neue hybride Angebotsformen" starten. Im Zuge dessen nennt das Unternehmen die fehlerhaften Sky-Zahlen. Dies zeige, "die immensen Herausforderungen an die Reichweitenmessung, die hybride Multi-Screen-Dienste aufgrund der zeitlich und örtlich losgelösten, entlinearisierten Nutzungsmöglichkeiten mit sich bringen". Eine Integration in die bestehenden Messsystem sei gar nicht so einfach möglich. Zu gegebener Zeit sei man aber zu Gesprächen bereit, so Exaring.
Das dürfte man nicht nur bei der AGF und der werbetreibenden Wirtschaft gerne hören, sondern auch bei den Sendern. Sie sind auf Zattoo, Magine, Waipu.tv & Co. natürlich vor allem deshalb, weil sie dort vermeintlich junge Zuschauer besser erreichen als am klassischen TV. Und wenn die Streaming-Dienste in Zukunft von immer mehr Menschen genutzt werden, kann man das gegenüber Werbekunden ins Spiel bringen. "Dauerhaft muss es das Ziel sein, dass auch diese Verbreitung in den künftigen Konvergenzstandard der AGF integriert wird, der lineare und non-lineare Nutzung miteinander verbindet", sagt Thomas Bodemer, Sprecher der Mediengruppe RTL. Zustimmung erhält Bodemer von der ProSiebenSat.1-Gruppe: "Wir möchten die Fernsehnutzung vollständig und lückenlos dokumentiert wissen", sagt eine Sprecherin des Unternehmen.
Konzentration auf eigene Angebote?
Bleibt die Frage, warum sich die Sender nicht einfach auf ihre eigenen Angebote konzentrieren, wo es ja schon heute vielfach Livestreams gibt. Dort müsste man sich dann nicht auf Streaming-Anbieter verlassen, die vielleicht gar nicht mit der AGF kooperieren wollen. Thomas Bodemer von der Mediengruppe RTL erklärt: "Nach unserer Überzeugung wird es künftig die unterschiedlichsten Plattformen für Bewegtbildangebote geben, die in Summe auf die Reichweite der jeweiligen Anbieter einzahlen. Die Erfassung der Nutzung wird dadurch zwar komplexer, als wenn sich die gesamte Nutzung bei uns z.B. auf TV Now konzentrieren würde, aber dies gehört zur Souveränität der Nutzer."
Von der werbetreibenden Wirtschaft kommt indes die Aufforderung an die verschiedenen Live-Streaming-Anbieter, an der AGF-Messung teilzunehmen. Joachim Schütz, Geschäftsführer der Organisation Werbungtreibende im Markenverband (OWM), sagt gegenüber DWDL.de: "Wichtig sind zunächst einmal Daten für die Nutzung dieser Plattformen, damit sich, wie bei anderen Angeboten auch, Leistung und Wirtschaftlichkeit vergleichbar beurteilen lassen. Alle diese Anbieter sind daher aufgefordert, sich an dem Bewegtbildprojekt der AGF zu beteiligen." Die Integration von TV- und Online-Videos in eine Bewegtbildmessung sei "unumgänglich", so Schütz.© Goldbach Germany
Nur ein einheitlicher Standard garantiert die nötige Vergleichbarkeit und Transparenz – vor allem auch für die Allokierung von Mediabudgets.
AGF-Geschäftsführer Willibald Müller
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Außer acht lassen die Betreiber dabei allerdings, dass es der AGF darum geht, eine Reichweitenwährung unter einheitlichen Bedingungen zu schaffen. So haben ja schon im Jahr 2013 alle Sender, die an der Online-Messung mit ihren Mediatheken teilnehmen wollten, einen Code in den jeweiligen Player einbauen müssen (DWDL.de berichtete). Ohne dieses einheitliche Vorgehen hat jeder Anbieter eigene Fakten und Zahlen, mit denen er zu Sendern, Werbekunden und Mediaagenturen geht.
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