Erfolgsgeschichten beginnen manchmal völlig harmlos. Wussten Sie, dass die ARD-Telenovela "Sturm der Liebe" einst mit kaum mehr als einer Million Zuschauer startete und nur mit Mühe einen zweistelligen Marktanteil verzeichnete? Das war im Jahr 2005, als sich Das Erste anschickte, seinem Nachmittagsprogramm frischen Wind zu verleihen. Die weitere Geschichte ist bekannt: Immer mehr Fans fanden Gefallen an den Herzschmerz-Geschichten rund um den Fürstenhof, sodass die Serie zeitweise sogar die fast schon unglaubliche Marke von 30 Prozent Marktanteil knackte.
Doch auch wenn diese Zeiten längst vorbei sind – selbst nach mehr als zehn Jahren schien die Marktführerschaft nicht in Gefahr zu sein. Inzwischen hat sich die Situation allerdings dann doch verändert: Im Frühjahr gelang es nämlich der ZDF-Show "Bares für Rares" erstmals, den quotenstarken Dauerbrenner auf Monatsbasis zu überholen. Mit Marktanteilen um 17 Prozent lieferten sich beide Formate damals ein enges Kopf-an-Kopf-Duell. Nun, über ein halbes Jahr später, ist das Rennen gar nicht mehr eng: Im November schaffte die Trödelshow mit Horst Lichter erstmals einen Monatsschnitt von mehr als 20 Prozent Marktanteil, während "Sturm der Liebe" bei nur noch gut 15 Prozent rangierte.
Zum Vergleich: Innerhalb eines Jahres ging der Gesamt-Marktanteil der Telenovela um fast ein Fünftel zurück, seit einem Höhenflug im Sommer 2015 beträgt das Minus sogar nahezu 30 Prozent. Dabei begann die Quoten-Entwicklung von "Bares für Rares" ähnlich unspektakulär wie einst bei "Sturm der Liebe". Als das ZDF sich im Sommer 2014 erstmals dazu entschloss, die bis dato wöchentlich programmierte Warner-Produktion in einer Daily-Version auszustrahlen, zählte der Sender nicht mal eine Million Zuschauer. Das sollte sich jedoch schnell ändern.
Langzeittrend: Sturm der Liebe
Innerhalb kurzer Zeit lagen die Marktanteile immer häufiger im zweistelligen Bereich, sodass schnell klar war, dass die Luft für das bis dato auf dem 15-Uhr-Sendeplatz ausgestrahlte und noch dazu wenig erfolgreiche Koch-Quiz "Topfgeldjäger" allmählich dünn wird. Kein Wunder also, dass aus dem anfänglichen Test inzwischen eine Dauerlösung geworden ist, die den "Sturm der Liebe" mit Spitzen-Marktanteilen von bis zu 23,7 Prozent mittlerweile ziemlich alt aussehen lässt. Knapp drei Millionen schalten in der Spitze ein und damit mehr als bei den meisten Primetime-Programmen von Sat.1 oder ProSieben.
Bei der Bavaria, verantwortlich für die Produktion von "Sturm der Liebe", hat man den Abwärtstrend mittlerweile erkannt und will nun gegensteuern: "Wir haben die Entwicklung der Marktanteile von 'Sturm der Liebe' sehr genau analysiert und werden entsprechend reagieren. Unsere Dramaturgie der langfristigen Bögen werden wir verändern und bisherige Schemata aufbrechen", sagt Bea Schmidt, Produzentin von "Sturm der Liebe" und Executive Vice President Development der Bavaria Fernsehproduktion GmbH. Das Kernthema "Romantik und Humor" wolle man aber beibehalten. "Mit einer zusätzlichen Verstärkung der emotionalen und heiteren Geschichten wollen wir dem aktuellen Quotentrend entgegenwirken."
"Bares für Rares" sorgt unterdessen auch mit seinen täglichen Wiederholungen bei ZDFneo für richtig starke Quoten: Regelmäßig knackt "Bares für Rares" hier die Millionen-Marke, sodass sich ZDFneo zu diesem Zeitpunkt mitunter weit vor kabel eins oder RTL II platziert. Hinzu kommt, dass "Bares für Rares" längst nicht nur das ZDF-Stammpublikum begeistert, sondern dem Sender inzwischen mitunter sogar bei den 14- bis 49-Jährigen zweistellige Marktanteile beschert. Der alte Trödel kommt also erstaunlich frisch daher. Dabei begann alles so harmlos. Wie bei so vielen Erfolgsgeschichten.