Vier Gameshow-Klassiker mit jeweils 60 Folgen ließ RTLplus neu auflegen - und mit dem Ergebnis ist man in Köln so zufrieden, dass der Free-TV-Sender gerade erst angekündigt hat, ab Januar in die Produktion weiterer Ausgaben einsteigen zu wollen. Das ist eine gute Nachricht, schließlich bleibt dem Fernsehen auf diese Weise eine Programmfarbe erhalten, die in den vergangenen Jahren gewiss fehlte. Nach Ansicht vieler Folgen von "Jeopardy", "Familienduell", "Ruck Zuck" und "Glücksrad" bleibt jedoch festzuhalten, dass sämtliche Formate ihr Potenzial noch nicht voll ausgeschöpft haben. Daher zehn gut gemeinte Ratschläge, wie die Shows noch unterhaltsamer werden können...
1. "Jeopardy!" ist zu einfach
Hat man dem Publikum eigentlich früher mehr Intelligenz zugetraut oder wieso sind die Antworten bei "Jeopardy!" häufig so leicht zu lösen? Der Schwierigkeitsgrad, für den sich die Redaktion entschieden hat, ist jedenfalls nicht allzu hoch, was den Ratespaß vor dem Fernseher mitunter ziemlich trübt. Dieser Eindruck erhärtet sich, wenn in den von Joachim Llambi vorgetragenen Antworten auch noch zwei oder gar drei Hinweise für des Rätsels Lösung enthalten sind. Mehr Mut zu etwas schwierigeren Fragen wäre also wünschenswert.
2. Weg mit den 10-Euro-Fragen
Die Beträge, um die bei "Jeopardy!" gespielt werden, sind zu gering. Während es im US-Original selbst bei den leichtesten Antworten um 200 Dollar geht, beginnt RTLplus in der ersten Runde mit läppischen zehn Euro. Das wirkt selbst auf einem Minisender wie RTLplus mickrig und ist schon alleine deshalb nicht genug, weil die kleinen Beträge den hinten liegenden Kandidaten kaum ermöglichen, eine Aufholjagd zu starten. Und weil die Zeit häufig nicht reicht, um sämtliche Fragen zu spielen, sind manche Kandidaten bereits dazu übergangen, mit den hohen Beträgen zu beginnen. All das mindert leider die Spannung.
3. Begrenzung der Teilnahmen
Kennen Sie Ken Jennings? Der heute 42-Jährige erlangte vor zwölf Jahren in den USA einige Bekanntheit, weil er es schaffte, ganze 74 Mal in Folge als "Jeopardy!"-Sieger hervorzugehen. In Deutschland ist das aktuell nicht möglich, weil es aus unerfindlichen Gründen eine Begrenzung der Teilnahmen gibt. Wer sechs Mal gewinnt, darf nicht mehr wiederkommen. Dadurch beraubt sich RTLplus der Möglichkeit eines großen Presse-Echos. Angenommen, ein Kandidat schafft es immer und immer wieder ins Finale, dann wäre das sicherlich für so manche Schlagzeile gut. Diese lässt man sich auf diese Weise jedoch durch die Lappen gehen.
4. Inka Bause muss strenger werden
Dass sich Inka Bause nur schwer mit Werner Schulze-Erdel vergleichen lässt, ist hinlänglich bekannt - und streng genommen auch kein Problem, weil ihr Umgang mit den Kandidaten-Teams für eine eigene Note im "Familienduell" sorgt. Dass sie ihren Familien stets auf Augenhöhe begegnet, ist in aller Regel positiv. Allerdings sollte die Moderatorin an manchen Stellen dann doch mehr sein als nur die gute "Freundin". Besonders wenn mal eine offenkundig schlechte Antwort gegeben wurde, kann das auch mal beim Namen genannt werden.
5. Den Zuschauer nicht vergessen
Wenn man das "Familienduell" am Vorabend schaut, hat das Fernsehprogramm nicht zwangsläufig die ungeteilte Aufmerksamkeit der Zuschauer. Umso bedeutsamer ist es, diesen Aspekt nicht zu vergessen: Wenn also im Finale die Punkte für die einzelnen Antworten auf der Wand erscheinen, dann wäre es durchaus ratsam, diese auch vorzulesen: "... sagten auch: 23 Leute". Wer beim Abendbrot kurz auf den Teller schaut, verpasst sonst schnell mal, wie es denn eigentlich steht. Genauso wichtig ist es, die gesuchte Top-Antwort zu nennen, sollte sie von den Kandidaten nicht erraten worden sein. Wird sie nicht verraten, macht das Mitraten plötzlich nur noch halb so viel Spaß.
6. Kein Geld für Trostpreise?
In den früheren "Familienduell"-Zeiten erhielten die Familien, die im Finale nicht den Hauptgewinn schafften, zumindest ein kleines Trostpflaster, in dem die in der Vorrunde erspielten Punkte in Euros umgerechnet wurden. So kamen zumindest ein paar hundert Euro zusammen. Sofern das Budget dadurch gesprengt wird, wäre doch zumindest ein kleiner Trostpreis drin. Ganz zu schweigen, vom "Werner in Gold" für die Verlierer der Vorrunde. Legendär auch, wie einst bei "Ruck Zuck" ein "Parker"-Spiel an das unterlegene Team ging. Das hätte zumindest etwas mehr Charme, als die Kandidaten mit vollkommen leeren Händen nach Hause zu schicken - und ein kleiner Sponsor wird sich dafür doch sicher finden lassen.
7. Etwas weniger grell, bitte
Man muss schon einigermaßen schmerzfrei sein, um über einen längeren Zeitraum die Farben zu ertragen, in denen insbesondere das Studio-Design des "Glücksrads" gehalten ist. Mit viel lila, rosa und blau wirkt es, als handle es sich um eine Barbie-Version des Gameshow-Klassikers. Verständlich, dass sich RTLplus von den Farben des Sat.1-Balls abgrenzen wollte, doch eine etwas weniger grelle Optik stünde dem "Glücksrad" durchaus gut zu Gesicht. Aktuell kommt die Show dadurch - gerade im Vergleich zu früher - sehr unpersönlich daher. Hier sollte idealerweise einmal zum Farbtopf gegriffen werden, wenn die Produktion der zweiten Staffel beginnt.
8. Mehr Ruhe fürs "Glücksrad"
Die drei "Glücksrad"-Kandidaten spielen insgesamt drei Runden - wozu es da eine Schnellraterunde braucht, in der bestimmt wird, wer von ihnen anfangen darf, will nicht so recht einleuchten. Ginge es um einen kleinen Geldbetrag, dann besäße die Schnellraterunde zumindest eine gewisse Relevanz. Dass das "Superspiel" mit gleich fünf zu erratenden Begriffen im Gegenzug komplett fehlt, ist schade - und vor allem der etwas knapp bemessenen Sendezeit geschuldet, die stets unnötig viel Hektik aufkommen lässt. Wenn das "Glücksrad" ohnehin schon in Doppelfolgen versendet wird, wäre es wohl stimmiger gewesen, gleich eine 45-Minuten-Version zu produzieren, in der sich sämtliche Elemente wiederfinden, die den Klassiker über all die Jahre hinweg ausmachten.
9. Schlimme Schnitte
Bislang hält sich RTLplus mit den Werbepausen arg zurück, was den aus Sendersicht eher unglücklichen Nebeneffekt hat, dass die Sendungen zu wenig einprägsamen Uhrzeiten starten. Wirklich störend sind allerdings die äußerst schlecht reingeschnittenen Moderationen vor und nach jedem Werbeblock. Die harten Schnitte fügen sich nicht gut ein und wirken stets wie ein Fremdkörper. Dann doch lieber komplett weglassen.
10. Überdenkt die Programmierung
Das Mitraten macht ohne Zweifel Spaß, doch abwechslungsreicher wäre es, würden die Gameshows nicht im besagten Doppelpack auf Sendung gehen. Dass jede Sendung unmittelbar nach der Verabschiedung ein zweites Mal läuft, mutet kurios an. Dabei sind die Formate stark genug, um nicht im Sinne des vermeintlichen Audience Flows mit jeweils zwei Folgen am Stück programmiert zu werden. Vier Sendeplätze - vier Shows: Das wäre eine wohltuende Abwechslung, insbesondere im Vorabendprogramm. Und wie wäre es eigentlich, "Ruck Zuck" & Co. im RTL-Hauptprogramm nicht am Wochenende zu verstecken, sondern ihnen einen schönen Sendeplatz am Vormittag zu spendieren, wo angesichts durchwachsener Scipted-Reality-Quoten ohnehin kein großer Schaden angerichtet werden kann? Daily-Gameshows sollten täglich laufen und nicht wöchentlich. Es käme auf einen Versuch an.