Die wichtigste Nachricht zuerst: Nach jahrelanger Durststrecke hat der Vorabend des Ersten die Todeszone endgültig verlassen. Die Quizschiene um 18:00 Uhr, die im vorigen Jahr den Soap-Dauerbrenner "Verbotene Liebe" ablöste, erwies sich nicht als Strohfeuer, sondern mauserte sich zum beachtlichen Hit. Während das "Quizduell" zuletzt eher eine Nebenrolle spielte, aber in abgewandelter Form mittlerweile recht beachtlich einen wöchentlichen Sendeplatz bespielt, waren es vor allem "Gefragt - gejagt" und "Wer weiß denn sowas?", auf die sich der Sender verlassen konnte. Zuletzt brachte es das Ratespiel mit Kai Pflaume sogar mehrfach auf mehr als 17 Prozent Marktanteil und rückte damit selbst den alteingesessenen ZDF-"Sokos" auf die Pelle.
Von der erstarkten Show-Schiene profitierten aber auch die anschließenden Serien, die mittlerweile durchweg ohne das "Heiter bis tödlich"-Label auskommen müssen. An drei von vier Tagen sind hier inzwischen zweistellige Marktanteile drin. So war das "Großstadtrevier" dank des Rückenwinds so erfolgreich wie seit Jahren nicht mehr, "Hubert und Staller" steigerten sich auf neue Bestwerte und mit den "jungen Ärzten" aus "In aller Freundschaft" hat man ebenfalls einen verlässlichen Quotenbringer etabliert. Die Probleme im Tagesprogramm liegen inzwischen an anderer Stelle - etwa zur Mittagszeit, wo das "ARD-Buffet" wahrlich seine besten Zeiten hinter sich hat. Gleiches gilt für die Zoo-Geschichten, die längst im einstelligen Marktanteils-Bereich angekommen sind und ihrer Wachablösung entgegensenden.
Doch zurück zu den Vorabend-Shows, denen noch ein anderer Erfolg gelang: Sie alle schlugen sich nämlich auch als Primetime-Version äußerst gut - selbst das in vielerlei Hinsicht unspektakuläre "Paarduell", das am Vorabend vergleichsweise blass wirkte, brachte es am Samstagabend auf nahezu fünf Millionen Zuschauer. Ein positiver Nebeneffekt für den Sender, der sich ansonsten mit nennenswerten Show-Neustarts zurückhielt, sieht man mal von Jörg Pilawas interaktiver Sendung "Spiel für dein Land" ab. Diese schnitt mit zuletzt mehr als vier Millionen Zuschauern aber zumindest ganz respektabel ab. Zusammen mit "Frag doch mal die Maus", "Verstehen Sie Spaß?" und "Klein gegen Groß" kann sich der Sender am Samstagabend auf gleich vier Shows verlassen, die im Übrigen auch beim jungen Publikum erfolgreich sind.
Auch hier sticht die Pflaume-Show übrigens heraus: Mit in der Spitze mehr als acht Millionen Zuschauern ist "Klein gegen Groß" in der zurückliegenden Saison der größte Hit am Show-Himmel gewesen. Mit dem "Bitte melde dich"-Verschnitt namens "Wo bist du?" konnte Kai Pflaume in der kalten Jahreszeit hingegen nicht den gewünschten Erfolg landen. Völlig enttäuschend verlief unterdessen der Versuch, dem "Musikantenstadl" als "Stadlshow" neues Leben einzuhauchen. Das Ergebnis war peinlich, die Quote schlecht - und das Aus letztlich unausweichlich. Mit "Beatrice Egli - Die große Show der Träume" scheiterte gerade erst auch ein weiterer Versuch, im Schlager- und Volksmusik-Bereich eine jüngere Programmfarbe zu etablieren. Wie gut, dass sich die ARD auf Florian Silbereisen verlassen kann, dessen "Feste" sich weiterhin ungetrübter Popularität erfreuen.
Will man aber den verlässlichsten Quotenbringer des Senders benennen, dann kommt man nicht am "Tatort" vorbei. Mit im Schnitt mehr als neun Millionen Zuschauern pro Woche war auch in der zurückliegenden Saison wieder Verlass auf die Krimi-Reihe, auch wenn's im Vergleich zum Vorjahr leichte Einbußen gab. Als große Enttäuschung entpuppte sich vor allem der Doppelpack mit Til Schweiger, der sogar Gefahr lief, vom "Bergdoktor" geschlagen zu werden. Umso besser kam dagegen der "Tatort" aus Münster an, der mal eben für die höchsten Marktanteile seit über 20 Jahren sorgte. Donnerstags ist Das Erste inzwischen ebenfalls verstärkt dazu übergegangen, Krimis zu programmieren, noch allerdings mit schwankenden Quoten. Hier wird es nun in erster Linie darauf ankommen, die richtigen Schlüsse zu ziehen.
Gleiches gilt im Übrigen für die Vielzahl an Comedyformaten, mit denen sich die ARD am späten Donnerstagabend bisweilen selbst im Weg steht, wie wir bereits vor einigen Wochen analysiert haben. Der "Satire-Gipfel" ragt heraus, "extra 3" und "Ladies Night" schlagen sich solide, doch ansonsten besteht noch Luft nach oben. Das gilt auch für den späten Dienstagabend, der nach dem Wechsel von Sandra Maischberger auf den Mittwoch bislang ziemlich planlos daherkommt. Spielfilme oder Reportagen von Reinhold Beckmann brachten den Sender hier noch nicht voran. Maischberger schlägt sich dagegen auf ihrem neuen Sendeplatz besser als Anne Will, die sich wiederum am Sonntagabend nach dem "Tatort" aus Quotensicht etwas schwerer tut als ihr Vorgänger Günther Jauch, der ihr einst den Sendeplatz stibitzte. Eine große Überraschung ist das allerdings nicht.