Schon 2009 hat Hubert Burda Media die Mehrheit am Koch-Sender tv.gusto übernommen, der bis dahin noch zur Hälfte in der Hand des Gründers und Geschäftsführers Jörg Schütte war. Doch integriert hat Burda tv.gusto, das später zu BonGusto wurde, lange Zeit nicht so recht. Das hat sich erst im Frühjahr vergangenen Jahres geändert. Schütte gab damals die Geschäftsführung ab, der Sender zog um nach München, wo unter der Leitung von Hans Fink und Guido Bolten gerade die Bewegtbild-Aktivitäten unter dem Namen BurdaStudios neu geordnet wurden.

Damit rückte BonGusto näher an die ganze Burda-Infrastruktur und hat nicht zuletzt nun auch Zugriff auf größere Produktionskapazitäten, schließlich sind in BurdaStudios Pictures unter anderem auch Focus TV oder die Video-Factory eingegangen. Diese neue Möglichkeiten will BonGusto künftig verstärkt für sich nutzen, wie Frank Horlbeck, der den Sender seit dem Umzug nach München als Channel-Manager verantwortet, im Gespräch mit DWDL.de sagt. Die Zahl der Eigenproduktionen soll ausgeweitet werden - und dabei geht es nicht nur darum, in einer Studio-Küche das Kochen abzufilmen - was natürlich auch weiterhin Teil des Programms bleiben wird. Geplant sind darüber hinaus aber beispielsweise Reportagen und Magazine, die sich etwa den Trend-Themen "Regionale Küche" und Bio widmen sollen. In Gesprächen ist man auch bereits mit Youtubern, die sich schon dem Thema Kochen widmen und die man ins TV-Programm holen will.

Eine besonderes Aushängeschild feiert schon in der kommenden Woche seine Premiere: Dann zeigt BonGusto erstmals eine in Ultra-HD-Qualität produzierte Sendung - ganz nach dem Motto "Das Auge isst mit". In einer Folge der Reihe "Meine Familie & ich tv Gastspiel" kochen Ex-Skirennläufer Markus Wasmeier und Jörg Götte, Küchenchef der Burda-Zeitschrift "Meine Familie & ich". Aufgezeichnet wurde die Sendung im altbayerischen Wasmeier Freilichtmuseum am Schliersee - auch die Bilder des Voralpenlandes in Ultra-HD-Qualität sollen also für optische Highlights sorgen. Und damit auch die Gerichte Ultra-HD-tauglich wurden, haben die Food-Stylisten mit Pinzette, Lebensmittelfarbe und Glyzerintropfen eine Extra-Schicht eingelegt. Kleines Problem: BonGusto selbst wird nur in HD verbreitet. Doch dafür hat man sich Astra / HD+ als Partner an Bord geholt, das seit einigen Monaten den Kanal UHD1 betreibt. Dort wird die Sendung am kommenden Mittwoch, 17. Februar um 18:15 Uhr parallel zur Ausstrahlung bei BonGusto in Ultra-HD-Qualität zu sehen sein.

Neben der Verstärkung der Eigenproduktionen hat sich Horlbeck für BonGusto aber auch nochmal auf dem internationalen Formatmarkt umgesehen. Von einer zweiten Programm- und Qualitätsoffensive spricht er, nachdem im Herbst bereits ein ganzer Schwung neuer Formate ins Programm genomen, um erklärtermaßen auch jüngere Zuschauer zu erreichen. Gelingen soll das beispielsweise mit "Carnival Eats". Es ist eine kulinarische Reise über amerikanische Jahrmärkte, bei der man unter anderem darüber staunen kann, was sich so alles frittieren lässt. Das ist schnell geschnitten und durchaus auch etwas trashig - doch gerade auch deswegen wittert Horlbeck hier Kultpotential.

Allgemein will der Sender nicht nur mit Kochen in Verbindung gebracht werden, Horlbeck sieht BonGusto viel mehr als Sender fürs Thema "Erleben und Genießen". Reisen, Abenteuer, Prominente sind neue Schwerpunkte - natürlich jeweils in Verbindung mit dem Kulinarischen. Dafür hat man sich unter anderem das Format "Hollywood and Vines" gesichert, das von Jason Priestley und Terry David Mulligan präsentiert wird, die sich von mehr oder weniger kundigen US-Stars wie George Clooney, Morgan Freeman oder Julianne Moore Wein-Tipps geben lassen und rund um den Globus zu Weinregionen fliegen. Ein Mix aus den Themen Reisen und Essen ist "One Night Stand": Die Französin Anne Sibonney fliegt darin jeweils in eine Stadt, die sie eine Nacht lang kulinarisch erkundet: Von der Happy-Hour über ein hochklassiges Abendessen bis zum Morgensnack in Frühstücksbars. Auch beim ZDF ist BonGusto übrigens fündig geworden und hat sich die Reihe "Beef Buddies" gesichert.

Bei BonGusto blickt man inzwischen aber auch über den Tellerrand des eigenen Senders hinaus. Schon im Herbst hatte man angekündigt, gerne auch für andere Sender produzieren zu wollen.  Offiziell zu verkünden gibt es hier zwar noch nichts, man sei aber mit mehreren Sendern in Gesprächen und in einem Fall auch kurz vor dem Abschluss. Doch eine Marke wie BonGusto hat nach Horlbecks Überzeugung auch das Potential, außerhalb des Fernsehens zu funktionieren. Bei einem Kochsender drängt sich die Herausgabe von Kochbüchern tatsächlich förmlich auf. BonGusto plant hier eine ganze Reihe, die sich jeweils der Küche einzelner Länder widmet. Dazu bringt man passend auch gleich noch eine CD mit der zum jeweiligen Land passenden musikalischen Unterhaltung heraus. Und auch die Veranstaltung von Gourmet-Reisen hat man bei BonGusto ins Auge gefasst. "360-Grad-Ansatz" heißt das zugehörige Marketing-Schlagwort.

""Print und Digital sind bei Hubert Burda Media bekanntlich hervorragend vernetzt. Und innerhalb der Burda Studios, zu denen ja Bon Gusto gehört, entwickeln wir den KnowHow-Transfer zwischen Free-, Pay- und Digital-Redaktionen weiter. Damit ist das Thema Food noch breiter aufgestellt", sagt Guido Bolten, Geschäftsführer und Chefredakteur der BurdaStudios Pictures.

Um all die Pläne zu bewältigen, hat BonGusto sein Team in den letzten Monaten auch personell leicht aufgestockt. Im Oktober kam Marina Ruhsi als Kommunikations-Chefin, Stefanie Lüdemann unterstützt das Team seit November in Sachen Kundenakquise. Sie war zuvor bei Burda Intermedia im Bereich Online-Marketing und crossmediale Vermarktung tätig. Apropos Vermarktung: Um Werbekunden künftig auch Leistungswerte liefern zu können, will BonGusto noch in diesem Jahr offiziell Einschaltquoten erheben lassen. Gespräche mit der AGF zum Erwerb einer Senderlizenz laufen derzeit.