Discovery Communications
Bereits im Jahr 2013 benannte Discovery Communications Westeuropa als wichtigsten Wachstumsmarkt. Der global tätige Pay-TV-Konzern sah in den lange Zeit als gesättigt betrachteten Märkten zur Überraschung weiter Teile der Branche wieder Potenzial. In den zurückliegenden Monaten wurde deutlich, dass diesen strategischen Planungen auch ganz konkrete Taten folgen: Discovery hat Eurosport inzwischen vollständig übernommen und integriert. Zusammen mit Liberty Global übernahm Discovery zudem das internationale TV-Produktionshaus All3Media, so dass man mit Filmpool Fiction, Filmpool Entertainment und zusammen mit BBC Worldwide auch via Tower Productions im deutschen TV-Produktionsgeschäft aktiv ist.
Mit den drei Sendern Dmax, Eurosport und TLC ist Discovery zur dritten privaten Free-TV-Gruppe in Deutschland geworden. Zweifelsohne erfüllt der frei empfangbare Frauensender TLC in Deutschland bislang längst nicht die Erwartungen. Schwestersender Eurosport sorgte dafür im Sommer für umso größere Schlagzeilen: Discovery hat seinem europäischen Sportsender die Rechte an den kommenden Olympischen Spielen ab 2018 gesichert. Neben der Ausspielung im linearen Fernsehen sollen die Premium-Rechte der Marke Eurosport auch online einen Schub geben. ARD und ZDF hatten zunächst das Nachsehen – und müssen jetzt mit Discovery über den Erwerb einzelner Übertragungsrechte verhandeln.
Während andere Fernsehkonzerne nur zögerlich investieren oder aber zum digitalen Gemischtwarenladen abseits des Kerngeschäfts werden, investiert Discovery nicht zuletzt auch in Deutschland in die drei Kernbereiche des Fernsehens: Broadcasting, Produktion und Rechtehandel. Es sind Investments mit klarer Strategie und einem Bekenntnis zum Medium, die in der Branche die Neugier geweckt haben, wie hoch hinaus Discovery Communications in Europa noch möchte.
Jan Böhmermann
2015 ist sicher nicht das erste Jahr, in dem Jan Böhmermann sich als TV-Aufsteiger empfohlen hat. Sollte es jedoch noch irgendwelche Restzweifel gegeben haben, wie ernst es dieser Polizistensohn aus Bremen-Vegesack mit dem Medium meint, so wurden sie dieses Jahr ebenso eindrucksvoll wie endgültig zerstreut. Was Böhmermann zur Medienethik beitrug, ist nicht zu unterschätzen. Allem voran natürlich im März mit dem berühmt-berüchtigten #varoufake, der sich rasch als #varoufakefake entpuppte. Vordergründiges Tamtam um einen Stinkefinger statt ernsthafter Auseinandersetzung mit einem komplexen Thema – Böhmermanns Satiretruppe führte den ARD-Talk "Günther Jauch" vor, traf aber auch all die anderen, die im Sinne populärer Verdaulichkeit lieber simplifizieren als ihrer journalistischen Verantwortung gerecht zu werden.
Man muss sich bei Böhmermanns Äußerungen im "Neo Magazin Royale", auf Twitter oder YouTube schon die Mühe machen, zwischen dem puren Gag um des Gags willen und der tieferen Botschaft mit moralischem Hintergrund zu unterscheiden. Keiner switcht so schnell zwischen beidem hin und her und verzichtet dabei bewusst auf herkömmiche Etiketten wie der Digitalspartenentertainer. Dieses Jahr hat er sich nachhaltig als Anti-de-Maizière etabliert: Er spricht auch jene Dinge aus, die sein Publikum oder seine Auftraggeber verunsichern könnten. "Immer wenn der Rundfunkrat tagt, stirbt irgendwo auf der Welt eine gute Idee für junge Zuschauer", war Anfang September nur einer von vielen Kritikpunkten, als ARD und ZDF ihren Finanzbedarf bei der KEF anmeldeten.
Zum Glück scheinen die ZDF-Oberen trotzdem zu wissen, was sie an Böhmermann haben. "Die Fans suchen Böhmermann. Sie finden das ZDF über ihn und nicht umgekehrt", gab Intendant Thomas Bellut gerade erst im DWDL.de-Interview zu Protokoll. Das ist so, weil kein anderer Fernsehmacher die Medienzukunft heute schon so selbstverständlich lebt wie Böhmermann und sein Team bei der Kölner bildundtonfabrik – vom Periscope-Streaming der wöchentlichen Hashtag-Konferenz (ein Halbsatz, den bestimmt nicht alle Rundfunkräte verstehen) bis hin zur klaren inhaltlichen Haltung, ohne die alle hippen Social-Media-Kanäle nur seelenlose Technik wären.